«Diese können die Situation noch verschlimmern», sagte der für
Infektionskrankheiten zuständige Professor Thomas Schneider vom Uniklinikum Charité am Montag in Berlin der Nachrichtenagentur dpa. «Wenn die Bakterien durch das Antibiotikum in großem Umfang zerfallen, werden vermehrt Gifte aus den Bakterien freigesetzt», erklärte Schneider. «Dann kann es häufiger zu Komplikationen wie dem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) kommen.» Das umfasst Blutarmut und Nierenschäden.
Das Gift greife die Darmschleimhaut sehr stark an und zerstöre rote Blutkörperchen, was wiederum Folgen für die Nieren habe. Diese reichten bis zum akuten Nierenversagen. Im schlimmsten Fall benötige ein Patient eine Dialyse. Generell sei es wichtig, viel zu trinken, um den Flüssigkeits- und Salzverlust nach Durchfällen auszugleichen. Auch das Robert Koch-Institut (RKI) rät EHEC-Patienten von der Einnahme von
Antibiotika ab.
Wer mehrere Tage lang blutigen Durchfall habe, solle sich unbedingt bei seinem Arzt oder in einem Krankenhaus melden, empfahl Schneider. «Wenn man die schlimmste Form hat, nicht zu spät ins Krankenhaus kommt und alles ordnungsgemäß abläuft, kann man das in der Regel ganz gut abfangen.» Langzeitschäden seien in der Regel nicht zu erwarten, es sei denn, die Nieren seien schon vor der Erkrankung geschädigt gewesen.
EHEC-Infektionsherd möglicherweise noch aktiv
Nach Angaben des Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) ist die Infektionsquelle für die EHEC-Durchfallerkrankungen möglicherweise noch aktiv. Deutschlandweit seien inzwischen mehr als 40 Menschen vom lebensbedrohlichen hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) betroffen, das von dem Darmbakterium verursacht wird. Dabei kann es zu Nierenversagen, Blutarmut durch den Zerfall roter Blutkörperchen und einen Mangel an Blutplättchen kommen.
Die schweren Erkrankungen, die auch von blutigen Durchfällen begleitet seien, häuften sich seit der zweiten Maiwoche. Es treten nach RKI-Angaben vom Montag weiterhin neue Fälle auf. Erkrankt seien vor allem Menschen in Norddeutschland. Ein RKI-Team ist den Angaben zufolge in Hamburg, wo bislang rund 30 HUS-Fälle gemeldet wurden.
Sowohl die schweren Verläufe in einem kurzen Zeitraum als auch die betroffenen Altersgruppen seien untypisch, erläuterte die Behörde. Erkrankt seien zurzeit auffällig viele erwachsene Frauen.
Bisher konnte laut RKI kein konkretes Lebensmittel als Infektionsquelle identifiziert werden. Verbraucher könnten das Risiko einer EHEC-Infektion aber minimieren, indem sie alle Lebensmittel vor dem Verzehr mindestens zehn Minuten lang auf 70 Grad erhitzen.
Alle Menschen mit Durchfall sollten darauf achten, dass strikte Hände-Hygiene eingehalten wird. Personen mit blutigem Durchfall sollten umgehend einen Arzt aufsuchen. (dpa)