04.03.2010 | 15:12 | Listerienfälle
Käfer als Listerien-Träger vorstellbar, weitere Ursachenabklärung unabdingbar Wien - Die AGES hält fest, dass es durchaus vorstellbar sei, dass im Listeriose-Ausbruchsfall 2009/2010 Insekten als Listerien-Überträger fungiert haben könnten. |
In einer Presseaussendung räumte der betroffene Betrieb ein, dass bei produktionseigenen Kontrollen im Herbst 2009 Insekten der Gattung Dungkäfer in UV-Insekten-Fallen entdeckt worden waren und diese als möglicher Überträger im Produktionsbetrieb nachgewiesen wurden.
Allerdings erklären sich durch diese Feststellung noch nicht die Krankheitssymptome des ersten Listeriosefalles, der Ende Juni 2009 aufgetreten ist. Wenn ‚im Herbst’ Dungkäfer im Produktionsbetrieb nachgewiesen wurden, ist es durchaus vorstellbar dass ein einzelner Käfer bereits Anfang Juni 2009 in den Betrieb gelangt ist. Nicht jedes Insekt geht zuerst in die Falle. Die durchschnittliche Inkubationszeit beträgt 30 Tage. Es wäre daher wichtig zu wissen, wann genau die in manchen Medien angeführten Umbauarbeiten in der Firma begonnen haben.
Die AGES ist im gegenständlichen Fall nicht in die Ursachenfindung vor Ort eingebunden. In der Praxis zeigt sich aber sehr oft, dass eher banale Ursachen die Gründe für die Einschleppung von Bakterien in den Produktionsbetrieb sein können. Das können Umbauarbeiten oder einfach nur offene Türen und Fenster sein.
Um dies abzuklären, ist das Institut für Milchhygiene, Milchtechnologie und Lebensmittelwissenschaft der Veterinärmedizinischen Universität Wien in die Ursachenabklärung und nachfolgende Sanierung des Betriebes miteingebunden.
Festzuhalten ist weiters, dass aus epidemiologischer Sicht (d. h. eine durchgeführte Fall-Kontroll-Studie ergab einen eindeutigen Zusammenhang) Quargel mit hoher Wahrscheinlichkeit als Ursache für den Listeriose-Ausbruch erst am 15. Jänner 2010 für die AGES feststand. Die zuständigen Behörden (Steiermark, BMG) erhielten von der AGES am 20. Jänner alle Detailinformationen. Medienberichte, die besagen, dass der für den Ausbruch verantwortliche Listerien-Typ bereits im August 2009 aus einer Quargelprobe isoliert worden sei, sind definitiv falsch.
Im Zuge eines im November vom BMG beauftragten Abgleichs der Human- und Lebensmittelisolate der AGES wurden drei Isolate aus Lebensmittelproben (eine Probe Räucherlachs, eine Probe Schweinespeck und eine Probe Rohmilch) gefunden, die einen ähnlichen Stamm aufwiesen. Der DNA-Fingerprint zeigte aber eindeutig, dass es sich dabei nicht um den Ausbruchsstamm handelte. Medienberichte, wonach drei „verdächtige“ Proben im November von der AGES gefunden wurden, darunter auch Quargel, sind somit falsch.
Zudem sind in der AGES-Lebensmitteluntersuchungsdatenbank zwei amtliche Proben des betroffenen Betriebs dokumentiert, gezogen von der LMA NÖ. Im Jänner Quargel, im Mai Trockenmilchpulver. Beide Proben wurden von den Gutachtern der AGES als „nicht zu beanstanden“ bewertet. (ages)
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