Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
25.02.2020 | 17:03 | Smart Farming 

Die Landwirtschaft verändert sich – und zwar im Eiltempo

Dass sich im Privaten sowie in Industrie, Produktion, Fertigung und natürlich im Büro alles rund um  die Digitalisierung dreht, ist längst kein Geheimnis mehr. Doch inwiefern springen auch Landwirte auf den Traktor der technischen Hilfsmittel in der Landwirtschaft auf?

Smart Farming
Bild vergrößern
Wie oft sehen die Bewohner des Stalles ihren Landwirt künftig wohl noch? Smart Farming und weitere technische Optionen sorgen dafür, dass der Bauer sich zunehmend häufiger hinterm Computer befindet und nicht im Stall. (c) proplanta
Digitale Optionen treffen auf mechanische Hilfsmittel

Die Digital-Farming-Kampagne der Bundesregierung hat viele technisch affine Landwirte dazu ermutigt, in das sogenannte Smart Farming zu investieren. Das heißt, dass die Aufgaben eines Landwirts zunehmen technisiert wurden: Gleichbleibend ablaufende Aufgaben übernehmen jetzt Roboter und Drohnen. Seilwinden und Kettenzüge, die die schwere Arbeit erleichtern sollen, können im Idealfall direkt ins smarte Gesamtkonzept integriert werden. Der Anbieter Transprotec bietet an dieser Stelle nicht nur Kettenzug und Seilwinde an, sondern erklärt auch, dass die Energie- und Datenübertragung für mobile Verbraucher zum Leistungspaket dazugehört.

Ansatzweise haben sich aus der zunehmenden Technisierung bereits Veränderungen für die Lebensmittelproduktion ergeben. Dass die einzelne Kartoffel sich „meldet“, wenn sie die richtige Normgröße für die Pommes-Produktion hat, ist noch nicht der Fall. Denkbar sind solche Entwicklungen dennoch, schließlich liefert die Digitalisierung punktgenau und tagaktuell Informationen, beispielsweise zu speziellen Acker-Teilbereichen. Diese Informationen sowie die kleine Segmentierung des Ackerbereichs können dann dazu verwendet werden, punktuell über den Erntezeitpunkt zu informieren, um die Produktion der Lebensmittel zu verändern.

Diese Vorteile sehen Landwirte in der Digitalisierung


Es gibt ganz unterschiedliche Gründe, warum es sinnvoll sein kann, die Digitalisierung als technische Veränderung zu begreifen, die auch in der Landwirtschaft zu Vorteilen führt. Vor allem in puncto Dokumentation und Effizienz ist der Einsatz technischer Hilfsmittel, beispielsweise von Drohnen eine große Hilfe. Auch dem Ansehen der Landwirtschaft verhelfen neuere Techniken zu einem besseren Stellenwert im Berufsalltag. Doch was bedeutet das im Detail?

Zeitersparnis. Die Automatisierung schafft Raum für technische Finessen

Während Roboter, Drohnen und eigenständig fahrende, landwirtschaftliche Maschinen viele Arbeitsschritte übernehmen, die zum zeitraubenden Standard wurden, bleibt dem Landwirt mehr Zeit für Innovationsgedanken. Smart Farming setzt die Daten, die automatisiert erhoben werden, in eine effiziente Nutzung um. Das wiederum bedeutet: Aus dem Flug der Drohne wird ein Dokumentationsindex über den Zustand der Felder. Dieser wiederum wird mit den Ergebnissen korreliert, die die GPS-gesteuerten Erntemaschinen einfahren. Und schon ist eine Komplettauswertung denkbar – ohne händisches Zutun.

Agrardrohne im EinsatzBild vergrößern
Eine Drohne kann einem Landwirt in Windeseile Informationen zu landwirtschaftlich genutzten Flächen liefern. Diese Fläche abzufahren wäre deutlich aufwendiger. (c) proplanta

Optimierung. Ein IT-Partner ist nötig, um Daten gesammelt verfügbar zu machen

Die Landwirtschaft hat sich damit nicht nur vom Pferdegespann zum autonom fahrenden Mähdrescher entwickelt, sondern gibt diesem automatisiert betriebenen Gerät auch noch die Information mit auf den Weg, welche Pflanzenernte gerade eingebracht werden sollte – für einen noch passenderen Erntevorgang. Was dazu im Vorfeld nötig ist, ist der Weg der Landwirte hin zu einem Dienstleister aus der IT-Branche. Dieser muss es verstehen, Geo-Daten, Telematik-Informationen sowie die Angaben des Wetterdienstes so gekonnt zu verquicken, dass eine bestmögliche Datenlage der Ausgangspunkt für die Entscheidungen der „neuen“ Landwirte ist.

Individualisierung. Die Datenerfassung sorgt für punktgenaue Futtermengen

Für den Laien, der zunächst nur einen Blick auf die Milchpulver-Tank- bzw. Milch-Zapfsäule wirft, wird auf den ersten Blick nicht klar, wie die Tiere individuell verpflegt werden können auf diese doch recht unpersönliche Art und Weise. Dabei bietet gerade die Milchpulver-Tank-Anlage, die bei der Aufzucht von Kälbern von großer Bedeutung ist, eben den Vorteil, dass die Tiere genau so viel Futter bekommen, wie viel sie brauchen. Der Tagesbedarf wird mit Blick auf das Alter und die Körpermaße berechnet. Gespeichert sind die Daten auf einem Chip. Dieser regelt die Futtermenge für jedes Tier, das an die automatisierte Futterstelle tritt.
Milch-ZapfsäuleBild vergrößern
In den modernen Milchviehhaltung sorgen Computerchips dafür, dass die Kälber Futter in ausreichendem Maß an der Milch-Zapfsäule erhalten. (c) proplanta

Zu viel für ein Tier gibt es nicht. Auch wenn ein Tier gar kein Futter „abgeholt hat“, würde das der Computer im Milchviehbetrieb melden. Im Bereich des Anbaus von Getreide und anderen Lebensmitteln bevorzugt die IT-Branche aktuell noch den Anbau von Monokulturen. In diesem Bereich ist der Einsatz der Technik einfach – und der Ertrag hoch. Allerdings ist in der Praxis der Zukunft von einer weiteren Spezialisierung auszugehen.  

Segmentierung. Die Präzisions-Bewirtschaftung macht Segmente kleiner und wirtschaftlicher

Eine Folge der Digitalisierung der Landwirtschaft können neue Wege sein – wie etwa das Precision Farming (auf Deutsch: Präzisionslandwirtschaft), bei der es darum geht, Teilflächen zu bewirtschaften – und zwar ebenso effizient wie Großflächen in der Vergangenheit. Präzise Analysemethoden, auf welchem Feldabschnitt welcher Ertrag mit welchen Dünger-Investment erreicht werden kann, helfen dabei, kostenintensive Ressourcen so wirtschaftlich wie möglich einzusetzen.

Was sind die Folgen der Digitalisierung?

Die manuelle Dokumentation entfällt. Doch was bedeutet das eigentlich? Was sich entwickelt, ist eine spannende neue Aufgabe, die die Interpretation der erhobenen Daten ermöglichen soll. Das wiederum lässt das Antlitz des schwer körperlich arbeitenden Landwirts weichen – zugunsten eines technisch affinen Landwirts, der weiß, welche technischen Optionen ihm die Automatisierung bietet.

Wer die Investitionen in die landwirtschaftlich geprägte IT-Landschaft wagt, der bracht sowohl die erforderlichen finanziellen Mittel als auch da Know-how, um die neue Technik auch gewinnbringend einzusetzen. Etwaige Förderungen können sich beispielsweise beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft beantragen. Darüber hinaus wird die Qualifikation der Landwirte immer wichtiger – was auch bedeutet: Agrarwissenschaften als Studienfach könnten beliebter werden. Möglichkeiten gibt es vielerorts, heißt es im Hochschulkompass.

Eine Forderung, die mit den technischen Optionen einhergeht, ist auch der laute Ruf nach einem 5G-Datennetz, das es den Landwirten ermöglichen soll, ihre digital erhobenen Daten schnell abzurufen, zu verstehen und weitere Ableitungen daraus zu treffen. Seitens der Telekom heißt es zum 5G-Netz: Im Zeitraum 2019/2020 sollen die 20 größten Städte mit 5G angebunden werden.

Pd
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Digitale Technologie kann ein Viertel zum Klimaziel beitragen

 Landwirtschaft 4.0 - Digitale Revolution in Feld und Stall

  Kommentierte Artikel

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?

 Frankreichs Staatsrat schränkt Vogeljagd weiter ein

 LED-Lampen in Straßenlaternen sparen massiv Strom ein

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau