Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
15.01.2010 | 09:39 | DLG-Wintertagung 

Agrarwirtschaft: Den technischen Fortschritt fördern

Berlin - „Die Gesellschaft braucht einen Staat, der Technologiezugang und technischen Fortschritt ermöglicht und der sich bei der Sicherheitsprüfung an wissenschaftlichen Standards orientiert“.

DLG-Wintertagung 2010
(c) proplanta
Dies forderte der Präsident der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) Carl-Albrecht Bartmer auf der Wintertagung in Berlin. Für den DLG-Präsidenten ist der technische Fortschritt ein unverzichtbares Werkzeug in den Händen landwirtschaftlicher Unternehmer. „Daher muss er gefördert werden.“ Technologie und Innovation seien die Kernbestandteile für eine wirtschaftliche Entwicklung im ländlichen Raum. Bartmer hält darüber hinaus den technischen Fortschritt für eine notwendige Bedingung, um die großen Herausforderungen einer dynamisch wachsenden Welt zu meistern. Eine tiergerechte und ökologisch verantwortliche Produktivitätssteigerung sei nur über moderne und standortangepasste Technologien zu erreichen. „Sie versetzt die Landwirtschaft in die Lage, diese Herausforderungen nachhaltig und ressourceneffizient zu meistern“, betonte der DLG-Präsident. „Einen überzeugenden Gegenentwurf hat bis heute niemand präsentiert.“
 
Die Produktivität zu steigern sei ein Teil des Spannungsbogens. Den anderen Teil sieht Bartmer in der Nachhaltigkeit des Wirtschaftens, von den Ressourcen bis zu den wichtigen Schutzgütern dieses Planeten. „Der einzige, wirklich zu vermehrende Faktor, ist Wissen und Können“, so der DLG-Präsident. Nur damit könnten die Knappheiten der endlichen Ressourcen kompensiert werden. Ein breit angelegtes und hoch effektives Forschungswesen habe Deutschland in die heutige hervorragende Wettbewerbsposition gebracht. In den letzten Jahren sei dieser Vorteil im Agrarbereich wie Schnee in der Sonne dahin geschmolzen. „Es ist nicht nur eine gesellschaftliche Anforderung, es ist die Erkenntnis über eine strategische Schlüsselwissenschaft „Agrar“ in den kommenden 100 Jahren, die es notwendig macht, in eine effiziente und effektive Agrarforschung zu investieren, öffentlich wie privat. Die Agrar- und Ernährungswirtschaft stehe in den nächsten Jahren vor erheblichen Herausforderungen. Dabei erhalte die Zukunftsbranche „Agrar“ eine Schlüsselstellung. „Sie wird diese meistern können, wenn sie sich in einem Dreieck aus Unternehmertum, Innovation und gesellschaftlicher Verantwortung bewegt“, erklärte Bartmer.
 
Weiterentwicklungen in der Tierhaltung und -fütterung, in der Pflanzenzüchtung, im Pflanzenschutz, in der Landtechnik und nicht zuletzt in der Betriebsstruktur sollten nach Ansicht des DLG-Präsidenten nicht Gegenstand nationaler oder mitunter regionaler Sonderwege sein, auch nicht öffentlicher Konsensverhandlungen. „Sie sind das Ergebnis von wirtschaftlichen Prozessen in einem Rechtsrahmen, der wissenschaftlich basiert den Schutz von Mensch, Art und Natur zu gewährleisten hat.“
 
Ordnungspolitische Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen eine Landwirtschaft Zukunftsbranche sein kann, ist nach Ansicht von Bartmer eine der vornehmsten Aufgaben des Staates in einer sozialen Marktwirtschaft. Einkommenssichernde Eingriffe wie ein Sonderprogramm Milch zählten dazu ebenso wenig wie Feinjustierungen am Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG). Diese seien in der Einkommenswirkung überschaubar und unpräzise. „Die Überwälzung auf die knappsten Faktoren, also Quotenpreise und im Fall Biogas die Bodennutzungskosten, beweisen dies.“ Die sich daraus ergebenden Verzerrungen zwischen den Betriebszweigen zeigten die Begrenztheit möglicher politischer Einflussnahmen. Der Staat sei nicht zuständig und wäre auch überfordert, in die Agrarpreisbildung einzugreifen. Interventionskäufe, Exportsubventionen oder Produktionsquotierung hält der DLG-Präsident für ein Festhalten am Althergebrachten und nicht als Antwort auf Jahrhundertherausforderungen. Vielmehr sollte sehr offen über ein neues, nachhaltiges europäisches Agrarmodell diskutiert werden. Es sei strategisch notwendig, ein solches Agrarmodell als Leitlinie zukünftiger Agrarpolitik zu definieren. Dies müsse nicht nur auf eine EU-Finanzperiode nach 2013, sondern vielmehr auf eine Agrarwirtschaft als Zukunftsbranche ausgerichtet sein. Agrarmodelle, die als Argument für bevorzugte Betriebs- und Stallgrößen, für die restriktive Verfügbarkeit von modernen Technologien und nicht zuletzt als Vehikel zur Gestaltung einer „Bilderbuch-Landwirtschaft“ genutzt werden, hält er für falsch.
 
Der DLG-Präsident sieht ein Dilemma darin, wenn Bewirtschaftungskonzepte nicht nach dem Stand des Wissens und der Technik, sondern nach Wünschen einer Öffentlichkeit ausgerichtet werden, die die Opportunitätskosten durch den Verzicht auf zeitgemäße Technologien nicht kennt, in ihren Wünschen nicht immer verlässlich ist und es auch angesichts finanzieller Restriktionen in einer Finanz- und Wirtschaftskrise kaum sein kann. „Wir brauchen einen Ausweg aus dem Dilemma nicht mehr zeitgemäßer Bewirtschaftungskonzepte“, betonte Bartmer. Diese würden die Existenzgrundlage ländlicher Räume, die eine wirtschaftliche sein muss, gefährden. Vitale ländliche Räume entstünden nicht durch Dienstleistungen untereinander. „Vitale ländliche Räume entstehen durch wettbewerbsfähige Produkte, die überregional und international verkauft werden können.“ (dlg)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken