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02.08.2010 | 17:35 | Urlaubszeit 

Paradiese und Provinznester - das Urlaubsorte-ABC

Berlin - «Warum in die Ferne schweifen?

Paradiese und Provinznester - das Urlaubsorte-ABC
(c) proplanta
Sieh, das Gute liegt so nah.» Manche Deutsche, die im eigenen Land Urlaub machen - und das sind immer mehr - mögen diese Redewendung, die auf Goethe zurückgeht, als Motto haben. Vorausgesetzt, man kann sich dieses Jahr überhaupt eine Sommerreise leisten. Eine alphabetische Übersicht über Deutschlands schöne Urlaubsorte - ohne große Städte. Um die geht es sonst genug. Auf geht's in die Provinz:


A wie Allgäu

Mit Deutschlands südlichster Gemeinde Oberstdorf und sehenswerten Orten wie Bad Hindelang oder Füssen ein Flecken Erde (siehe auch N), der jedes Jahr Hunderttausende Touristen begeistert.


B wie Berchtesgaden

Alpenort mit Watzmann-Panorama und dem durch Adolf Hitler weltberühmten Obersalzberg. Städte können sich ihre Fans leider nicht aussuchen und so war das oberbayerische Berchtesgaden neben Berlin eine Art zweiter Regierungssitz des Deutschen Reiches während der nationalsozialistischen Diktatur (historische Aufarbeitung: www.obersalzberg.de).


C wie Chiemsee, stellvertretend für Deutschlands Badeseen

Der Chiemsee, unter anderem mit der Insel Herrenchiemsee, auf der König Ludwig II. (1845-1886) einst ein Versailles-Abbild bauen ließ, wird auch «Bayerisches Meer» genannt. Nach dem Bodensee und der Müritz ist er der drittgrößte See Deutschlands. Unter www.seen.de finden sich viele Infos zu Deutschlands sauberen Seen, die jederzeit einen Ausflug wert sind, vor allem aber im Sommer.


D wie «Deutschlands Mittelgebirge»

Also zum Beispiel der Hunsrück, das Sauerland, der Westerwald, Kellerwald, Taunus, Thüringer Wald, das Fichtelgebirge, die Rhön, das Erzgebirge, der Bayerische Wald, die Schwäbische Alb, der Schwarzwald (siehe F), der Harz (siehe Q) oder die Eifel (siehe V). Dörfer, Kuppen, dunkle Wälder, frische Luft. Gegenden, aus denen der Stoff für Märchen stammt, zum Beispiel «Das Wirtshaus im Spessart» oder «Hänsel und Gretel».


E wie Erlebnisurlaub

Ob der Europapark in Rust (Baden-Württemberg), das Phantasialand in Brühl bei Köln, der Heide-Park bei Soltau in Niedersachsen, der Holidaypark im pfälzischen Hassloch, der Movie- Park in Bottrop oder aber Tropical Islands in einer mehr als hundert Meter hohen Kuppelhalle im brandenburgischen Krausnick: Freizeitparks boomen und zählen jährlich etwa 25 Millionen Besucher, auch wenn sie für Familien letzten Endes immer ein teurer Spaß sind. Nicht zu vergessen auch die vielen innovativen Tierparks wie die «Zoom Erlebniswelt» in Gelsenkirchen oder der Erlebnis-Zoo Hannover.


F wie Feldberg, stellvertretend für den Schwarzwald

Der Feldberg ist der höchste Berg des Schwarzwalds. Das Mittelgebirge zehrt unter anderem vom Ruf der TV-Serie «Die Schwarzwaldklinik» aus den 80ern. Baden-Baden gilt indes als «Russen- und Rentner-Paradies». Ansonsten: äußerst guter Leumund bei Gourmets. Hier gibt es im kleinen Örtchen Baiersbronn die höchste Dichte von Michelin-Sternen: drei für die «Schwarzwaldstube» in Tonbach, drei für das Restaurant «Bareiss» in Mitteltal und einen fürs «Schlossberg» im Ortsteil Schwarzenberg.


G wie Görlitz

Die östlichste Stadt Deutschlands blieb im Zweiten Weltkrieg fast völlig unerstört und zeugt mit ihrer beeindruckenden Altstadt davon, wie es vielerorts aussehen könnte, wenn es den von den Nazis entfesselten Krieg nicht gegeben hätte.


H wie Helgoland und Hiddensee

zwei legendäre Inseln. Helgoland ist Deutschlands einzige Hochsee-Insel und hat eine wechselvolle Geschichte mit Evakuierungen und Bombardements (bekannter Scherz: «Hell-go-land» (Land, das zur Hölle wird)). Seit drei Jahren lockt die Insel mit einem Museum zu Ehren des Kinderbuchautors James Krüss («Timm Thaler»), der hier 1926 geboren wurde. Hiddensee ist ein autofreies Familienurlaubsziel und kommt auch in Nina Hagens schrillem Schlager «Du hast den Farbfilm vergessen» vor, der mit den Worten beginnt: «Hoch stand der Sanddorn am Strand von Hiddensee...»


I wie die Insel Rügen

Deutschlands größte Insel liegt vor der pommerschen Ostseeküste. Sie ist bekannt für ihre Seebäder wie Binz und feine Sandstrände sowie als Inspiration des Malers Caspar David Friedrich (1774-1840, «Kreidefelsen auf Rügen»).


J wie Juist, stellvertretend für die Ostfriesischen Inseln

Die ostfriesischen Inseln wie beispielsweise Borkum, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog oder Wangerooge sind Sprungbrett für Ausflüge ins Wattenmeer. Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer gehört zusammen mit dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer seit 2009 zum Unesco-Weltnaturerbe.


K wie Konstanz, stellvertretend für den Bodensee

Der Bodensee heißt im Französischen «Lac de Constance» (Konstanzer See). Aber auch andere Städte an dem 536 Quadratkilometer großen See sind sehenswert: Überlingen, Meersburg, Friedrichshafen oder Lindau. Nicht zu vergessen: die berühmte Blumeninsel Mainau. Im Zusammenhang mit dem Schriftsteller Martin Walser («Ein fliehendes Pferd»), der hier wohnt, wird der Bodensee manchmal als Provinz verspottet - doch das sind Feuilleton-Scharmützel, die bei den Ferien nicht weiter stören.


L wie Lutherstadt Wittenberg

In sieben Jahren ist es 500 Jahre her, dass in Wittenberg (heute Sachsen-Anhalt) Martin Luther seine berühmten Thesen an die Schlosskirche anbrachte und damit nach Ansicht vieler Historiker die Moderne begann. Im Zusammenspiel mit einem Besuch auf der Wartburg bei Eisenach (Thüringen), wo Luther das Neue Testament ins Deutsche übersetzte, sind die Lutherstätten gut geeignet für Leute, die in den Ferien Frommes machen möchten.


M wie Mittelrheintal und Moseltal

Romantischer als diese beiden Flusstäler im Westen Deutschlands geht es kaum. Es locken Burgen, Schlösser, Weinberge und nicht zuletzt die Loreley am Rhein.


N wie Neuschwanstein

Ein steingewordener Traum. Ludwig II. ließ dieses Schloss auf einem zerklüfteten Felsen hoch über dem Alpsee nahe Füssen (siehe A) bauen - der Bayernkönig wollte ein Schloss im Stil einer alten Ritterburg. Tausendmal kopiert, millionenfach besucht. Neben Brandenburger Tor und Kölner Dom eines der weltweit berühmtesten Deutschland-Symbole. Viele Amerikaner lieben dieses «disneyartige» Schloss mindestens so wie Heidelberg.


O wie Oberammergau

Das oberbayerische Dorf mit gut 5.000 Einwohnern ist alle zehn Jahre Schauplatz der berühmtesten Passionsspiele der Welt. Auch 2010 wirken insgesamt etwa 2.500 Menschen auf und hinter der Bühne mit. An mehr als 100 Tagen führt die Bevölkerung vor etwa 500.000 Zuschauern das Spiel vom Leiden, Sterben und der Auferstehung Jesu auf. Die Tradition begann vor 375 Jahren als Pestgelübde.


P wie Pirna

Die Stadt ist bekannt als «Tor zur Sächsischen Schweiz». Die Sächsische Schweiz bietet viele landschaftliche Schönheiten (den Berg Lilienstein oder die Festung Königstein). Leider gibt es hier auch manche politische Hässlichkeit - die rechtsradikale NPD hat in einigen Orten überdurchschnittlich viele Anhänger.


Q wie Quedlinburg und Harz

Quedlinburg ist mit seiner Architektur eine der 33 Unesco-Welterbestätten in Deutschland. Das Mittelgebirge Harz (siehe auch D) ist mit seinem höchsten Gipfel Brocken (1.141 Meter), der auch Blocksberg genannt wird, ein sagenumwobenes Gebiet. In der Walpurgisnacht (zum 1. Mai) tanzen hier angeblich Hexen und auch in Goethes Drama «Faust I» kommt der Berg vor.


R wie Romantische Straße (www.romantischestrasse.de)

Wichtige Zwischenstationen in historischer Hinsicht oder wegen der Landschaft sind Würzburg, Rothenburg ob der Tauber, Dinkelsbühl, Nördlingen, Donauwörth, Augsburg, Friedberg und Landsberg am Lech. Städte, die fast zu romantisch-schön sind, um wahr zu sein.


S wie Seenplatte

«Mecklenburgische Seenplatte, das klingt verdächtig nach "Grillteller Athen"», witzelte kürzlich «FAZ»-Autor Tobias Rüther, um dann aber über Super-Backfisch im «Fischerhaus» in Plau am See zu schwärmen. Die Seenplatte gehört zu den aufstrebenden Tourismusgebieten der Republik. Gewässer wie die Müritz, Wälder, Felder und viele Schlösser prägen die Landschaft. Rund um die Seenplatte laden viele romantische Herbergen zu Kurzurlauben ein, zum Beispiel das Schloss-Hotel Kittendorf.


T wie Timmendorfer Strand

Der Ort ist so etwas Ähnliches wie Saint Tropez, nur eben an der Ostsee. Die besten Tage scheinen vorbei, auch wenn es immer noch schön ist und der Hotelklotz am Strand seinen ganz eigenen Trash-Charme hat. Das Gefühl, eine Zeitreise in die 80er Jahre gemacht zu haben, verschwindet einfach nicht. Neben Sylt der einzige deutsche Urlaubsort, der in Udo Jürgens' Sommerlied «Die Sonne und Du» von 1983 vorkommt.


U wie Usedom

Und nochmal Ostsee (siehe auch H, I oder T): Wurde in den 1920er Jahren gerne als «Badewanne Berlins» bezeichnet und versucht heute, wieder Anschluss an seine glorreiche Vergangenheit zu finden.


V wie Vulkaneifel

Vulkane scheinen weit weg zu sein, etwa in Island (in diesem Frühjahr beherrschte der Eyjafjallajökull wochenlang die Schlagzeilen und stoppte tagelang den Flugverkehr) oder bei Neapel (es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Vesuv wieder ausbricht). Doch auch in Deutschland gibt es Vulkane. In dieser Region in Rheinland-Pfalz kann man Zeugnisse davon bestaunen.


W wie Weimar

Wenn es Weimar nicht gäbe, müsste man es sich ausdenken, um eine kompakte Stadt für kulturbeflissene Deutschland- Touristen zu entwerfen. Hier wohnten und wirkten Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller, hier starb Friedrich Nietzsche. Kein Wunder, dass mancher diese Stadt als «Disneyland für Deutschlehrer» bezeichnet. Auch die Abgründe der deutschen Geschichte sind nahe Weimar zu besichtigen. Die Gedenkstätte Buchenwald erinnert an das Nazi-Konzentrationslager, in dem zwischen 1937 und 1945 etwa 250.000 Menschen inhaftiert waren und mehr als 34.000 ermordet wurden. Später war an selber Stelle ein sowjetisches Lager.


X wie Xanten

die einzige mit «X» beginnende Stadt Deutschlands. Einen Umweg wert wegen des Freilichtmuseums Archäologischer Park Xanten, in dem echte und rekonstruierte Bauten aus der Römerzeit zu bestaunen sind. War mal eine der größten Städte des Römischen Reichs nördlich der Alpen. Y wie das


Y in Sylt

Scherzhaft wird Sylt immer mal wieder als achter Bezirk von Hamburg bezeichnet - mit derselben Logik wie auch Mallorca manchmal «Deutschlands 17. Bundesland» genannt wird, also weil so viele Menschen von dort sich gerne hier aufhalten. Die Vorliebe des langjährigen Hamburger Bürgermeisters Ole von Beust für die Nordsee- Insel Sylt ist zum Beispiel legendär. Für die feine Gesellschaft ist Sylt mit seinen schicken Stränden, hübschen Dünen und edlen Läden (vor allem auf der Straße Strönwai in Kampen) der perfekte Zweitwohnsitz - ein bisschen Monaco-Stimmung in Nordfriesland.


Z wie Zugspitze

Deutschlands höchster Gipfel (2.962 Meter) thront über Garmisch-Partenkirchen und Grainau. Oben befindet sich auch Deutschlands einziger Gletscher. Zum Schutz vor Sonne und Regen werden die wegen der Erderwärmung dramatisch schwindenden Eismassen des Schneeferners in diesem Sommer bereits zum 18. Mal mit Matten und Planen abgedeckt. Ein Berg trägt Hut. (dpa)
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