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24.10.2009 | 08:32 | Gesundheitsforschung  

Schweinegrippe-Impfung - Nutzen und Nebenwirkungen

Hamburg - Am kommenden Montag startet in zahlreichen Bundesländern die Impfung gegen Schweinegrippe.

Impfung
(c) Tobilander - fotolia.com
Nur jeder Fünfte Deutsche will sich einer Forsa-Umfrage zufolge jedoch derzeit impfen lassen. Der Verlauf der Neuen Grippe ist meist mild. Rund sieben Prozent der etwa 23 000 bislang in Deutschland registrierten Erkrankten wurden allerdings nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) in eine Klinik eingewiesen, zwei Patienten starben. In Deutschland sind ganz überwiegend jüngere Menschen bis etwa 24 Jahre betroffen. Auch bei den Klinikeinweisungen wegen Schweinegrippe finden sich vor allem Menschen dieses Alters. Dagegen erkranken in der Altersgruppe über 60 Jahren nur wenige Menschen, von ihnen kommt auch eine vergleichsweise geringe Zahl ins Krankenhaus.


Bis 13-fach höheres Risiko bei chronisch Kranken

Das RKI hat einen Impfplan vorgeschlagen: Zunächst soll medizinisches Personal geimpft werden, zum eigenen Schutz und zum Schutz ihrer Patienten. Dann kommen chronisch Kranke an die Reihe. Menschen mit chronischen Krankheiten haben laut RKI ein 4- bis 13- fach erhöhtes Risiko bei einer Schweinegrippe-Infektion in eine Klinik zu kommen oder sogar zu sterben. Schwangere stehen vor einer schweren Entscheidung. Sie bekommen zwar schwerere Symptome als andere Menschen, bislang gibt es für sie aber keinen optimalen Impfstoff in Europa. Alle drei zugelassenen Produkte enthalten entweder Wirkstoffverstärker oder abgetötete ganze Viren, die beide zu Fieber führen können.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt für Schwangere einen Impfstoff, der nur Virenteile und zudem keine Wirkstoffverstärker enthält - so ein Vakzin wird etwa in den USA verwendet. In Tierstudien habe der für die deutsche Bevölkerung bestellte Impfstoff Pandemrix keine Auswirkungen auf das Ungeborene gezeigt, berichtet das Gremium. Es rät insbesondere Schwangeren, die eine Grunderkrankung haben oder viel mit Kindern und Jugendlichen umgehen, eine Impfung mit ihrem Arzt zu besprechen.

Menschen, die im Haushalt von Risikopersonen leben, sollten sich nach Ansicht der STIKO impfen lassen. Auch für Menschen bis 24 Jahren sei eine Impfung «sinnvoll». Allerdings sollten für kleine Kinder noch weitere Daten abgewartet werden. Für sonstige gesunde Menschen von 25 bis 65 Jahren empfiehlt die STIKO zwar «keine vordringliche Impfung», sie könnten jedoch auch von einer Impfung profitieren. Menschen von 10 bis 60 Jahren müssen nur einmal geimpft werden, anstelle der sonst üblichen Zweifachimpfung.


Alle Nebenwirkungen vorübergehend

Schwere Nebenwirkungen des Impfstoffs Pandemrix wurden laut RKI in Versuchen mit 5.000 erwachsenen Probanden nicht beobachtet. Es könne allerdings sein, dass sich sehr seltene Nebenwirkungen erst zeigen, wenn mehr Menschen geimpft werden. Kopf-, Gelenk- oder Muskelschmerzen, Fieber, Mattigkeit sowie Schmerzen oder Rötungen an der Einstichstelle traten dagegen jeweils bei mehr als zehn Prozent der Probanden auf. Ein bis zehn Prozent der Geimpften klagten über eine Schwellung der Lymphknoten, grippeähnliche Erkrankungen und weitere Symptome.

Der Virologe Alexander Kekulé aus Halle kritisierte die mit Nebenwirkungen verbundenen Wirkstoffverstärker (Adjuvanzien) als unnötig. Die Nebenwirkungen seien «erheblich» im Vergleich zu den sonst üblichen, saisonalen Grippeimpfstoffen. «Allerdings sind alle Nebenwirkungen vorübergehend», betonte Kekulé. «Zudem gibt es auch bei anderen Impfungen - die zum Teil auch bei Kindern empfohlen werden - ähnliche Nebenwirkungen, weil diese ebenfalls Adjuvanzien enthalten.» An der Impfung gegen Schweinegrippe sollten dennoch möglichst viele Menschen teilnehmen, rät Kekulé. «Sonst besteht die Gefahr, dass wir die Pandemie nicht in den Griff bekommen.»

In einer Studie mit 400 Kindern von drei bis neun Jahren kam es in rund zehn Prozent der Fälle zu Verhärtungen und/oder Rötungen. Und in rund zwei Prozent der Fälle zu Fieber. Unter den weiteren Symptomen waren Schläfrigkeit, Reizbarkeit, Appetitlosigkeit und Schüttelfrost. Kinder sollten nach RKI-Angaben zweimal eine halbe Impfstoffdosis erhalten. An Schwangeren und an Kindern unter sechs Monaten wurde der Impfstoff nicht getestet, für Kinder bis zu drei Jahren lagen der STIKO noch keine Ergebnisse vor. Das quecksilberhaltige Konservierungsmittel ist nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts unbedenklich. Da Pandemrix mit Hilfe von Hühnereiern hergestellt wird, dürfen Menschen, die dagegen allergisch sind, den Impfstoff nicht bekommen. (dpa)
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