Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
02.09.2011 | 10:46 | Nanotechnologie  

Wie riskant sind Nanomaterialien?

Berlin - Sie sind mit dem Auge nicht zu erkennen, gelten aber gerade der Industrie als Heilsbringer: Winzige Nanopartikel können angeblich Textilien vor Bakterien schützen, Medikamente verträglicher machen und Ketchup besser fließen lassen.

Nanotechnologie im Kühlschrank
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) sieht aber Risiken. Er Forderte die Bundesregierung in einem am Donnerstag vorgelegten Gutachten auf, die Gefahren besser untersuchen zu lassen und notfalls Gesetze und Auflagen nachzujustieren.

Die Folgen der Mini-Chemikalien für Mensch und Umwelt seien bisher unzureichend untersucht worden, argumentiert das Beratergremium der Bundesregierung in Umweltfragen. Behörden und Verbraucher wüssten oft nicht, was für Nanomaterialien überhaupt verwendet werden. «Das Vorsorgeprinzip muss konsequent auf Nanomaterialien angewendet werden», betonte Christian Calliess, Rechtsexperte des SRU. Stoff- und Produktrecht seien teilweise noch so ausgestaltet, dass erst der Gefahrnachweis staatliche Eingriffe rechtfertige.

Die Toxikologin Heidi Foth betonte, Risiken dürften nicht pauschal bewertet werden. «Manche Materialien sind nach heutigem Kenntnisstand unbedenklich, bei anderen besteht ein Risikopotenzial.» Bedenken sieht der SRU etwa bei der Nano-Verwendung in Sprays und bei der Herstellung und Weiterverarbeitung von Kohlenstoff-Nanoröhren, die im Verdacht stünden, krebserregend zu sein.

Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) versprach, den Nano-Dialog weiter zu fördern, betonte aber auch das große Potenzial in diesem Bereich: «Wir sind in Deutschland ganz vorne bei der Entwicklung der Nanotechnologie - mit mehr als 900 Betrieben und mehr als 60.000 Arbeitsplätzen.» Aber diese Technologie würde nur akzeptiert, «wenn ihre Risiken bekannt und auf ein vertretbares Maß reduziert sind».

Der Verband der chemischen Industrie sprach von einer «abstrakten Besorgnis» gegenüber Nanomaterialien. Die SRU-Vorschläge zur Anpassung und Verschärfung gesetzlicher Vorschriften, etwa im Chemikalien- und Umweltrecht, halte man für überzogen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) forderte die Politik zum Handeln auf und warnte besonders vor «Nano-Silber», das in immer mehr Alltagsprodukten wie Kosmetika, Textilien oder Farben enthalten sei. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Immer mehr Tierarten sorgen in Thüringen für Ärger

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?