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09.05.2010 | 03:43 | Lebensmittelsicherheit 

AGES klärt Salmonellen-Ausbruch ab

Wien - Seit 17. Februar 2010 häufen sich Erkrankungsfälle, die durch den Salmonellenstamm Salmonella Mbandaka verursacht werden. Aufgrund dieser Häufung hat das Bundesministerium für Gesundheit die AGES beauftragt, diesen Ausbruch abzuklären.

AGES klärt Salmonellen-Ausbruch ab
Bis zum heutigen Datum sind 44 Personen in ganz Österreich, außer dem Burgenland, betroffen. Von den 44 laborbestätigten Fällen einer Infektion mit Salmonella Mbandaka konnten bislang 32 Personen befragt werden. Davon zeigten 19 Krankheitssymptome einer Darminfektion; 13 Personen erkrankten nicht an der Infektion. Zum Vergleich: Im Vorjahr wurden fünf durch diesen Salmonellenstamm verursachte Erkrankungen registriert.


Wie funktioniert die Ausbruchsabklärung

Die AGES ist laufend mit der Präventionsarbeit zur Verhinderung von lebensmittelbedingten Infektionskrankheiten betraut. Eine wesentliche Aufgabe besteht darin, sowohl durch die molekulargenetische Feintypisierung des Infektionserregers als auch durch die Erhebung epidemiologischer Daten Ausbrüche, d. h. Häufungen von Erkrankungsfällen, die in einem Zusammenhang stehen, rasch zu erkennen, um damit für die lokalen Gesundheitsbehörden eine Grundlage für gezielte Präventionsmaßnahmen zu schaffen. In der AGES-Referenzzentrale für Salmonellen werden die Isolate (Bakterienstämme z. B. aus Blutproben, Stuhlproben) erkrankter Personen auf die Art des Erregers hin untersucht und genauestens bestimmt (z. B. genetischer Fingerabdruck). Diese Verfahren werden auch für Lebensmittel-, Tier- und Futtermittelisolate angewandt. Die so gewonnenen, sehr präzisen Daten werden miteinander verglichen; in Zusammenschau mit den epidemiologischen Daten lässt sich so die Quelle der krankmachenden Keime belegen.

In den meisten Fällen werden Salmonellen über kontaminierte Lebensmittel aufgenommen. Wie die bisherigen Untersuchungen der Infektionsepidemiologen/-innen, den „Krankheits-Detektiven“ der AGES zeigten, zeigt sich bei den Erkrankungsfällen eine Häufung beim Verzehr von Eiern bzw. von Speisen aus ungenügend erhitzten Eiern (Kuchenteig, Eierspeise). Die Eier stammen aus verschiedensten Beständen in Österreich. Gezielte Beprobungen erbrachten vorerst den Erregernachweis in Staubproben aus Hühnerställen. Derzeit werden auch die verwendeten industriell hergestellten Futtermittel beprobt. Ziel der noch laufenden Ermittlungen ist, die Quelle der Verunreinigung zu eruieren.


Risiko-Lebensmittel im Visier der Lebensmittelkontrolle

Bei verzehrsfertigen Produkten, also jenen, die nicht mehr gekocht oder gebraten werden, ist das Risiko naturgemäß höher, dass sie Keime enthalten, die eine Erkrankung verursachen können. Daher wird im Rahmen der amtlichen Lebensmittelkontrolle besonderes Augenmerk auf derartige Produkte gelegt. Für Salmonellen gibt es jedes Jahr vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) angeordnete Schwerpunktaktionen. Es ist jedoch unmöglich, jedes einzelne Produkt, das in die Verkaufsregale gelangt, zu untersuchen und jede Kontamination eines Lebensmittels zu entdecken, bevor es zu den Verbraucher/-innen gelangt. So erklärt sich, dass jedes Jahr Menschen erkranken können, weil sie ein mit Bakterien kontaminiertes Lebensmittel gegessen haben. In den überwiegenden Fällen verläuft eine lebensmittelbedingte Krankheit harmlos; für Personen mit einem schwachen Immunsystem (z. B. sehr alte Menschen, Kleinkinder, Schwangere) können die Folgen aber auch schwerwiegend sein.


Wie Verbraucher/-innen vorbeugen können

Sehr oft treten Probleme mit Keimen erst im Haushalt auf, bei zu langer oder falscher Lagerung oder wenn Hygieneregeln nicht eingehalten werden. Wichtig ist daher: Lebensmittel, insbesondere Fleisch, Geflügel, Eier sollen gut abgekocht und im gekochten Zustand nicht über mehrere Stunden bei Raumtemperatur aufbewahrt werden. Schwangere sollten auf Speisen, die rohe Eier enthalten, generell verzichten. Großes Augenmerk muss bei der Speisenzubereitung neben der Küchenhygiene auf durchgehende Kühlung der Rohprodukte gelegt werden. Kühlschranktemperatur nicht über +4° C einstellen, Kühlkette beim Transport nicht unterbrechen (im Sommer Kühltasche verwenden).

Das Auftauwasser von gefrorenem Fleisch sollte sofort in den Ausguss geleert und heiß nachgespült werden. Nach dem Hantieren mit rohem Geflügelfleisch ist das gründliche Waschen der Hände unverzichtbar, bevor andere Küchenarbeiten begonnen werden. Sämtliche Arbeitsflächen und -geräte, die mit rohem Geflügel oder rohen Eiern in Kontakt waren, mit Spülmittel und heißem Wasser reinigen. Frisch zubereitete Speisen, sofern sie nicht sofort verzehrt werden, abkühlen lassen und anschließend unverzüglich im Kühlschrank aufbewahren. Salmonellen werden durch Einfrieren nicht abgetötet. In sauren Medien sterben die Salmonellen rasch ab; gebräuchliche Desinfektionsmittel töten sie innerhalb weniger Minuten.


Österreich erfolgreich bei Salmonellenbekämpfung

Im Jahr 2009 wurden an der nationalen Referenzzentrale für Salmonellen in der AGES 2829 humane Erstisolate analysiert. Zum Vergleich: 2002 waren es noch 8405, der Rückgang beträgt somit 66 Prozent. Dies beruht zum einen auf der Umsetzung des Zoonosegesetzes (epidemiologische und mikrobiologische Abklärung von lebensmittelbedingte Ausbrüchen), zum anderen auf Maßnahmen im Legehennenbereich. Neben der verpflichtenden Impfung von Legehennen gegen S. Enteritidis (ab einer Betriebsgröße von 350 Tieren) besteht seit 2009 ein Vermarktungsverbot von Eiern (Verkauf als „Ess-Eier“) aus S. Enteritidis und / oder S. Typhimurium positiven Legehennenherden. (ages)
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