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02.10.2016 | 00:02 | Myopie 
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Machen Smartphones kurzsichtig?

Stuttgart - Egal ob im Büro, in der U-Bahn oder zu Hause: Immer mehr Menschen sitzen mehrere Stunden täglich vor einem Bildschirm. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Kurzsichtigen rasant zu. 2050 soll bereits jeder Zweite weltweit kurzsichtig sein.

Kurzsichtigkeit aufhalten
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Es gilt als bewiesen, dass sich mit zunehmendem Ausbildungsgrad, das Risiko für Kurzsichtigkeit erhöht. (c) proplanta
In Deutschland sind bereits rund 40 Prozent der Bevölkerung kurzsichtig – Tendenz steigend. Bis 2050 soll die Hälfte der Weltbevölkerung (also rund 5 Milliarden Menschen) mindestens -0,5 Dioptrien haben und eine Brille benötigen. Doch wie entsteht Kurzsichtigkeit eigentlich?


Kurzsichtigkeit: Ursachen


Kurzsichtigkeit oder Myopie entsteht durch ein zu starkes Längenwachstum des Augapfels. Normalerweise werden wir mit einem zu kurzen Augapfel und etwas weitsichtig geboren. Bis zum 15. Lebensjahr wächst der Augapfel dann so weit heran, bis er eine durchschnittlich, normale Länge hat und wir normalsichtig sind. Schauen wir jedoch zu viel in die Nähe, muss das Auge vermehrt Arbeit aufwenden. Es versucht sich an die neue Anforderung anzupassen, damit weniger energieaufwendige Muskelarbeit dafür nötig ist. In Folge wächst der Augapfel weiter und wir können entfernte Objekte nur mehr unscharf wahrnehmen.

Außerdem steigt bei stark ausgeprägter Myopie (über 6 Dioptrien) das Risiko erheblich, im Laufe des Lebens zu erblinden oder von einer Augenerkrankung (z. B. Netzhautablösung, Glaukom, Makuladegeneration) betroffen zu sein.

Asien extrem von Kurzsichtigkeit betroffen


"Wer viel und lange in der Nähe schaut, bei wem also die Distanz zum fokussierten Gegenstand 30 Zentimeter oder weniger beträgt, hat ein höheres Risiko für Kurzsichtigkeit, sagt Augenmediziner Professor Wolf Lagrèze vom Universitätsklinikum in Freiburg. Eine Erklärung für das Phänomen, dass gerade in Asien - in Peking und China sind einer Studie zufolge vier von fünf Teenagern kurzsichtig. Eine andere Untersuchung ergab, dass inzwischen rund 84 Prozent der Kinder in Taiwan kurzsichtig sind - besonders viele Kinder und Jugendliche an Kurzsichtigkeit leiden. Denn in Asien ist Bildung sehr wichtig. Kinder beginnen dort schon besonders früh mit dem Lernen und sind dabei ständiger Naharbeit (Lesen, Schreiben, Bildschirmarbeit) ausgesetzt. Außerdem sind uns diese Länder im Gebrauch von Unterhaltungselektronik weit voraus. Bereits Kleinkinder besitzen ein Handy und beschäftigen sich oft stundenlang mit dem Tablet, anstatt draußen zu spielen.

Akademiker sind häufig Brillenträger


Zwar gibt es bis heute noch keine einzige Studie, die zeigt, dass häufiges Nahsehen kurzsichtig macht. Allerdings gilt es als bewiesen, dass sich mit zunehmendem Ausbildungsgrad, das Risiko für Kurzsichtigkeit erhöht. Einen solchen Zusammenhang konnten auch Ärzte an der Uniklinik Mainz feststellen. In einer Untersuchung überprüften die Mediziner die Augen von rund 14.000 Menschen auf eine Kurzsichtigkeit. Das Ergebnis: Von den Studienteilnehmern mit Hauptschulabschluss waren nur 27 Prozent kurzsichtig, von denen mit Abitur schon 51 Prozent. Die höchste Myopierate fanden die Mainzer Forscher bei Männern und Frauen mit Hochschulabschluss: 53 Prozent von ihnen sahen schlecht.

Mit Tageslicht Kurzsichtigkeit aufhalten



Schon kleine Dinge können eine große Auswirkung auf die Augen haben. Skandinavische Wissenschaftler konnten zum Beispiel feststellen, dass die Kurzsichtigkeit in der dunklen Jahreszeit zunimmt, während sie in der hellen Jahreszeit stagniert. Ein interessanter, wenn auch nicht neuer Zusammenhang. Denn das Licht einen wichtigen schützenden Faktor gegen Kurzsichtigkeit darstellt, ist Medizinern bereits bekannt. Licht regt den Ausstoß des Hormons Dopamin an und erzeugt Glücksgefühle. Zudem bremst es das Längenwachstum des Auges und kann so einer zunehmenden Sehverschlechterung vorbeugen. Schenkt man einer taiwanesischen Forschergruppe Glauben, halbiert sich das Risiko für Kurzsichtigkeit, wenn Kinder mindestens 80 Minuten täglich bei vollem Tageslicht draußen verbringen.

Kurzsichtigkeit lässt sich nicht heilen, aber vorbeugen


Kurzsichtigkeit ist zwar erblich bedingt – Studien zeigen, dass 89 Prozent der Krankheitsfaktoren vererbt werden und „nur“ 11 Prozent auf persönliches Verhalten, wie zu geringer Abstand zu Fernseh- oder Computerbildschirmen zurückzuführen sind – allerdings ist es möglich, durch bestimmte Vorsichtsmaßnahmen das Wachstum des Augapfels zu beeinflussen.

Mediziner raten dazu möglichst viel Zeit (am besten zwei Stunden täglich) auf der frischen Luft zu verbringen. Zudem sei es wichtig bei längeren Bildschirmsitzungen alle zehn Minuten in die Ferne zu schauen. Gleiches gilt beim Lesen. Auch hier sollte man regelmäßige Lesepausen einlegen. Wer täglich viele Stunden vor dem Computer verbringt, sollte außerdem darüber nachdenken sich einen Computer mit einem großen Bildschirm zuzulegen und diesen (falls möglich), in einem Leseabstand von einem Meter zu platzieren.

Diese Vorsichtsmaßnahmen sollten vor allem Eltern, deren Kinder bereits kurzsichtig sind, beherzigen. In Taiwan zum Beispiel müssen Schulkinder täglich zwei Stunden im Freien verbringen und nach 30 Minuten Lesen, stets zehn Minuten Pause für die Augen einlegen. Zudem ist das stundenlange spielen, mit dem Smartphone, verboten. Halten sich Eltern nicht an diese Regelungen, müssen sie mit einer Geldstrafe von rund 1.500 Euro rechnen.

Kontaktlinsen bei Kurzsichtigkeit?


Das wachsende Kurzsichtigkeitsproblem beschäftigt aber auch Forscher. Sie vermuten, dass sich womöglich das Tragen multifokaler Kontaktlinsen (= Linsen mit mehreren Brennweiten) bei Kindern und Jugendlichen günstig auswirken könnte. Laut Experten würde die Hemmung des Augenwachstums rund 60 Prozent betragen. Allerdings ist es noch zu früh, um eindeutige Aussagen treffen zu können.

Kurzsichtigkeit im Alter

Kurzsichtigkeit ist allerdings nicht nur ein Thema für Kinder und Jugendliche. Selbst im Alter von 40 Jahren und älter, kann die Kurzsichtigkeit jederzeit zunehmen, zum Beispiel, wenn jemand arbeitsbedingt besonders häufig auf den Bildschirm schauen muss und nur wenig Zeit hat, sich im Freien aufzuhalten. Ein stundenlanges Sitzen vor dem Computer birgt zudem ein weiteres Risiko: trockene Augen. Auch das kann es anstrengend machen, scharf zu fokussieren und unsere Augen müssen mehr Arbeit leisten, um Dinge in der Nähe scharf zu stellen.

proplanta
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Kommentare 
cource schrieb am 02.10.2016 11:02 Uhrzustimmen(80) widersprechen(69)
die menschheit ist wirklich nicht mehr zu retten: zuerst werden die kinder zu folgsamen lohnsklaven erzogen und dann müssen sie auch noch ihre normalsichtigkeit opfern um der brillenindustrie einen prächtigen gewinn zu garantieren----wann werden die deutschen schinder endlich aufwachen und diesen ganzen betrug durchschauen
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