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09.05.2007 | 07:19 | Obstbrände-Test 

Edle Tropfen, Wasser und Brot: Experten testen Hochprozentiges

Oppenheim - Stefan Hafen hat sich viel vorgenommen: 40 verschiedene Obstbrände will er an einem einzigen Tag probieren.

Experten testen Hochprozentiges
(c) proplanta
Mit Flatrate-Party und Koma-Saufen hat das aber ganz und gar nichts zu tun. Dem 40-Jährigen aus Markdorf am Bodensee geht es nicht um die berauschende Wirkung des Hochprozentigen, sondern um Geschmack und Geruch der edlen Tropfen. Hafen ist Spirituosen-Experte, gemeinsam mit 19 Kollegen aus ganz Deutschland prüft er bis Mittwoch in Oppenheim am Rhein im Auftrag der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) die Qualität von mehr als 400 Spirituosen. Der Weinbrand, Whisky, Wodka, Likör und Rum stammt von 128 Herstellern aus Deutschland, Österreich, Luxemburg und Italien.

Im Prüfungsraum von Stefan Hafen und den anderen Experten riecht es bereits am Morgen stark nach Alkohol. Der Tester hat auf seinem Tisch 40 bauchige Gläser. Alle paar Minuten nimmt er eines der Gefäße in die Hand und hebt den kleinen Glasdeckel an. Es klirrt leise. Hafen hält seine Nase in das Glas und atmet ein. Er nimmt einen kleinen Schluck und lässt ihn auf der Zunge zergehen. Dann spuckt er den edlen Tropfen in einen kleinen schwarzen Plastikbehälter.

«Man darf nicht schlucken, sonst sind wir hier abends alle voll», sagt Hafen. Vor der Mittagspause sind bei ihm Obstbrände an der Reihe - 17 mal Mirabelle und 4 mal Pflaume. Im Fünf-Minuten-Takt testet Hafen die Spirituosen, dazwischen trinkt er Wasser und isst Brot. «Die Geschmacksknospen und die Nase müssen wieder auf null fahren», sagt der Experte.

Die Prüfer sind in fünf Gruppen aufgeteilt. Zwei Teams kümmern sich um Obstbrände, zwei um Weinbrand, Rum und Whisky sowie eines um Liköre. «Beurteilungskriterien sind Geruch, Geschmack, Farbe und Klarheit der alkoholischen Getränke», sagt Prüfungsleiter Thomas Senn. Danach vergeben die Experten Punkte, jede Spirituose kann höchstens fünf erreichen. Abzüge gibt es beispielsweise für einen Obstbrand, der nicht klar ist, oder für einen Kräuterlikör, bei dem eine Zutat - wie etwa Nelke - zu stark hervor schmeckt. Die Sieger werden mit Goldenen, Silbernen oder Bronzenen DLG-Preisen bedacht. Die Preisträger sollen Ende Mai im Internet bekannt gegeben werden.

Anhand von Geschmack und Geruch könne auch festgestellt werden, ob bei der Herstellung der Spirituosen Fehler gemacht wurden, sagt der Prüfungsleiter. Das so genannte Kernstück sei der hochwertigste Teil der Destillation. Wenn bereits der so genannte Vorlauf für das Getränk verwendet wurde, sei das deutlich bemerkbar. «Das riecht wie Lösungsmittel im Klebstoff», sagt Senn.

Vor den Geschmacks- und Geruchstests wurden die Brände bereits im Labor untersucht. Dabei werde überprüft, ob der Alkoholgehalt der Getränke auf dem Etikett richtig angegeben ist oder wie viel Coffein in einem Kaffeelikör ist, erklärt Rolf Hardt vom Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie in Berlin. Diese Informationen seien auch für die Verbraucher wichtig.

Acht Flaschen Spirituosen hat jeder Mensch in Deutschland 2005 nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure durchschnittlich getrunken. Statt fertige Mixgetränke zu kaufen, mischten sich die Menschen ihren Cola-Rum lieber wieder selbst zusammen, sagt Hardts. «Die Alkopops sind eigentlich tot.» Prüfer Stefan Hafen trinkt privat am liebsten Obstbrand: «Das sind die ehrlichsten Schnäpse, ohne Zucker.» (dpa)

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