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14.12.2014 | 07:07 | Wenig Insolvenzen 2014 

Ursachen der letzten Firmenpleiten

Frankfurt/Main - Weltbild, Prokon, Strenesse, Metz - die Liste der großen Insolvenzen des Jahres 2014 ist überschaubar, aber prominent bestückt.

Windanlagen-Finanzierer
(c) proplanta
Auch Deutschlands «Traumschiff» geriet in einem konjunkturell grundsätzlich recht soliden Jahr in schweres Fahrwasser.

An billigem Geld jedenfalls mangelte es den Unternehmen nicht, schließlich hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen im Euroraum quasi abgeschafft. Oft führten hausgemachte Probleme die Unternehmen in die Krise.

Beispiel Weltbild: Mit Erotikliteratur fing im Herbst 2011 der Niedergang des Verlages an. Dass ausgerechnet ein von der katholischen Kirche getragenes Medienunternehmen Geld mit Erotikangeboten oder Esoterikbüchern macht, sorgte für Schlagzeilen und stürzte die Augsburger Verlagsgruppe in eine tiefe Krise.

Dazu kam ein strukturelles Problem, wie die Experten von Creditreform bekräftigen: «Offenbar war auch die Übermacht des Internets zu groß.» Im Wettbewerb mit Online-Giganten wie Amazon hatte es Weltbild zunehmend schwer mit seinem eher klassischen Katalog-Versandhandel. Knapp 1.000 Stellen fielen der Umstrukturierung zum Opfer, mittlerweile ist der Verlag an einen Investor verkauft.

Für viel Wind sorgte die Prokon-Insolvenz - bis in die Spitzen der Politik in Berlin: Zur Finanzierung von Windrädern hatte sich das Unternehmen Geld von Kleinanlegern geholt und hochriskante Genussrechte ausgegeben. Zehntausende Anleger ließen sich mit jährlich bis zu acht Prozent Zinsen locken.

Mitte Januar 2014 meldete Prokon Insolvenz an. Die 75.000 Anleger, die insgesamt 1,4 Milliarden Euro zur Verfügung stellten, zittern seither um ihr Geld. Doch die Prokon-Pleite hatte ein Gutes: Die Bundesregierung sah sich genötigt, Anleger besser vor hochriskanten und unseriösen Finanzprodukten zu schützen und brachte dazu ein neues Gesetz auf den Weg.

Wenig überrascht zeigten sich Experten indes von der Insolvenz des TV-Herstellers Metz im November: Der Wettbewerb in der Elektronikbranche ist hart - offensichtlich zu hart für ein fränkische Traditionsunternehmen wie Metz, das seine Fernseher noch immer in Deutschland produziert.

Den harten Preiskampf bekam auch der Offenbacher Fernbus-Pionier DeinBus.de zu spüren: Ausgerechnet in Zeiten des Bahnstreiks, die der Schienen-Konkurrenz Scharen neuer Kunden bescherte, eröffnete das Amtsgericht Offenbach Anfang November das Insolvenzverfahren.

Insgesamt verloren 2014 aber deutlich weniger Menschen ihren Job durch die Pleite ihres Arbeitgebers. Nach den Zahlen von Creditreform waren 264.000 Beschäftigte und damit 7,4 Prozent weniger als 2013 von einer Insolvenz betroffen. Zum Vergleich: Im Krisenjahr 2009 gingen gar 521.000 Arbeitsplätze verloren. Denn eigentlich war 2014 ein gutes Jahr für Unternehmen: Wenn die Wirtschaft läuft, sind die Kassen von Firmen besser gefüllt.

Gleichzeitig kamen sie wegen der Mini-Zinsen günstig an frisches Geld. So mussten mit 23 800 Firmen 8,9 Prozent weniger als 2013 und so wenige wie seit 15 Jahren nicht mehr den Gang zum Amtsgericht antreten.

Schon 2015 könnte sich der bei Firmen seit 2010 anhaltende positive Trend aber umkehren. Nach Einschätzung von Creditreform wird die Zahl der Unternehmenspleiten im kommenden Jahr wieder leicht auf 25.000 Fälle zunehmen. Eine ähnliche Prognose hatten kürzlich die Kreditversicherer veröffentlicht. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) begründet den Pessimismus vor allem mit Schwierigkeiten im Export: Der Euroraum entwickle sich wesentlich schwächer als erwartet.

Hinzu komme eine abflauende Konjunktur in China und die Krise in Russland. Auch in Deutschland läuft es derzeit nicht rund. Creditreform-Hauptgeschäftsführer Volker Ulbricht fürchtet: «Das schwache letzte Halbjahr ohne Wachstum wird Spuren zeigen.» (dpa)
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