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16.07.2009 | 19:46 | Konsumverhalten  

„Billig ist eben nicht besser“

München - Für viele Landwirte in Bayern stellt sich inzwischen die blanke Überlebensfrage, weiß der bayerische Landjugendpfarrer Günther Werner angesichts des Preiseinbruchs bei Agrarprodukten.

Kleingeld
(c) proplanta
Es gilt, mit kreativen Ideen Marktnischen zu besetzen, und kirchliche Bildungsarbeit könnte dabei helfen. 


Herr Werner, in der bayerischen Landwirtschaftspolitik ist der »bäuerliche Familienbetrieb« ein Kernbegriff. Wie lange noch?

Werner: Unsere oft kleinräumige Landschaftsstruktur ermöglicht keine großindustrielle Landwirtschaft. Bayern ist ohne die Bauernfamilien mit ihren gewaltigen landschaftspflegerischen und gesellschaftlichen Leistungen nicht vorstellbar. Trotzdem stellt sich für viele von ihnen inzwischen die blanke Überlebensfrage.


Woher bläst der scharfe Wind?

Werner: Die Erzeugerpreise für Fleisch oder Ackerbauprodukte fallen drastisch. Der Milchpreis ist total eingebrochen. Die Bauern können den Spagat zwischen immer höherem Aufwand und immer niedrigeren Erlösen nicht mehr bewältigen. Dazu kommt als zusätzliches Problem die Erteilung von Patenten auf Tiere und Pflanzen. Das fördert die Abhängigkeit von Konzernen, ohne messbaren Nutzen zu bringen. 


Wie kann sich die Kirche einbringen?

Werner: Die bäuerliche Landwirtschaft steht für eine schöpfungsorientierte Lebensweise mit christlichem Hintergrund. Das verdient die volle kirchliche Unterstützung. Konkret gesprochen: Kirchliche Bildungsarbeit muss den Landwirten helfen, mit kreativen Ideen Marktnischen zu besetzen oder weitere Standbeine zu entwickeln.  


Nämlich?

Werner: Zum Beispiel als Energiewirt, Direktvermarkter, Ferienhof oder Veredelungsbetrieb. Dafür ist vor allem die Persönlichkeitsbildung wichtig. Die meisten Landwirte neigen immer nur zu praktischen betrieblichen Seminaren. Das reicht aber nicht. Entscheidend wird die Bereitschaft zu neuen Ideen sein, die Fähigkeit, lebenslang dazuzulernen.


Das sind Chancen kirchlicher Bildungsarbeit. Wie können die Verbraucher den Bauern helfen?

Werner: Das Grundproblem ist die Haltung vieler Verbraucher: Billig ist besser. Manche Produkte wie etwa die Milch können gar nicht so billig produziert werden, wie man sie derzeit kaufen kann. Den Leuten muss bewusst werden, dass in einem solchen System irgendjemand betrogen wird. Eine unmittelbare Auswirkung des Verbraucherverhaltens auf die Preisentwicklung gibt es aber nicht. Das sind langfristige Prozesse und weltweite Einflüsse. (bbv)
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