Die Anforderungen für die Milch-, Spargel-, Kartoffel- und Gurkenköniginnen sowie andere Gemüse- oder Getränkeregentinnen sind hochgesteckt. Und am Abend eines anstrengenden Königinnen-Tages drückt auch schon mal - gleichwohl gepolstert - die ungewohnte Krone auf dem Kopf. Am Dienstag waren einige der Hoheiten in München unterwegs, um für das Bayerische Zentral-Landwirtschaftsfest zusammen mit Oberbürgermeister Christian Ude (
SPD) die Werbetrommel zu rühren. Nur selten schaffen es Männer auf den begehrten Regentensessel.
Seinerzeit habe es einmal einen Zwiebelkönig gegeben, sagt Landesbäuerin Annemarie Biechl. Auch von einem einsamen Spargelkönig wird berichtet, und weit im Westen Deutschlands, in Kirchheimbolanden in Rheinland-Pfalz, residiert neben einer blonden Braugerstenkönigin Deutschlands einziger Bierkönig.
Fritz I. ist 69 Jahre alt, pensionierter Hygieneinspektor und regiert seit neun Jahren unangefochten. Über sein Auftreten unter all den jungen Schönheiten sagt der Bierkönig: «Für einen Mann ist das natürlich eine schöne Sache.» Letztlich diene das Amt aber dem Reinheitsgebot.
Bei den Königinnen hingegen liegt das Höchstalter etwa bei Mitte 20. Voraussetzung für die Wahl ist die Herkunft aus einer in der Branche tätigen Familie. Die Prüfungen sind teils aufwendig. «Ich habe dafür gelernt», sagt die amtierende
Milchkönigin Christa Rappensperger aus dem bayerischen Erharting, die sich im Frühjahr vergangenen Jahres gegen Dutzende von Mitbewerberinnen durchsetzte.
Das Lesen von Fachzeitschriften sei ein Muss, sagt die 20 Jahre alte Studentin der Agrarwissenschaft. Auch die Apfelprinzessin aus Friedrichshafen am
Bodensee, Anna Stotz, erzählt von einem aufregenden Prüfungsabend mit Lampenfieber.
Bewertet werden neben einschlägigem Fachwissen Allgemeinbildung, Auftreten und auch Rhetorik. «Schlagfertig müssen sie sein, und Witz müssen sie mitbringen», erläutert Landesbäuerin Biechl die Anforderungen an die Königinnen, und der Generalsekretär des Bayerischen Bauernverbandes, Georg Wimmer, fasst zusammen: «Sie müssen sympathisch sein und ihr Produkt bewerben können. Es ist nicht so: Man bewirbt sich und wird es, weil man schön ist.»
Zwei bis drei Termine pro Woche absolviert Milchkönigin Rappensperger, der als «Vertretung» eine Milchprinzessin zur Seite gestellt ist - ein aufreibender Job neben dem Studium. Für die 20- Jährige erfüllte sich mit der Wahl dennoch ein Kindheitstraum: Als Achtjährige habe sie an der damaligen Milchkönigin vor allem die Krone und «das schöne Dirndl» fasziniert.
Mit einem silbernen Zepter mit silberner Kartoffelblüte in der Hand ist die bayerische
Kartoffelkönigin Barbara Karmann unterwegs, die Hallertauer Hopfenkönigin Nicole Frankl hält als Regentenstab eine goldene Dolde. Oberbürgermeister Ude, der mit den Hoheiten auf einem blauen
Traktor zum Foto posiert, würde öfter einmal einen König anstelle der Königinnen als Repräsentanten für die
Agrarprodukte aus Gründen der Gleichberechtigung zwar begrüßen, er stellt aber klar: «Es wäre ein emanzipatorischer Fortschritt, der mit ästhetischen Nachteilen bezahlt werden müsste.» (dpa)