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16.03.2014 | 18:30 | Selbstversorgungstrend 
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Trend zur Selbstversorgung in Städten boomt

Stuttgart - Salat, Kartoffeln und Karotten aus eigenem Anbau: Für viele Städter ist das ein scheinbar unerfüllbarer Wunsch.

Gemüsegarten
(c) proplanta
Initiativen wie die «Münchner Krautgärten», «Ackerhelden» oder «meine ernte» machen das Gärtnern für Menschen in Ballungsräumen möglich. «meine ernte» bietet beispielsweise Gemüsegärten zur saisonweisen Miete an. Die nötige Ackerfläche stellen beteiligte Landwirte in der Umgebung.

Die Idee für das Konzept hatten die Geschäftsführerinnen Wanda Ganders und Natalie Kirchbaumer 2009 in Bonn. Was im kleinen Rahmen in sechs Städten begann, ist mittlerweile zu einem deutschlandweiten Betrieb mit 24 Standorten angewachsen. «Wir sind mit Abstand das größte Unternehmen dieser Art in Deutschland und den europäischen Nachbarländern», sagt Ganders stolz.

Bauer Klaus Brodbeck aus Stuttgart ist einer der Landwirte, die mitmachen. Seit 2013 stellt er 1,5 Hektar Land für Interessierte zur Verfügung. «Der Zeitaufwand für das Projekt ist hoch. Natürlich ist es Werbung für den eigenen Hof, und ich freue mich, wenn sich Menschen, die vorher keinen Bezug zu Landwirtschaft hatten, dafür begeistern können», sagt er.

Den typischen Teilnehmer gibt es nicht. «Ich schätze, dass 50 Prozent unserer Kunden Familien sind. Der Rest ist bunt gemischt vom Studenten bis zum Rentner», sagt Gründerin Ganders. Aus der jährlichen Kundenbefragung gehen eine bewusste Ernährung und Freizeit in der Natur als Hauptgründe für die Selbstversorgung hervor.

Das bestätigt auch das Institut für Demoskopie Allensbach. Bei einer Befragung aus dem Jahr 2013 gaben knapp 55 Prozent an, sich für Gartengestaltung zu interessieren. Auf eine gesunde Lebensweise legten 86 Prozent Wert. Der seit mehr als zehn Jahren bestehende Trend zum städtischen Gartenbau, der auch «Urban Gardening» genannt wird, trifft auf ein neues Ernährungsbewusstsein. «Verbraucher legen mehr Wert auf die Qualität von Nahrungsmitteln, das heißt auf regionale und biologische Erzeugung», erklärt Christian Rauch vom Zukunftsinstitut Frankfurt.

Der heimische Anbau von Obst, Kräutern und Gemüse wird nach Angaben des Instituts im städtischen Raum immer beliebter. So verzeichnet der betroffene Gartenmarkt laut Bundesverband Deutscher Gartenfreunde einen höheren Umsatz an Arznei- und Gesundheitspflanzen, sowie an Saatgut für Kräuter und Gemüse. Die Städter bauen fleißig an: Beginnend bei Tomaten auf dem Balkon bis hin zum einst als spießig abgestempelten Schrebergarten. Oft handelt es sich um hippe, kreative Szeneviertel junger Menschen.

«Sinnstiftung in der Freizeit spielt bei der ganzen Entwicklung eine große Rolle. Nicht Wirtschaftlichkeit steht im Vordergrund, sondern das gute Gefühl bei der Sache», betont Rauch. Das angelegte Stück Natur steht für eine gesunde Lebensführung und hat außerdem eine entspannende und eine soziale Komponente. Gleichgesinnte finden sich in der Regel zu Gruppen zusammen. Ob sich der Selbstversorgungstrend als zeitweilige Modeerscheinung oder als beständig entpuppt, wird sich zeigen. Sicher ist aber, dass er die Menschen in Ballungsräumen ein wenig erdet. (dpa)
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Kommentare 
Organic Christa schrieb am 17.03.2014 17:58 Uhrzustimmen(145) widersprechen(127)
Servus miteinander, hier wird einiges durcheinander geworfen. Die Idee der Selbsternte stammt aus unserem schönen Österreich und ist in den 1980er in Wien erfunden worden. Wie mir bekannt ist, ist es Ende der 1990er nach Kassel in Deutschland gebracht worden. Also alles andere als eine deutsche Idee den Madels aus Bonn. Was Deutschland angeht, weiß ich, dass "meine Ernte" die meisten Standorte hat. Wobei das aber auch nicht besonders scheint, wenn man betrachtet, dass Eure bayrische Landeshauptstadt München allein 17 Krautgarten hat. Hinzu ist zu berücksichtigen, dass die Herrschaften von "meine Ernte" auch nicht organic sind: weder euro-bio, noch anders ökologisch. Ich mag rote Rohnen oder Paradiser nicht aufkochen, wenn sie im Winter mit Pestiziden oder andeem Giftzeugs bespritzt oder mit Kunstdung gedungt sind. Das ist bei klassischen Bauern heuer normal. Daher immer Hoacht haben, was Reklame oder gelogn und was frank ist. Schaut genau hin. Ökologische Bauern haben Zertifikate. Baba Christa
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