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03.06.2010 | 15:32 | Ein Getränk so individuell wie die Menschen 

Wie der Kaffee so sein Trinker

Monheim - Schon das Aroma frischen Kaffees zieht viele Menschen magisch an.

Kaffeebohnen
(c) eltfoto - fotolia.com
Das pechschwarze Getränk erfreut sich größter Beliebtheit und lässt sich auf vielfältige Weise zubereiten. Und die Art des Genießens spiegelt nicht nur den gesellschaftlichen Wandel wider, sondern steht auch für das persönliche Lebensmotto.

Kaffee gibt es in vielen Variationen: Café au lait, Mokka oder Americano, gefiltert, gekocht oder per Dampfdruck ausgepresst - so individuell wie die Menschen, scheint das Sortiment der Kaffeespezialitäten. Viele Völker haben eine eigene Kultur rund um das pechschwarze Getränk entwickelt. In Vietnam zum Beispiel bevorzugt man eine kühle Art des Kaffeegenusses: Ca Phe Da. Das ist ein starker Kaffee meist mit Kondensmilch, viel Zucker und der doppelten Menge Eis.

Längst ist Kaffee trinken Kult, die Art des Genießens eine Philosophie: Modern gestaltete Coffee Shops verkörpern ein junges, dynamisches Image, und zu Hause zaubern elegante Vollautomaten italienisches Kaffeeflair. „Früher war Kaffee ein kostbares Produkt. Nur zu besonderen Anlässen kam der ,gute Kaffee’ auf die Tafel. Heute ist das Getränk für alle Menschen erschwinglich geworden“, sagt Dr. Johannes Dengler, Mitglied der Geschäftsleitung der Alois Dallmayr Kaffee OHG in Deutschland.


Beliebter Muntermacher

Kaffee belebt die Sinne und duftet nach entspannten Nachmittagen. Laut amerikanischen Psychologen fördert eine heiße Tasse sogar das „positive Miteinander“: Menschen mit einem warmen Getränk reagieren warmherziger, als solche, die einen Eiskaffee in der Hand halten. „Dabei galt Kaffeegenuss noch vor einigen Jahren als langweilig“, sagt Professor Dr. Alfred Gebert, emeritierter Psychologe an der Fachhochschule des Bundes in Münster. „Mittlerweile hört man bereits in jedem Provinzstädtchen-Café den neumodischen Begriff des ,Kaffee to go’. Er ist gewissermaßen ein Synonym für unsere heutige Multitasking-Gesellschaft und ein Zeitdokument für das nebenbei arbeiten und leben“, meint Gebert.

Und wie der Kaffee so sein Genießer, meint der Psychologieprofessor. Die Kaffee-Vorlieben verraten ein Stück weit die Wesenszüge des Trinkers: Wer seinen Kaffee am liebsten schwarz trinkt, ist dynamisch und erfolgsorientiert. Hinter dem „Mit-Milch-und-Zucker-Trinker“ verbirgt sich ein eher sensibler und feinfühliger Charakter. Aber auch was der Gegenüber mit seinem Löffelschaum auf Cappuccino oder Latte Macchiato anstellt, deutet laut Gebert auf bestimmte Eigenschaften: Die „Schaumspieler“ beispielsweise bauen damit Berge am Tassenrand. Sie sind unbekümmerte, einfallsreiche und fröhliche Zeitgenossen.

Den meisten Kaffee weltweit trinken die Skandinavier: Allein jeder Finne konsumierte etwa zwölf Kilogramm des beliebten Muntermachers in 2009, schätzt die International Coffee Organisation. Zum Vergleich: In Frankreich waren es lediglich 5,4 Kilogramm pro Person.


Qualität im Kaffee-Anbau

Die Früchte des Kaffeestrauchs reisen als wichtige Handelsware rund um den Globus und belegen nach Erdöl den zweiten Platz unter den weltweit gehandelten Rohstoffen. Vor allem der Trend zu höherer Qualität hat sich laut Kaffeeexperten in den letzten zehn Jahren weltweit durchgesetzt. Zwar sind nur zwei Arten des Kaffeestrauches von wirtschaftlicher Bedeutung - Coffea arabica oder kurz Arabica und Coffea canephora, auch Robusta genannt - dennoch resultiert daraus eine große Vielfalt: Nicht nur das jeweilige Anbaugebiet hat seine typische Note. Auch ob die Pflanze am Nord- oder Südhang wächst und klimatische Bedingungen beeinflussen den Geschmack.

Selbst der Kaffee-Exportweltmeister Brasilien muss umdenken: „Für die Zukunft des brasilianischen Kaffee-Anbaus wird die Qualitätssteigerung ein wesentlicher Faktor sein“, erklärt Gerhard Bohne, Pflanzenschutz-Experte und Kaffeespezialist von Bayer CropScience in Brasilien. Auch auf vietnamesischen Plantagen setzt sich dieses Qualitätsbewusstsein durch. Bayer CropScience hilft dabei den Kaffeeanbauern in erster Linie mit wirkungsvollen Pflanzenschutzmitteln zum Schutz gegen Schädlinge und Krankheiten. Eine Bedrohung für die Kaffeepflanze ist beispielsweise der Kaffeerost, ein Pilz, oder der Blattminierer, eine Mottenart. Beide Schädlinge bewirken, dass das Gewächs seine Blätter verliert, sodass der Strauch weniger Energie durch Photosynthese gewinnt. Diese Kraft fehlt der Pflanze, um die Kaffeekirschen gleichmäßig reifen zu lassen. Ein wichtiges Qualitätskriterium.


Aroma, Säure und Abgang

„Wie die Trauben einzelner Weinanbaugebiete schwanken auch die Kaffeebohnen hinsichtlich ihres Geschmacks“, sagt Volker Meyer-Lücke, zuständig für den Rohkaffee-Einkauf bei Dallmayr. „Was man beim Wein ‚Verschneiden’ nennt, ist beim Kaffee das Sortieren der Bohnen nach Farbe und Tassenprofil. Es entscheidet über den charakteristischen Geschmack. Eine Kaffeeverkostung gleicht einer Weinprobe; auch hier spielen Aroma, Säure und Abgang eine große Rolle.“



Weitere Informationen:

Der Irrtum vom Flüssigkeitsräuber

Jedes Jahr erscheinen zwischen 1.500 und 2.000 neue, wissenschaftliche Studien, die sich mit den Auswirkungen von Kaffee auf die Gesundheit beschäftigen. Kaffee enthält nicht nur mehr als 800 Aromastoffe, sondern auch Öle und Fruchtsäuren. Diese beeinflussen den Geschmack und regen die Verdauung an. Sie zählen als sekundäre Pflanzenstoffe zu den Antioxidantien: Das sind Substanzen, die aggressive Stoffwechselprodukte  wie sie bei der Krebsentstehung eine Rolle spielen - unschädlich machen. Mittlerweile ist auch ein weit verbreiteter Irrtum widerlegt, nachdem Kaffeetrinken dem Körper Flüssigkeit entziehen würde. Neue Erkenntnisse belegen, dass Kaffee sich nicht negativ auf den Flüssigkeitshaushalt auswirkt - wenn es täglich nicht mehr als vier Tassen sind.

Der wohl bekannteste Inhaltsstoff des Kaffees ist das Coffein. Es gilt unter anderem als Wachmacher, hebt die Stimmung und steigert die Konzentrationsfähigkeit.



WUSSTEN SIE SCHON, DASS …


… die Kaffeebohne durch das Rösten ihre Farbe von grüngelb zu braun wechselt? Dabei wird sie größer, verliert aber auch an Gewicht.

… Kaffee aus über 1.500 chemischen Stoffen besteht?
Davon sind rund 850 flüchtig und 700 löslich.

… Feuchtigkeit und Sauerstoff die größten Feinde des Geschmacks sind?
Deshalb ist der Kühlschrank der beste Aufbewahrungsort für gut verschlossene Dosen mit Kaffeepulver.

… der indonesische Kopi Luwak als seltenste und teuerste Kaffeesorte der Welt gilt? Für den Luwak, eine asiatische Schleichkatze, ist die Kaffeefrucht ein Leckerbissen. Sie kann aber nur das Fruchtfleisch verdauen, die Bohnen werden im Darm fermentiert und intakt wieder ausgeschieden. Dann werden sie eingesammelt, gewaschen und geröstet. Das Resultat: ein besonders aromatischer und milder Kaffee. (Pd)
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