Im Juli lagen die
Verbraucherpreise um 0,5 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor. Allerdings fiel das Minus nicht ganz so stark aus wie zunächst von den Statistikern mit minus 0,6 Prozent berechnet. Das Statistische Bundesamt revidierte seine Zahl am Dienstag leicht nach oben. Die Rezession hat damit die Inflation gestoppt. Volkswirte prognostizieren bis Herbst weiterhin Preisrückgänge. Gegenüber dem Vormonat Juni blieben die Preise stabil, auch diese Zahl korrigierten die Statistiker leicht nach oben.
Für den Verbraucher bedeuten rückläufige Preise, dass sie derzeit mehr für ihr Geld bekommen als noch vor einem Jahr. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ein Inflationsziel von knapp zwei Prozent. Diese Rate soll Preisstabilität ermöglichen, aber keinen Anreiz zum Horten von Bargeld geben. Zum ersten Mal seit 1987 gab es einen Preisrutsch. Zuletzt hatten die Preise zwischen April 1986 und April 1987 zwischen 0,0 und minus 1,0 Prozent gelegen.
In den nächsten Monaten sind weitere Preisrückgänge zu erwarten. Dafür spricht auch der Preisverfall im Großhandel. Dort sanken die Preise im Juli mit 10,6 Prozent so stark wie noch nie seit Beginn der Statistik 1968. Der Großhandel ist ein Hinweis auf die künftige Inflationsentwicklung, weil Einzelhändler die Preissenkungen mit Zeitverzögerung an die Verbraucher weitergeben.
Ein wichtiger Grund für den Preisverfall sind die eingebrochenen Ölpreise. Kostete ein Fass Rohöl vor einem Jahr noch den Rekordpreis von knapp 150 Dollar, so ist es jetzt mit 71 Dollar weniger als die Hälfte wert. Die Rezession hat die Nachfrage sinken lassen. Für leichtes Heizöl mussten Verbraucher im Juli 44,7 Prozent weniger zahlen als vor einem Jahr, für Benzin und Diesel 20 Prozent. Nur Strom wurde um 6,6 Prozent teurer.
Auch Lebensmittel wurden etwas günstiger (minus 2,4 Prozent), nachdem sie im Juni noch über dem Vorjahreswert gelegen hatten. Vor allem Milchprodukte wie Quark, Vollmilch und Butter waren um bis zu 25 Prozent günstiger zu haben, ebenso wie Gemüse und Obst. Fisch, Fleisch und Süßigkeiten verteuerten sich dagegen. Teurer wurden auch Pauschalreisen und Tabakwaren.
Würde man Energie und Lebensmittel ausklammern, so wären die Verbraucherpreise um 1,4 Prozent gestiegen. Auch deswegen sprechen Experten nicht von einer Deflation. Als Deflation wird eine Phase dauerhaft sinkender Preise bezeichnet, die dazu führen, dass die Verbraucher sich beim Kauf zurückhalten, weil sie auf weitere Preissenkungen warten. (dpa)