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07.03.2018 | 15:30 | Digitalisierung 

ERP im landwirtschaftlichen Unternehmen

Zugegeben, es klingt etwas abgehoben, wenn man sich vor dem inneren Auge vorstellt, dass der Landwirt, der in der Vorstellung vieler im Stall oder auf dem Feld agiert, vor einem ausgeklügelten ERP-System sitzt und seinen Hof digital lenkt, aber: Das ist die Zukunft.

Digitalisierung Landwirtschaft
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Das Bild eines Landwirts sieht häufig so aus: Er kutschiert mit dem Traktor übers Feld. Künftig wird die Arbeit deutlich. IT-lastiger. Auch die Viehwirtschaft könnte durch den Einsatz eines ERP-Systems deutlich revolutioniert werden. (c) andreas160578 (CC0 Public Domain) / Ehrecke (CC0 Public Domain)
Ein Novum ist das für die Betroffenen, die Landwirte, nicht mehr. „67 Prozent sind der Meinung, dass Digitalkompetenz in Zukunft genauso wichtig sein wird wie fachliche oder soziale Kompetenz“, heißt es in den Ergebnissen einer Umfrage des Deutschen Bauernverbands und des Digitalverbands Bitkom. Nur 28 Prozent halten die Relevanz von digitaler Kompetenz marginal. Stattdessen rücken Bilder wie Melkroboter, Drohnen, die die landwirtschaftlichen Flächen kartieren, und Sensoren, die den Nährstoffbedarf der Pflanzen melden, immer stärker in den Blick der Unternehmer.

Zum Stellenwert der Digitalisierung in der Landwirtschaft

Die jüngere Generation hat die Zeichen der Zeit erkannt. 84 Prozent der Jungbauern bis 35 Jahren erkennen, dass digitale Kompetenzen ebenso wichtig sind wie andere Fähigkeiten. Die jungen, digital Natives in der Landwirtschaft gehen sogar noch einen Schritt weiter: Sie wissen, dass die Höfe ihrer Eltern häufig an digitaler Ausstattung kranken. Auch gibt es in punkto Digitalkompetenz große Defizite in der Ausbildung zum Landwirt. 29 Prozent aller befragten Landwirte (ohne Alterseinschränkung) gaben an, dass es im Betrieb grundsätzlich an digitaler Kompetenz hapert.

Welche Inhalte und Aufgaben die digitalisierte Landwirtschaft ausmachen, zeigt ein Blick auf die Themen der Fachmesse, der Farming Conference, die am 22. März in Berlin stattfinden wird. Die Themenfelder im nächsten Absatz weisen nicht nur in Richtung Digitalisierung, sondern schreien auch förmlich nach einem System, das die erhobenen Daten aufnimmt und für den Landwirt verwertbar macht. In außer-landwirtschaftlichen Betrieben heißen diese Systeme ERP-Systeme. ERP steht dabei als Abkürzung für Enterprise-Resource-Planning, sprich: die Ressourcen-Planung im Betrieb.

Die Ansatzpunkte der Digitalisierung im landwirtschaftlichen Bereich

1.) AgTech. Die Abkürzung AgTech steht für Agriculture Technology und setzt zwei Ziele: Effizienz und eine positive Ökobilanz sind an dieser Stelle die entscheidenden Faktoren. Ansatzpunkt dieser Entwicklung ist der Zwang, immer effizienter zu werden. Geforscht wird in Richtung innovative Futtermittel, Anwendungen, die der Tiergesundheit dienen, sowie die Vernetzung von Daten aus dem Bereich Geologie und Klima. Hinzu kommen Absatzmärkte wie Food-Plattformen sowie E-Commerce-Optionen, die Einkauf und Absatz digital ermöglichen.

2.) Farm Management. Eine komplett datengesteuerte Betriebsführung ist für so manchen Landwirt ein Sprung ins eiskalte Wasser. Nötig werden durch diesen Umschwung nicht nur Investitionen in Hardware, sondern auch in Software und die Schulung der Anwender. Die Belohnung für die Umrüstung auf ein ERP-System erfolgt dabei schnell: Die Dokumentation erfolgt digital. Transparenz und Effizienz marschieren ein. So ist es möglich, mit nur wenigen Klicks Einsatzzeiten, Maschinen sowie Betriebsmittel zu überwachen.

3.) Precision Farming. Dieser Ansatz bringt die Technik direkt aufs Feld. Die erhobenen Daten stammen aus dem Boden, den Pflanzen, dem Wasser und der landwirtschaftlichen Technik, die Anwendung findet. Ein Blick ins System zeigt so schnell auf, wann, welche Saat ausgesät, gedüngt oder bewässert werden sollte. In der Folge können so kostenintensive Betriebsmittel sehr effizient eingesetzt werden.

4.) Robotik. Der Einsatz von Robotertechnik ist längst keine Unbekannte mehr in der Landwirtschaft. Zum Einsatz kommt diese Technik bei der Reinigung, beim Füttern sowie im Bereich der Qualitätskontrolle. Auch im Pflanzbereich ist der Einsatz von Robotern zum Säen, zum Dokumentieren und zur Kontrolle durchaus denkbar. Die Vision: Vielleicht lässt sich sogar der Weg zum Händler einmal mit Robotertechnik abdecken.

5.) Sensorik. Allein durch die Entwicklungen im Bereich der Sensorik ist es möglich, bedarfsgerecht zu wirtschaften und kontinuierlich an Optimierungen zu feilen – ohne den manuellen Prüfaufwand dafür in die Höhe zu schrauben. Sensoren im Ackerboden messen Temperatur und Feuchtigkeit. Die Düngung erfolgt sensorgesteuert. Auch Tiere bzw. deren Gesundheitszustand kann sensorgesteuert überwacht werden. Unterm Strich können die Entwicklungen der Sensorik auch ein Stück weit Unabhängigkeit in den Alltag des Landwirts bringen. Wer IT-gestützt alles auf dem Hof überwachen kann, gewinnt an Freiheit.
 
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Ein spannender Ansatz: Sensoren im Boden könnten Angaben zur perfekten Düngung oder Wässerung machen. (c) pixabay.com - Monsterkoi (CC0 Public Domain)

6.) Netzwerke. Netzwerke bestimmen das heutige Leben. Diese sind entweder privater oder beruflicher Natur. Auch für Landwirte wird der Faktor Vernetzung immer wichtiger. So lassen sich beispielsweise die Ernteerträge deutlich effizienter abtransportieren, wenn sich mehrere Landwirte zusammentun.

Digitalisierung ohne Mehraufwand? Mit einem ERP-System ist das möglich

Es ist ein einmaliger Mehraufwand, der durch die Anschaffung von Hardware und Software entsteht. Auch die Schulung ist nötig, um – wie unter Punkt 2 bereits angesprochen – ein effektives Farm Management zu betreiben. Der systemische Rahmen, unter dem sich alle Punkte der digitalisierten Landwirtschaft vereinen und abbilden lassen, heißt: ERP-System.

ERP-Systeme haben alle dieselben Vorteile: Sie sparen Zeit und reduzieren kosten. Beim Blick auf diese Einsatzmöglichkeiten ist nur wenig Kreativität gefragt, um zu verstehen, dass der Rahmen für eine digital gesteuerte Landwirtschaft ERP heißen muss. Zu den grundlegenden Funktionen eines ERP-Systems gehören

- die Warenwirtschaft (der Einkauf und Verkauf in der Landwirtschaft),

- die Produktion (von pflanzlichen oder tierischen Produkten),

- die Personalwirtschaft (die im Bereich der Landwirtschaft teilweise saisonal agiert) und

- die Datenverwaltung (in der auch die Regularien dokumentiert sind, die für Landwirte gelten).

Analog zu einem Unternehmen einer anderen Branche hat auch ein landwirtschaftlicher Betrieb die Option, das ERP-System auszuweiten auf diese weiterführenden Komponenten:

- Controlling (um zu prüfen, welche Maßnahmen betriebswirtschaftlich interessant sind)

- Einkauf (um das beste Preis-Leistungsverhältnis zu erhalten)

- Forschung und Entwicklung (ggf. neuer Techniken oder Pflanzmischungen)

- Lagerhaltung (um ggf. neue Absatzmöglichkeiten zu finden oder ein sicheres Auskommen über den Winter zu gewährleisten)

- Marketing (ggf. als Erlebnisbauernhof oder mit Fleischseminaren)

- Projektmanagement (bspw. die Neu-Installation von Pflanzkursen für Endverbraucher)

- Qualitätsmanagement (um die Einhaltung der gesetzlich gegebenen Richtlinien zu dokumentieren)

- Rechnungswesen, Buchhaltung, Lohnabrechnung

- Vertrieb (bspw. im Hofladen oder über Kochboxen, die verschickt werden)

Pd
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