Der Wissenschaftler der Tierärztlichen Hochschule Hannover beobachtet eine sich verschärfende öffentliche Meinung zum Thema Tierschutz. So würden „statt Tierschutz inzwischen Tierrechte gefordert“. Diese Radikalisierung greife weit in die Umwelt- und Sozialethik ein. Besonders im Geflügelbereich verdichteten sich die moralischen Ansprüche an die moderne Haltung von Tieren.
Ergänzend zu den politisch-gesellschaftlichen Grundsatzaspekten setzten sich die rund 180 Teilnehmer der vollständig ausgebuchten Veranstaltung mit konkreten Praxisfragen auseinander. Robert Pottgüter, Lohmann Tierzucht, stellte zukunftsfähige Fütterungsstrategien für Legegeflügel nach Wegfall der Schnabelbehandlung vor.
Die Legehennenhaltung in Deutschland und in Europa stehe vor der Herausforderung, dass das Kürzen der Schnäbel der Tiere mittelfristig sehr wahrscheinlich nicht mehr möglich sein werde. Das kann nach Pottgüter Angaben „zu mehr Verletzungen, Kannibalismus und Federpicken“ führen.
Um diese negativen Beeinträchtigungen in Grenzen zu halten, sei das Futter wichtig, stelle aber nur einen Teilbereich dar. Für Legehennen ideal ist laut Pottgüter eine mehlförmige Futterstruktur, welche die Tiere möglichst lange mit dem Fressen beschäftigt. Zugleich sei so eine sehr gleichmäßige Futter- und Nährstoffaufnahme gewährleistet. Auch die vorhandene Einstreu diene den Tieren als Beschäftigungsmaterial. Deshalb sollte die Fütterung dazu beitragen, eine möglichst trockene und lockere Einstreu zu erhalten.
Über Antibiotika-Resistenz berichtete Bernd-Alois Tenhagen, Bundesinstitut für Risikobewertung (
BfR) Berlin. Dabei ging es um den Themenkomplex „ESBL beim Geflügel“ und dessen Bedeutung für den gesundheitlichen Verbraucherschutz. Das Kürzel ESBL bezeichnet ein Enzym, mit dem bestimmte Bakterien die Wirkung von
Antibiotika deaktivieren.
Die zunehmende Verbreitung Cephalosporin-resistenter Keime bei Mensch und Tier nannte der BfR-Experte „besorgniserregend“. Cephalosporine gehören zu den Breitband-Antibiotika. In der öffentlichen Wahrnehmung werde Geflügel eine wichtige Rolle bei der Verbreitung der resistenten Keime zugeschrieben. Anhand mehrerer Studien schilderte Tenhagen die komplexen Übertragungswege und zeigte weitere, deutlich über die Tierhaltung hinausgehende Reservoire und Infektionsquellen – einschließlich der Interaktion zwischen Menschen.
Als Kooperation zwischen DLG-Geflügelausschuss und Friedrich-Löffler-Institut (FLI) findet die DLG-Geflügeltagung alle zwei Jahre statt. (dlg)