(c) proplanta Erstmals seit mehr als 20 Jahren ist das Leben in Deutschland innerhalb eines Jahres nicht teurer geworden. Die Inflationsrate liege im Mai bei voraussichtlich 0,0 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch aufgrund vorläufiger Daten mit. Im direkten Vergleich zum Vormonat April sanken die Preise um 0,1 Prozent. Im April war noch eine Jahresrate von 0,7 Prozent ermittelt worden. Eine Teuerungsrate von 0,0 war seit der Wiedervereinigung 1990 noch nie und im früheren Bundesgebiet zuletzt im Mai 1987 gemessen worden.
Der Rückgang ist vor allem auf deutlich preiswerteres Heizöl und Benzin zurückzuführen. Autofahrer mussten an den Tankstellen 16,1 bis 18,4 Prozent weniger zahlen. Bei Heizöl gab es sogar einen Rückgang um 33,9 bis 43,9 Prozent. Gas war dagegen 0,9 bis 6,2 Prozent teurer. Die Preise für Nahrungsmittel lagen im Jahresvergleich je nach Bundesland um 0,4 bis 2,1 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres.
Experten gehen davon aus, dass die Jahresteuerungsrate im Laufe des Sommers sogar in den negativen Bereich sinkt und erst zum Ende des Jahres hin wieder anzieht. Volkswirte sprechen bei vorübergehend negativen Raten allerdings noch nicht von einer Deflation. Diese liegt erst vor, wenn die Verbraucher wegen der immer stärker sinkenden Preise ihre Käufe in der Hoffnung auf noch günstigere Produkte verzögern und damit eine Preisspirale nach unten in Gang setzen.
Solange dieser Effekt nicht eintritt, sind niedrige Teuerungsraten für Verbraucher von Vorteil, da sie die Kaufkraft stärken. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat als Ziel eine Jahresrate von knapp unter zwei Prozent. Im Sommer vergangenen Jahres war die Inflation auf bis zu 3,3 Prozent geklettert. Hintergrund der derzeit stabilen Preise ist vor allem der extreme, aber vorübergehende Anstieg der Ölpreise auf fast 150 Dollar pro Fass Mitte vergangenen Jahres. Dieser Effekt aus dem Vorjahr schlägt sich nun auf die Inflationsrate nieder.
Preisrückgänge verzeichnete das Bundesland Hessen: Dort wurde eine Jahresrate von minus 0,4 Prozent ermittelt. Hier wäre aber ohne Heizöl und Kraftstoffe eine Preissteigerung von 1,0 Prozent herausgekommen. In Bayern stiegen die Preise dagegen binnen eines Jahres um 0,3 Prozent. Hier hatte die Teuerungsrate im April aber noch bei 1,0 gelegen. (dpa)
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