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13.01.2015 | 00:01 | Fleischpreise 

Wie billig darf Fleisch sein?

Berlin - Wenn sie ein Schnitzel kaufen, interessieren sich Kunden zusehends dafür, wie die Tiere gehalten wurden. Kritiker mahnen, dass Fleisch nicht immer billiger werden könne - das sieht auch die Branche so.

Fleischpreise
Verbraucher tendieren zu Klasse statt Masse. (c) proplanta
In vielen Supermarkt-Kühltheken gibt es inzwischen beides: Rindergulasch zum Beispiel für 11,98 Euro pro Kilogramm neben Bio-Rindergulasch für 21,90 Euro. Die große Frage ist, wofür sich die Verbraucher entscheiden - vorausgesetzt, sie können sich die deutlich teurere Variante überhaupt leisten. Vor der Agrarmesse Grüne Woche, die an diesem Freitag in Berlin beginnt, prangern Kritiker die Produktion von Billigfleisch in Riesenställen an. Ernährungsbranche und Handel wollen höhere Tierhaltungsstandards aus der Nische holen.

Was kritisieren Umweltschützer an der Tierhaltung?

Billigfleisch-Produktion bedeute, dass zu viele Nutztiere auf zu wenig Raum gehalten werden, moniert der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Hubert Weiger. Und das erfordere oft, große Mengen an Antibiotika einzusetzen, um Krankheiten und die Ausbreitung in Ställen etwa mit mehreren tausend Puten zu vermeiden.

Dabei wird seit langem darum gerungen, den Einsatz der infektionshemmenden Medikamente generell zu senken. Das soll das Risiko eindämmen, dass sie auch bei Menschen nicht mehr wirken.

Wie betrifft das die Verbraucher?

Kritiker warnen, die Auswirkungen reichten vom Stall bis in die Küchen. In einer Stichprobe entdeckte der BUND gerade kritische Keime auf vielen Putenfleisch-Produkten, die in Discountern gekauft wurden.

Auf 50 von 57 Proben - vom Brustfilet über Keulen bis zu Ministeaks - waren demnach Keime, die unempfindlich gegen Antibiotika sind. Die Umweltschützer fordern strengere Vorgaben für den Antibiotika-Einsatz und dass sich die Haltungsbedingungen verbessern. Dumpingpreise unter den Erzeugerkosten für Billigfleisch müssten verboten werden.

Was plant die Regierung für eine bessere Tierhaltung?

Die Bundesregierung setzt auf eine neue Antibiotika-Bremse. Wenn Hühner, Puten, Schweine und Rinder etwas bekommen, muss das in einer bundesweiten Datenbank erfasst werden. Dafür müssen Bauern alle sechs Monate melden, welchen Wirkstoff sie wie vielen Tieren in welchen Mengen geben. Liegt ein Stall im oberen Bereich, muss gegengesteuert werden - etwa mit besserer Hygiene. Zudem will Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) mehr Tierwohl über freiwillige Vereinbarungen durchsetzen - etwa beim millionenfachen Töten männlicher Küken, die keine Eier legen und auch für die Mast nicht so gut geeignet sind.

Was plant die Ernährungsbranche?

Bauern, Fleischbranche und Einzelhandel wollen höhere Standards bei Schweinen und Geflügel auf breiter Front verankern. Supermarktketten haben begonnen, in einen Fonds einzuzahlen, wie Bauernpräsident Joachim Rukwied der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Montag) sagte. Ab April können sich Landwirte melden. Aus dem mit bis zu 200 Millionen Euro gefüllten Topf sollen sie dann honoriert bekommen, wenn sie über gesetzlichen Vorschriften hinausgehen. Inwiefern der Aufschlag von im Schnitt vier Cent je verkauftem Kilogramm mit höheren Preisen bei den Kunden ankommt, muss sich im harten Wettbewerb des Handels zeigen. Die Lebensmittelwirtschaft erkennt ein tendenziell größeres Vertrauen in tierische Produkte, wie eine Umfrage im eigenen Auftrag ergab. (dpa)

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