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07.04.2009 | 09:35 | Telemedizin 

Telemonitoring verkürzt räumliche Distanzen zwischen Arzt und Patient

Stuttgart - "Die Versorgung mit ortsnahen medizinischen Dienstleistungen ist ein entscheidender Standortfaktor für die Städte und Gemeinden im Ländlichen Raum.

Tagung
(c) Adam Gregor - fotolia.com
Telemedizin kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten", sagten der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL und die Ministerin für Arbeit und Soziales, Dr. Monika Stolz MdL (6. April) anlässlich der Tagung 'Gesundheitsversorgung im Ländlichen Raum' in Aalen (Ostalbkreis). Telemonitoring verkürzt räumliche Distanzen zwischen Arzt und Patient, ermöglicht für den Patienten eine häusliche Betreuung auf hohem Niveau, kann die Behandlungsdauer verkürzen, entlastet den Praxisablauf bei gleicher Effektivität und reduziert Wegstrecken und Transportkosten.

"Zweifellos verfügt Baden-Württemberg über ein qualifiziertes und flächendeckendes Netz von niedergelassenen Ärzten, Krankenhäusern und Rettungsdiensten. Dennoch gilt es, rechtzeitig Strategien zu entwickeln, um diese Versorgungsqualität in den ländlichen Räumen weiterhin zu gewährleisten", so Minister Hauk und Ministerin Dr. Monika Stolz.

"Die flächendeckende ambulante und stationäre medizinische Betreuung erhält im Hinblick auf die demographische Entwicklung einen höheren Stellenwert, denn die Gesellschaft muss sich auf eine stark anwachsende Zahl älterer Menschen mit altersbedingten Einschränkungen einstellen. Die aktuellen und künftigen Rahmenbedingungen des Gesundheitssystems, die medizinische sowie die demographische Entwicklung, aber auch die Änderung der Lebensformen, werden Auswirkungen auf die Arztpraxen im Ländlichen Raum haben", erklärte Hauk.

Deren Zahl werde im Ländlichen Raum tendenziell abnehmen. Bereits heute sei es zunehmend schwierig, adäquate Nachfolger für Arztpraxen im Ländlichen Raum zu finden. "Der Weg zum Arzt wird länger werden", so Dr. Stolz und Hauk. Als ein Problem des Ländlichen Raums werde immer wieder geschildert, dass die niedergelassenen Ärzte hohe Wegzeiten für Hausbesuche aufwenden. Zudem werde eine zeitlich hohe Verfügbarkeit rund um die Uhr erwartet, was für viele unattraktiv sei, führten die Ministerin und der Minister auf.

Deshalb wurden im Rahmen des von der Landesregierung eingesetzten ressortübergreifenden Kabinettsausschusses 'Ländlicher Raum' Lösungsansätze und Handlungsempfehlungen für den Erhalt einer flächendeckenden sozialen und medizinischen Versorgung im Ländlichen Raum erarbeitet, die nun in Modellprojekten erprobt werden.

Die am Montag vorgestellten Telemedizinprojekte 'Telekonsultation Chronische Wunde', 'Teleprüfung Sturzgefährdung' und 'Tele-EKG bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen' wurden vom Ostalbkreis mit Unterstützung durch die Landesregierung auf den Weg gebracht. Es gehe nun darum, diese Ansätze weiter zu entwickeln, großflächiger zu verbreiten und v. a. auf gesundheitswirtschaftliche Effekte und tatsächlichen Nutzen für Patienten und involvierte Gesundheitsdienstleister zu untersuchen. Die Finanzierung der Modellprojekte erfolgt zu 70 Prozent vom Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum und zu 30 Prozent durch den Ostalbkreis.

Die Telemedizin ist auch unmittelbar mit der Datenübertragung via Internet sowie dem Ausbau der Breitbandinfrastruktur verknüpft. "Ein flächendeckender Ausbau dieser Infrastruktur ist eine der Voraussetzungen dafür, dass telemedizinische Anwendungen eingeführt werden können", so der für den Breitbandausbau verantwortliche Minister Hauk. Als erstes Land hat Baden-Württemberg eine 'Breitband-Initiative' zum Schließen der Lücken im Netz gestartet.

Ebenso wichtig ist neben der funktionstüchtigen Technik aber auch, dass telemedizinische Anwendungen anwenderfreundlich und routinefähig aufgebaut werden, damit sie sich im Alltagsbetrieb bewähren. „Patienten und medizinisches Fachpersonal müssen das Gefühl haben, dass die Technik hilft und nicht den Menschen beherrscht“, ergänzte die für die Gesundheitsversorgung im Lande zuständige Ministerin Dr. Stolz.


Zusatzinformationen

Vom Kabinettsausschuss "Ländlicher Raum" beschlossene telemedizinischen Projekte

Das Projekt 'Telekonsultation Chronische Wunde' im Ostalbkreis wurde bereits im Rahmen des Impulsprogramms doIT-regional in den Jahren 2005 bis 2007 mit Unterstützung des MLR konzipiert. Diese erfolgreiche Konzeption wird nun in dem Modellprojekt erprobt. Dieses Projekt überwindet räumliche Distanzen und bringt Expertenwissen zusammen. Mittels hochaufgelöster Foto-Handys werden Foto- bzw. Video-Sequenzen mit Informationen über den Patienten an Fachärzte in beteiligten Kliniken geschickt. Dort wird anhand der Aufnahmen ein Befund und ein Kommentar erstellt und eine Zweitmeinung eingeholt.

Das Projekt 'Teleprüfung Sturzgefährdung': Durch ein effektives Screening und eine entsprechende Folgebehandlung, soll die Sturzgefahr, gerade bei älteren Menschen, deutlich reduziert werden.

Das Projekt 'Tele-EKG bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen': Durch die sofortige Auswertung eines Tele-EKGs mit Hilfe eines speziellen mobilen EKG-Gerätes ist es möglich, Rhythmuspatienten sofort eine Rückmeldung über ihre momentane Situation zu geben, ohne dass sie dafür stationär aufgenommen oder in einer Arztpraxis anwesend sein müssen. Weitere, sich in der Umsetzung befindliche Empfehlungen des Kabinettsausschusses 'Ländlicher Raum' sowie nachfolgend von der Landesregierung beschlossene Empfehlungen und Lösungsansätze für eine flächendeckende ambulante und stationäre medizinische Betreuung der Bürgerinnen und Bürger sind u. a:

Ein zusätzliches Sonderinvestitionsprogramm für Krankenhäuser, das gerade auch die Krankenhäuser im Ländlichen Raum unterstützt, um die notwendigen Strukturveränderungen bei der akut stationären Versorgung erreichen zu können. Dieses wird im Rahmen des Konjunkturpaktes umgesetzt.

Die Einhaltung der Hilfsfrist in der Notfallrettung wird weiterhin als unverzichtbar angesehen.


Weitere vom Kabinettsausschuss 'Ländlicher Raum' beschlossene Modellprojekte:

Ein Gesundheitszentrum, in dem modellhaft die Sicherung der notärztlichen Versorgung durch ein Gesundheitszentrum im Ländlichen Raum erprobt wird.

In einzelnen ausgewählten ländlichen Regionen soll modellhaft ein Landarzttaxi für terminierbare Arztbesuche, v.a. älterer Patienten eingerichtet und erprobt werden.

Im Rahmen einer konzentrierten Aktion unter Beteiligung von Krankenkassen, Kassenärztlicher Vereinigung sowie Landesärztekammer soll ein Projekt mit dem Arbeitstitel 'Landarztpraxis' aufgesetzt werden.

Weitere Informationen zum Kabinettsausschuss Ländlicher Raum sind auf der Internetseite des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum zum Thema Ärzteversorgung in Baden-Württemberg auf der Internetseite des Ministeriums für Arbeit und Soziales abrufbar. (PD)
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