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08.07.2015 | 16:10 | Abzocke und Tricks  

Hessens Verbraucherschutz geht Arbeit nicht aus

Frankfurt/Main - Egal ob Kredite oder Babybrei: An der Kennzeichnung der Produkte und einer fairen Beratung hapert es nach Erkenntnissen der Verbraucherzentrale Hessen (VZH) gewaltig.

Abzocke und Tricks
Kritische Verbraucher haben es schwer mit Zutatenlisten. Die sind meist kleingedruckt und wecken oft falsche Erwartungen. Und auch Banken lassen Kunden oft im Unklaren über Folgen ihrer Produkte. (c) proplanta
Es werde zwar nicht offen gelogen, aber manches weggelassen oder so formuliert, dass Verbraucher in die Irre geführt würden. Etwa bei Aromastoffen in Babybrei, die bei einer Untersuchung der VZH in mehr als jedem zweiten von 25 Produkten auf der meist kleingedruckten Zutatenliste gefunden wurden, wie Expertin Andrea Schauff am Dienstag in Frankfurt berichtete.

Wer weiß schon, dass «natürliches Aroma» lediglich aus irgendeinem natürlichen Rohstoff stammen muss. Ein «natürliches Aroma mit Himbeergeschmack» könne auch mit Hilfe von Pilzen, Hefen und Bakterien aus Zedernholzöl gewonnen werden, erklärte Schauff. Nur «Natürliches Himbeeraroma» müsse auch wirklich aus Himbeeren hergestellt werden. Schauff forderte eine deutliche Kennzeichnung der Inhaltsstoffe auf der Vorderseite der Verpackungen und ein generelles Verbot von Aroma-Zusätzen in Babykost.

Nicht nur fehlende Aufklärung, sondern Abzocke werfen die Verbraucherschützer vielen Banken und Händlern bei Ratenkäufen vor. Dort werde Kunden zusammen mit einem Ratenkredit häufig eine «Restkreditversicherung» verkauft, die im Fall der Zahlungsunfähigkeit einspringen soll. Die Bank frage meist nicht, ob schon ein solcher Versicherungsschutz vorhanden ist, und sie lasse Kunden auch über die erheblichen Mehrkosten im Unklaren, sagte VZH-Finanzexperte Wolf Brandes. So könnten sich die Kosten für einen Ratenkredit leicht verdoppeln. Für den Kunden sei das nicht immer gleich erkennbar, denn die Höhe der Raten bleibe gleich, aber der Kredit laufe länger.

Fast 500.000 Menschen suchten im vergangenen Jahr Rat der Verbraucherzentrale, die meisten - rund 400.000 - nutzten das kostenlose Angebot im Internet. Etwa 100.000 Ratsuchende wandten sich telefonisch an die Experten oder gingen in eine der acht Beratungsstellen. VZH-Vorstand Jutta Gelbrich kündigte den Ausbau der E-Mail-Beratung an.

Für 7,50 Euro gibt es bei den Beratungsstellen eine 15 Minuten lange «Einstiegsberatung» - etwa in rechtlichen Fragen. Das genüge in vielen Fällen, um den Verbrauchern weiterzuhelfen, sagte Gelbrich. Wer detaillierte Fachberatung will, muss je nach Aufwand mehr zahlen. Insgesamt nahm die VZH im vergangenen Jahr fast 600.000 Euro für Beratungen ein, 48,5 Prozent mehr als 2013. Den deutlichen Zuwachs führt Gelbrich auf die große Nachfrage wegen Problemen bei Finanzgeschäften zurück.

Vom Land erhalten die Verbraucherschützer in diesem Jahr knapp zwei Millionen Euro, 500.000 Euro mehr als 2014. Dank des erhöhten Zuschusses aus der Landeskasse kann die VZH ihr Personal aufstocken. Derzeit hat die VZH 69 fest angestellte Mitarbeiter, davon 11 in Vollzeit. In diesem Jahr gebe es sechs neue Vollzeitstellen, vier davon seien bereits besetzt, sagte Gelbrich. Insgesamt erhielt die VZH im vergangenen Jahr gut drei Millionen Euro öffentliche Mittel von Bund, Land und Kommunen. (dpa/lhe)
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