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14.02.2013 | 14:05 | Lebensmittelsicherheit 

Skandal um Pferdfleisch: Brüssel plant DNA-Test

Berlin/Brüssel - Lasagne mit Pferdefleisch ist in deutschen Supermärkten aufgetaucht. Real ruft ein Produkt zurück. Da könnte noch mehr kommen, warnt der NRW-Verbraucherminister. Sollen die Lebensmittel jetzt per DNA-Test überprüft werden?

Fleisch
(c) proplanta
Auf den Fund von falsch deklarierter Pferdefleisch-Lasagne im deutschen Handel haben Politiker mit Empörung reagiert. «Man könnte fast sagen: Es ist eine echte Sauerei», sagte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) am Donnerstag im ARD-«Morgenmagazin». Ihr nordrhein-westfälischer Kollege Johannes Remmel (Grüne) schloss weitere Funde nicht aus. Die EU-Kommission will verarbeitetes Rindfleisch nun mit einem DNA-Test kontrollieren lassen. An diesem Freitag sollen Experten aus allen 27 EU-Staaten über den Vorschlag entscheiden.

Die Supermarktkette Real hatte am Mittwoch eine Tiefkühl-Lasagne zurückgerufen, nachdem bei Stichproben Anteile von Pferdefleisch entdeckt worden waren. Auch andere Unternehmen wie Kaiser's Tengelmann, Rewe, Edeka und Eismann überprüfen verdächtige Produkte.

Aigner und Remmel sprachen von gewaltiger Verbrauchertäuschung. «Das ist kriminell», sagte Remmel im ARD-«Morgenmagazin». Grünen-Fraktionschefin Renate Künast kritisierte die Billig-Produktion von Fleisch. «Beim Pferdefleisch zeigt sich, dass die Billig-Billig-Ideologie wirklich Probleme bereitet», sagte sie am Donnerstag im Bayerischen Rundfunk. Aigner begrüßte den Vorschlag aus Brüssel zu den europaweiten Kontrollen.

In Deutschland standen am Mittwoch sechs Unternehmen auf der Kontroll-Liste der Behörden. Aus der Auswertung der Lieferlisten ergebe sich, dass zwischen November 2012 und Januar 2013 über einen Zwischenhändler verdächtige Produkte in größerem Umfang nach Deutschland gekommen seien, hatte Minister Remmel erklärt.

Die Metro-Tochter Real rief ihre «TiP Lasagne Bolognese, 400g, tiefgekühlt» zurück. «Diese Maßnahme erfolgt rein vorsorglich, da zu keinem Zeitpunkt ein Hinweis auf ein gesundheitliches Risiko für Verbraucher bestand», hieß es. Bereits am vergangenen Freitag hatte das Unternehmen als Vorsichtsmaßnahme nach einem Hinweis des Herstellers das Produkt aus dem Verkauf genommen.

Die EU-Kommission will mit den DNA-Tests wirksamer gegen falsch deklariertes Fleisch vorgehen. Die ersten 2.500 Gentests könnten den Plänen zufolge im März stattfinden, etwa 200 davon in Deutschland, teilte EU-Verbraucherkommissar Tonio Borg am Mittwoch nach einem Krisentreffen acht beteiligter Staaten in Brüssel mit. Ergebnisse sollen Borg zufolge Mitte April veröffentlicht werden. Insbesondere Irland und Großbritannien hatten auf gentechnische Untersuchungen gedrungen.

Um sicherzustellen, dass Verbraucher mit dem Fleisch keine Pferdemedikamente zu sich nehmen, will die EU-Kommission eine weitere Testreihe vorschlagen. Dabei sollen die Behörden Pferdefleisch auf mögliche Rückstände des Medikaments Phenylbutazon untersuchen. Das Mittel wird bei Pferden gegen Entzündungen eingesetzt. Es gilt auch als Doping-Mittel im Pferdesport. 1.500 in die EU eingeführte Pferdekadaver sollten untersucht werden, zudem 2.500 in Europa geschlachtete Tiere.

In den vergangenen Wochen waren in mehreren Ländern der EU Fertiggerichte entdeckt worden, in denen statt des angegebenen Rindfleischs auch oder ausschließlich Pferdefleisch verarbeitet worden war. Die Europäer verspeisen nach Angaben der EU-Kommission wissentlich jährlich 110.000 Tonnen Pferd, 70.000 Tonnen davon aus heimischer Zucht.
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