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12.01.2014 | 14:08 | Grüne Woche 2014 

Landwirte zwischen Agribusiness und Tierwohl

Berlin - Für Hans-Peter Friedrich wird es eine Premiere, bei der traditionell Ausdauer zählt: Beim Eröffnungsrundgang auf der Grünen Woche erwarten den neuen Bundeslandwirtschaftsminister von der CSU am kommenden Freitag (17. Januar) Probierhäppchen und kleine gefüllte Gläser im Minutentakt.

Grüne Woche 2014
(c) proplanta
Eigentlich geht es auf der Leitmesse der internationalen Ernährungswirtschaft in Berlin aber natürlich um größere Produktionsmengen.

Die globale Nachfrage trägt das Geschäft auch der deutschen Bauern. Die Branche, die sich schon selbstbewusst «Agribusiness» nennt, startet denn auch einigermaßen optimistisch ins Jahr. Tierhaltungs- und Umweltstandards rücken stärker ins Visier.

«Die Stimmung und das Investitionsklima sind relativ positiv», heißt es beim Bauernverband, der seine Prognosen lieber vorsichtig formuliert. Trotz einiger Wetterkapriolen fiel die Getreideernte 2013 positiv aus, allerdings gingen die Erträge tausender Hektare beim Sommerhochwasser in mehreren Bundesländern verloren.

Aktuell sind Getreidepreise auf den Märkten wieder empfindlich gesunken, wie der Verband registrierte. Milchbauern sehen nach Einbußen dagegen wieder eine positive Tendenz bei den Preisen, die sie am Hoftor bekommen.

Insgesamt arbeiten die meisten Betriebe aktuell auf solider Basis. Der Gewinn, der als Durchschnittseinkommen je Arbeitskraft berechnet wird, stieg 2012/13 auf 42 800 Euro, das waren rund 3.600 Euro mehr als im Wirtschaftsjahr zuvor. Davon sind aber noch Investitionen zu bezahlen.

Generell werden für die Ernährungsbranche Exporte immer wichtiger, von denen der Löwenanteil nach wie vor in andere EU-Länder geht. Kritiker prangern jedoch den Bau großer «Agrarfabriken» an, die Fleisch für Exporte produzieren sollten. Am 18. Januar haben Umwelt- und Tierschutzgruppen zu einer Demonstration in Berlin aufgerufen.

Wenn es um Investitionen geht, schauen die Landwirte auch auf die politischen Rahmenbedingungen. Da ist die Energiewende, bei der die neue schwarz-rote Bundesregierung einige Weichen umstellen will. Wenn Stromtrassen über ohnehin knappe Anbauflächen geführt werden sollen, pochen Bauern auf bessere Entschädigungen. Andererseits setzen viele Betriebe auch darauf, sich mit dem Anbau von Energiepflanzen ein stabiles zweites Standbein zu schaffen.

Die Verbraucherzentralen und das Umweltbundesamt wollen auf der Grünen Woche analysieren, welche Spuren die Landwirtschaft in Böden und Gewässern hinterlässt.

Viele Kunden interessieren sich außerdem zusehends dafür, unter welchen Bedingungen Tiere gehalten werden. Dafür soll in diesem Jahr ein Anreizsystem von Ernährungswirtschaft und Handel starten, das höhere allgemeine Standards bei Schweinen und Geflügel honoriert.

«Das hat den Vorteil, dass man höhere Tierwohlleistungen in die Fläche bringen kann», sagt der Generalsekretär des Bauernverbands, Bernhard Krüsken. Dabei geht es um kein neues Logo. Landwirte sollen einen Kostenausgleich aus einem Fonds bekommen, wenn sie freiwillig besondere Bedingungen schaffen - etwa beim Platzangebot im Stall.

Gemeinsam werben Branche und Politik seit längerem dafür, dass hochwertige Lebensmittel auf Dauer nicht als Schnäppchen zu haben sind. Allerdings stiegen die Preise für Nahrung in deutschen Supermärkten zuletzt schon stärker als die allgemeine Teuerungsrate.

«Die Zeiten, in denen die Lebensmittel Inflationsbremse Nummer eins waren sind vorbei», sagt Bauernpräsident Joachim Rukwied und verweist auf die weltweit gestiegene Nachfrage.

Auch in den kommenden Monaten sollten sich Verbraucher zumindest auf moderat steigende Preise einstellen, erwartet die Branche. Über das Ausmaß dürfte auch der harte Wettbewerb im Handel entscheiden.

Bei den Landwirten komme allerdings ohnehin nur ein Bruchteil davon an, heißt es beim Bauernverband - vom Verkaufspreis eines Brötchens landeten zwei Prozent beim Bauern. (dpa)
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