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09.06.2008 | 06:08 | Welternährungskonferenz 

Welternährungs-Konferenz: Agrar-Experten der Universität Hohenheim vermissen Trendwende

Hohenheim - Als enttäuschend bezeichneten Agrar-Experten der Universität Hohenheim die Ergebnisse der zu Ende gegangenen Welternährungskonferenz in Rom.

Welternährung
(c) proplanta
Statt der von UN-Generalsekretär Ban Ko Moon geforderten Investitionen von jährlich 30 Milliarden Dollar zur Verbesserung der globalen Agrarwirtschaft, habe sich die Weltengemeinschaft lediglich auf kurzfristige Hilfen im einstelligen Milliardenbereich einigen können.

In den 90er Jahren waren die Ausgaben für Agrarforschung in Deutschland und Europa sogar rückläufig, Sparmaßnahmen bei den Agrarfakultäten in Deutschland halten immer noch an. Positive Beispiele gäbe es aus dem asiatischen Raum, wo das Budget für Agrarforschung seit 1980 jährlich um mehr als 4 Prozent gestiegen sei. Als vorrangiges Ziel einer Trendwende formulierten die Wissenschaftler eine Landwirtschaft, die auf die Kleinbauern in Entwicklungsländern ausgerichtet ist. Die auf bestehender Fläche mit weniger Wasser mehr produziere, ohne den Klimaschutz, Artenschutz, die Ernährungssicherung und die Prävention politischer Krisen zu vernachlässigen.

Als Peanuts bezeichnete Prof. Dr. Manfred Zeller, Experte der Universität Hohenheim für internationale Agrarpolitik und Nahrungssicherung, die geforderte Summe von 30 Milliarden Euro zur Lösung der globalen Nahrungsmittelkrise: "Angesichts 12 Milliarden Dollar Subventionen für Biotreibstoffe und 370 Milliarden Dollar, mit denen die Industrieländer jährlich den eigenen Agrarmarkt subventionieren, sind 30 Milliarden für die Lösung der Nahrungskrise eine lächerliche Summe", erklärte Prof. Dr. Zeller auf einer Pressekonferenz. Stattdessen seien die realen Entwicklungshilfeausgaben für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung von 8 Milliarden Dollar 1984 auf 3,4 Milliarden Dollar 2004 gesunken.

Statt kurzfristiger Hilfe - wie jetzt in Rom vereinbart - brauche die Welt wieder langfristige Investitionen in die Agrarförderung und -forschung. "Die Nahrungskrise hat sich in jüngster Zeit durch kurzfristige Trends besonders zugespitzt - war aber vorhersehbar", urteilt Prof. Dr. Zeller. Bereits seit acht Jahren übersteige die Nachfrage das Angebot, weltweit reichten die Nahrungsmittelvorräte nur für 54 Tage. Gleichzeitig seien Forschung und Innovation im Agrarbereich als Stiefkind behandelt worden: "In den neunziger Jahren sind die entsprechenden Budgets um mehr als die Hälfte gekürzt worden", so der Agrarwissenschaftler


Enttäuschender Trend - trotz ermutigender Beispiele

"Die dringend notwendige Trendwende ist jetzt in Rom nicht eingetreten", bedauerte Prof. Dr. Zeller. Dabei gäbe es ermutigende Beispiele: "Im asiatischen Raum hat die öffentliche Agrarforschung Wachstumsraten von 4,2 Prozent - was Erfolge zeigt." Das UN-Milleniumsziel, die Zahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren, werde in dieser Region mit Sicherheit erreicht.

"Wir brauchen eine Landwirtschaft, die auf der bestehenden Fläche bei zunehmend knappem Wasser mehr Lebensmittel erzeugt,", so die Herausforderung laut Prof. Dr. Zeller. Zeitgleich müsse die Produktion nachhaltig erfolgen: Landwirtschaft müsse klimabewusst arbeiten und weniger fossile Energie verbrauchen, die globale Artenvielfalt schützen, Armut und Hunger eliminieren und politische Krisen verhindern."


Konkurrenz zur Bioenergie wird anhalten

An konkreten Maßnahmen befürwortet Prof. Dr. Zeller die Abschaffung der Subventionen auf herkömmliche Agrartreibstoff der ersten Generation, wie Biodiesel aus Raps oder Ethanol aus Mais, die Öffnung der Märkte der Industrieländer für Produkte aus Entwicklungsländern und die konzentrierte Agrarforschung zusammen mit den Entwicklungsländern.

Mit Blick auf die Konkurrenz von Bioenergie und Nahrungsmittel meinte Prof. Dr. Zeller: "Angesichts der steigenden Energiepreise, wird uns die Konkurrenz zwischen Nahrungsmittel und Bioenergie erhalten bleiben. Um so wichtiger ist die Forschung im Bereich Bioenergie, um die Effizienz zu steigern, Reststoffe und Pflanzen von Standorten zu verwerten, die für die Nahrungsmittel nicht geeignet sind, und Energiepflanzen der zweiten Generation einzusetzen, die vollständig in Energie umgesetzt werden. (PD)
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