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29.04.2009 | 21:41 | Schweinegrippe  

Ägyptens Islamisten nutzen Schweinegrippe aus

Kairo - In der arabischen Welt ist bislang kein einziger Fall von Schweinegrippe registriert worden.

Schweinegrippe in Ägypten
(c) proplanta
Dennoch hat die Krankheit in der Region eine heftige Debatte ausgelöst, die teilweise groteske Züge trägt. Denn glaubensstrenge muslimische Politiker, aus deren Sicht das Schwein ohnehin ein unreines Tier ist, das man nicht essen darf, wittern nun eine günstige Gelegenheit, um den ungeliebten Ringelschwanzträgern den Garaus zu machen. Dass alle international anerkannte Experten sagen, die Krankheit werde gar nicht vom Schwein auf den Menschen, sondern von Mensch zu Mensch übertragen, ficht sie in ihrer Anti-Schwein-Kampagne nicht an.

«Die Schweinegrippe ist gefährlicher als die Wasserstoffbombe!», warnt die ägyptische Muslimbruderschaft am Dienstagabend auf einem Gesundheitssymposium in Kairo. Kurz zuvor hat ihre Parlamentsfraktion gemeinsam mit den Abgeordneten der Nationaldemokratischen Partei (NDP) von Präsident Husni Mubarak für eine Empfehlung gestimmt, die vorsieht, dass unter Aufsicht des Landwirtschaftsministeriums binnen weniger Tage alle 350.000 Schweine des Landes getötet werden sollen.

In einigen Provinzen wurden schon Dutzende von Schweinen gekeult. Die Schweinezüchter, die alle der christlichen Minderheit angehören, sollen vom Staat für die getöteten Tiere finanziell entschädigt werden. Doch entweder trauen die Schweinebesitzer dem Braten nicht, das Geld reicht ihnen nicht, oder sie wollen sich partout nicht von ihren Tieren trennen. Denn diese liefern ihnen nicht nur Schinken, sondern fressen auch den organischen Abfall aus den stinkenden Gassen der Müllsammler-Viertel von Kairo. Die Zeitung «Al-Masry Al-Yom» berichtet in ihrer Ausgabe vom Mittwoch, einige Schweinezüchter hätten ihre Tiere aus Angst vor den Todesspritzen der staatlichen Veterinäre in die Wüste getrieben, um sie dort zu verstecken.

Um die Angehörigen der christlichen Gemeinden, zu denen rund neun Prozent der ägyptischen Bevölkerung gehören, dazu zu bringen, ihre Schweine im Dienste der Gesundheitsvorsorge zu opfern, sollen Regierungsvertreter auch schon bei der koptischen Kirchen angeklopft haben. Die Priester wollen das Schwein aber noch nicht auf die «Schwarze Liste» setzen.

Gesundheitsminister Hatem al-Gabali warnt jetzt davor, die notwendige Debatte über die Gefahren der Schweinegrippe auf eine Kampagne gegen das Schwein zu reduzieren. «Es geht nicht nur um das Schwein», zitiert die staatliche Nachrichtenagentur MENA den Minister. Al-Gabali schließt zwar nicht aus, dass Ägyptens Schweine demnächst die Wohnviertel verlassen müssen oder möglicherweise sogar gekeult werden. Gleichzeitig ermahnt er seine Landsleute jedoch, sich durch häufiges Händewaschen vor Grippeviren zu schützen. Auch sollen sie auf die Tradition der Begrüßungsküsse verzichten, die in Ägypten sowohl unter Muslimen als auch unter den Christen weit verbreitet sind ist. Gegen diese Küsse haben normalerweise weder die koptischen Priester noch die muslimischen Geistlichen etwas einzuwenden. Denn üblicherweise küssen sich nur Frauen untereinander und Männer untereinander. (dpa)
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