Wenn der Himmel mitspielt: Das gesamte 181. Oktoberfest war vor allem vom Wetter bestimmt. «Wir hatten eine Herbstwiesn», zog der Wiesnchef und zweite Münchner Bürgermeister Josef Schmid (CSU) am Freitag eine vorläufige Bilanz. Teils regnerisches und kühles Wetter machte vor allem den Schaustellern zu schaffen. Am Freitag strömten dann bei Sonnenschein die Menschen zum Festgelände. «Wir haben schon viele Gäste auf die Wiesn», sagte Schmid am Mittag.
Bereits die Nacht auf den Feiertag war unruhig. Die Bundespolizei registrierte so viele Einsätze wie in keiner Wiesn-Nacht zuvor; es gab Schlägereien, und Betrunkene mussten von den Gleisen gerettet werden. Für die Festleitung ist aber schon jetzt klar: «Es war eine entspannte Wiesn. Wir werden keinen neuen Besucherrekord haben.» Die 6,4 Millionen Besucher vom vergangenen Jahr werden bis zum Sonntag wahrscheinlich nicht erreicht. Aber: «Insgesamt sind wir auf hohem Niveau. Wir brauchen nicht einen Rekord.»
Wichtiger sei eine «Wiesn für jedermann». Etwa seien in diesem Jahr mehr Rollstuhlfahrer gekommen. Seit Jahren bemühen sich Wirte und Schausteller um ständige Verbesserungen bei der Barrierefreiheit. Mehr Gäste als im vergangenen Jahr kamen nach erster Schätzung auf die «Oide Wiesn», den besonders von Tradition und Brauchtum geprägten Teil des Volksfestes.
Die Besucher tranken heuer weniger Bier als im Vorjahr, wie Schmid nach einer
Umfrage bei den Wirten berichtete. Immerhin war es nicht so kalt und unfreundlich, dass Glühwein ausgeschenkt wurde - auch das hat es in früheren Jahren schon gegeben.
Das Hoch «Josef», das laut Wiesnchef nur zufällig dessen Vornamen trug, hatte bereits am vergangenen Wochenende für regen Andrang gesorgt. Doch mit dem abziehenden «Josef» verließen auch den Festleiter die Kräfte: Auf seiner ersten Wiesn als Chef ereilte ihn prompt der Wiesn-Katarrh - so wie viele andere auch. «Da gibt es keinen Bonus vom Herrgott für den Festleiter.»
Für die Bundespolizei in München war der Start ins lange Wiesnwochenende der «stressigste Einsatztag»: Hilfeleistungen und Gewaltdelikte hielten rund 250 Beamte in der Nacht zum Freitag im Dauereinsatz. Im Hauptbahnhof prügelte ein 28-jähriger einen 29-Jährigen krankenhausreif - der Täter sollte am Freitag dem Haftrichter vorgeführt werden. Zwei Betrunkene stießen zwei andere, mit über 2 Promille ebenfalls volltrunkene Männer ins Gleis - gegen sie wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.
Ein 40-Jähriger mit 3,3 Promille Atemalkohol urinierte im Hauptbahnhof aufs Gleis, beleidigte Bahnmitarbeiter und verübte einen Kopfstoß. Am Haupteingang streckten zwei betrunkene Frauen eine Passantin mit Faustschlägen und Tritten nieder. Ein 62-Jähriger Betrunkener stürzte am S-Bahnhof Leuchtenbergring allein ins Gleis. (dpa/lby)