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10.01.2010 | 19:00 | Lebensmittelsicherheit 

Wenig pfui, mehr hui: Pflanzenschutzmittelrückstände 2008 generell auf dem Rückzug

Bonn - Die gute Nachricht vorweg: In Lebensmitteln finden sich immer weniger Rückstände von Pflanzenschutzmitteln.

Pflanzenschutzmittelrückstände 2008 generell auf dem Rückzug
(c) proplanta
Das ergibt sich aus der "Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände 2008", die das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) am 4. Januar 2010 veröffentlicht hat. Auch die Anzahl der Lebensmittel, die die zulässigen Höchstmengen überschritten haben, nimmt ab. Bei den insgesamt knapp 17 000 Proben fanden die Untersuchungsbehörden bei 43,4 Prozent keine Rückstände von Pflanzenschutzmitteln (Vorjahr: 38,6 Prozent). Gleichzeitig nahm der Anteil der Proben ab, die Rückstände über dem gesetzlichen Höchstgehalt enthielten, von 4,5 auf 3,7 Prozent.

Nun könnten Freigeister auf die Idee kommen, dass die Mehrheit der auf dem deutschen Markt befindlichen Lebensmittel belastet sind (100 Prozent minus 43,4 Prozent = mehr als die Hälfte). Dazu ist aber zum Einen eine genauere Betrachtung der einzelnen Untersuchungsergebnisse erforderlich und zum Anderen werden die Proben risikoorientiert gezogen. Das heißt, dass die Produkte, die öfter negativ auffallen auch öfter kontrolliert werden. Übersetzt: Die Ergebnisse sind nicht für alle Lebensmittel übertragbar und schon gar nicht repräsentativ.

Lebensmittel deutscher Herkunft sind generell geringer belastet als ausländische Produkte. So wurden in 1,9 Prozent (Vorjahr: 2,7 Prozent) der untersuchten Produkte, die in Deutschland produziert wurden, Höchstmengenüberschreitungen gemessen. Bei den Proben aus anderen EU-Staaten waren das 3,0 Prozent (5,0 Prozent), bei Proben aus Drittstaaten 9,1 Prozent (9,5 Prozent). Teilweise dürfte laut BVL die höhere Quote an Überschreitungen bei ausländischen Lebensmitteln aus der unterschiedlichen Gesetzeslage in den Herkunftsstaaten resultieren.

Innerhalb der EU gilt seit dem 1. September 2008 mit der Harmonisierung der Höchstmengen nach der Verordnung (EG) Nr. 396/2005 ein einheitlicher Sicherheits- und Qualitätsstandard. Allerdings wird seitens der exportierenden Staaten insgesamt immer noch viel zu wenig auf die Einhaltung der rechtlichen Bestimmungen des Importlandes geachtet. Betrachtet man die einzelnen Lebensmittel, fallen die jährlich wiederkehrenden Verdächtigen ins Auge. Negative Ausreißer aus deutscher Anbau-Sicht waren hierbei die Tafeltrauben mit einer Beanstandungsquote von über 23 Prozent. Dass Äpfel tatsächlich auch mal etwas weiter vom Stamm fallen können, zeigen die Untersuchungsergebnisse zum Beispiel von chilenischen Äpfeln. Satte 89,3 Prozent der untersuchten Proben enthielten Pflanzenschutzmittelrückstände, wobei allerdings keine Höchstmengenüberschreitung nachzuweisen war.

Dass es auch anders geht, zeigen die Daten von Bio-Äpfeln. Hier fanden sich bei 95,6 Prozent überhaupt keine Rückstände. 88 Prozent der gesamten Bio-Proben enthielten keine quantifizierbaren Rückstände, in 12 Prozent traten Rückstände mit meistens sehr geringen Gehalten auf (im Spurenbereich bis 0,01 Milligramm je Kilogramm). Nur 14 Proben (1 Prozent) enthielten Rückstände mit Gehalten über den Höchstmengen, die für konventionell erzeugte Produkte gelten. Die sinkenden Rückstandsgehalte sind ein Zeichen, dass sich durch diese Transparenz die Wahlmöglichkeiten vor allem für den Handel erhöhen, der offenbar auf die Ergebnisse zu reagieren scheint. Für diese erfreuliche Entwicklung müssen aber die Kontrolldichte weiterhin hoch und die zuständigen Überwachungsbehörden weiter wachsam bleiben.

Für Verbraucher gilt nach wie vor: Der beste Schutz vor eventueller gesundheitlicher Belastung ist schlicht und einfach, die Vielseitigkeit des angebotenen, saisonalen Sortiments zu nutzen. Dann klappt es auch mit der gesunden Ernährung. (aid)
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