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26.12.2017 | 13:07 | Solarinsolvenz 

Solarworld-Pleite: Freiberg hat turbulentes Jahr hinter sich

Freiberg - Der Hype um den Brief an Angela Merkel war gerade verflogen, da geriet Freiberg diesmal unverschuldet erneut in aller Munde: Die Pleite des Solartechnik-Unternehmens Solarworld im Mai versetzte der Silberstadt vorübergehend einen Tiefschlag.

Solarworld
Erst der Brief mit der Rechnung für Flüchtlings-Integration an Kanzlerin Merkel, dann die Solarworld-Krise: Freiberg hat ein bewegtes Jahr hinter sich. Im kommenden Jahr sollen andere Akzente gesetzt werden. (c) solarworld
«Für uns war Solarworld kritisch», gibt Oberbürgermeister Sven Krüger (SPD) rückblickend im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur zu. «Es gab große Sorgen um die Arbeitsplätze. Es bestand ja die Gefahr der kompletten Schließung.»

Sieben Monate später hat sich die Aufregung gelegt. Mit stark abgespeckter Belegschaft und Alt-Eigentümer Frank Asbeck als neuem Investor arbeitet Solarworld wieder. «Wie man hört, gab es einen relativ erfolgreichen Neustart», sagt das Stadtoberhaupt.

In der Bilanz ist er ganz zufrieden: Von einst 1.200 Mitarbeitern im Freiberger Werk des Unternehmens sind dort noch ungefähr 300 beschäftigt. Bis auf rund 100, die noch in der Transfergesellschaft sind, seien alle anderen in neuen Jobs untergekommen.

«Es hatte keine Auswirkungen auf die Arbeitslosenstatistik», sagt Krüger. Die Statistik von Ende November gibt ihm Recht. Bei rund 42.000 Einwohnern gibt es in der Stadt 20.629 Arbeitsplätze, gut 300 mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. 1.575 Arbeitslose bedeuten eine Quote von 5,4 Prozent, die damit weit unter den 6,0 Prozent für den gesamten Freistaat Sachsen liegt. «Freiberg hat immer Krisen bewältigt», sagt Krüger.

Seit zwei Jahren ist der 44-Jährige Oberbürgermeister der Silberstadt Freiberg, nachdem er zuvor als Kämmerer die Finanzen der Großen Kreisstadt im Landkreis Mittelsachsen verwaltet hatte. Angesichts seiner Kenntnisse über die Haushaltsführung ließ der diplomierte Bankbetriebswirt eigens eine Kostenstelle für die Kosten der Integration von Flüchtlingen und Asylbewerbern einrichten - und schuf damit die Grundlage für den Aufsehen erregenden Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Im März hatte die Stadt ein zweieinhalbseitiges Schreiben und eine Rechnung mit detaillierter Kostenaufstellung über fast eine dreiviertel Million Euro ans Kanzleramt geschickt. Neun Monate später gibt es aus Berlin noch immer keine Reaktion. «Wir haben bis heute keine Eingangsbestätigung. Es gibt bis heute kein Antwortschreiben», berichtet Krüger. Er ist enttäuscht über das Schweigen aus der Hauptstadt. «Ich hätte mich schon über eine Antwort gefreut.»

Dennoch sei die Aktion nicht umsonst gewesen, sagte Krüger. «Es sind so manche Dinge passiert.» So gebe es vom Freistaat Sachsen für den kommenden Haushalt rückwirkend für 2015 erstmals äquivalente Beiträge, wenngleich Kommunen wie Freiberg noch nicht auskömmlich finanziert würden. «Für jeden Euro, den wir bekommen, geben wir drei Euro aus», betont Sven Krüger.

Die Integrationsarbeit hat die Stadt nach seiner Ansicht aber vorangebracht. Die Förderbedingungen seien verbessert worden und es gebe eine Wohnsitzzuweisung für Flüchtlinge. Es wurden Kita-Plätze geschaffen, von denen allen Freiberger profitierten.

«Wichtig ist ein friedvolles Zusammenleben aller Freiberger», sagt der Oberbürgermeister. Dazu hat auch der neu eingerichtete Stadtordnungsdienst mit acht Mitarbeitern beigetragen. «Das Sicherheitsgefühl ist gestiegen, die Kriminalität nicht weiter angewachsen und vielleicht sogar leicht zurückgegangen.»

Im Jubiläumsjahr 2018 nun will Freiberg andere Akzente setzen. Von Januar an werden der erste Silberfund vor 850 Jahren und die erste urkundliche Erwähnung vor 800 Jahren gefeiert. Mit den Jubiläen will die Stadt auch den Tourismus ankurbeln. Zwar gebe es ein Plus von acht Prozent in den ersten zehn Monaten 2017 bei den Übernachtungszahlen.

Von Zahlen wie sie beispielsweise Eisenach als Stadt von vergleichbarer Größe aufweise, sei man noch meilenweit entfernt. «Wir sind noch nicht da, wo wir hin wollen», bekennt der Oberbürgermeister. Die TU Bergakademie als älteste Montan-Universität der Welt hat Freiberg zwar international bekannt gemacht, touristisch aber wenig Wirkung.

Das Silber, das die Stadt und in der Folge auch Sachsen reich gemacht hat, soll als Markenname in den Mittelpunkt gerückt werden. Freiberg will mehr Silber- als Universitätsstadt sein, die Feierlichkeiten stehen unter dem Motto «Silberrausch». Krüger: «Silber ist unsere Identität. Wir sind die Silberstadt. Das wollen wir stückweise mehr hervorheben.»
dpa
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