Die EU-Verbraucherminister entscheiden an diesem Dienstag über eine neue Lebensmittelkennzeichnung. Bundesministerin Aigner hält das für gut, will aber die Fleischetikettierung nachbessern.
Die Verbraucher in der EU sollen Dickmacher besser erkennen können. Die europäischen Fachminister entscheiden an diesem Dienstag in Brüssel über eine neue Lebensmittelkennzeichnung: Der Gehalt an Energie, Fett, gesättigten Fettsäuren, Kohlenhydraten, Zucker, Eiweiß und Salz müsste dann auf der Verpackung aufgelistet werden. Eine Kennzeichnung in Ampelfarben, die Ernährungsexperten und die Krankenkasse AOK in Deutschland fordern, ist aber vom Tisch. Für Fleisch ist eine verpflichtende Herkunftsangabe vorgesehen - bezogen auf den Verpackungsort. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) hält das allerdings nicht für optimal.
"Verbraucher interessieren sich weniger dafür, wo ein Stück Fleisch verpackt wurde, sondern wollen wissen, wo das Tier gelebt hat", kritisierte Aigner. Die geplanten Kennzeichnungsvorschriften für Fleisch könnten hinter den Erwartungen zurückbleiben und außerdem einen hohen bürokratischen Aufwand verursachen. Die übrigen Pläne für eine bessere Kennzeichnung nannte die Verbraucherministerin aber eine Stärkung des Verbraucherschutzes.
"Die Informationen auf den Verpackungen werden ausführlicher, leichter verständlich und besser lesbar", sagte Aigner der "Leipziger Volkszeitung» (Dienstag). "Damit erhalten Verbraucher alle wichtigen Informationen für ihre Kaufentscheidung und werden noch besser vor Täuschung geschützt." Falscher Käse oder Schinken soll künftig schon auf dem Etikett zu erkennen sein. Darauf hatte Aigner nach dem vermehrten Auftauchen von Käse- und Schinkenimitaten gedrungen.
Die wichtigsten Allergene müssen nach den EU-Plänen auch bei nicht verpackten Lebensmitteln angegeben werden. Nicht alle Länder sind mit dem Paket einverstanden, es wird aber erwartet, dass die Minister grünes Licht geben werden. Das Europaparlament muss dann noch zustimmen, hat seine grundsätzliche Bereitschaft aber bereits signalisiert. Größere Änderungen an dem Regelwerk wird es voraussichtlich nicht mehr geben.
In Deutschland soll die Lebensmittelkennzeichnung ergänzt werden. Kalorien, Zucker, Fett, gesättigte Fettsäuren und Salz geben zahlreiche Hersteller schon jetzt freiwillig in Prozent der empfohlenen Tagesration an. Als Bezug soll eine Packung, nicht eine Portion dienen. Die Ampel-Kennzeichnung stößt bei der deutschen Lebensmittelindustrie wie bei Aigner aber auf Ablehnung.
Hier die geplanten Vorschriften im Überblick:
- SCHRIFTGRÖßE: Für das Etikett soll eine Mindestschriftgröße der Buchstaben von 1,2 Millimeter vorgeschrieben werden.
- NÄHRSTOFFGEHALT: Auf jeder Lebensmittelverpackung soll künftig in einer Tabelle stehen, wieviel Zucker, Fett und Salz das Produkt enthält. Der Energiegehalt und die Menge an Kohlenhydraten gehören ebenfalls dazu.
- IMITATE: Analog-Käse oder Schinken-Imitat müssen deutlich gekennzeichnet werden.
- ALLERGENE: Auch bei unverpackter Ware wie Eier, Fisch oder Erdnüsse müssen allergieauslösende Stoffe (Allergene) ausgewiesen werden.
- KOFFEIN: Koffeinhaltige Lebensmittel und Getränke wie Energy-Drinks müssen einen Warnhinweis für Schwangere und Kinder tragen. In Deutschland soll der Aufdruck lauten: «Nicht zu empfehlen für Kinder oder Schwangere.»
- NANO-PARTIKEL: Lebensmittel, die technologisch hergestellte Nano-Teilchen enthalten, müssen entsprechend gekennzeichnet werden.
- HERKUNFTSBEZEICHNUNG: Für Fleisch soll eine verpflichtende Angabe des Herkunftslandes eingeführt werden - allerdings bezogen auf den Ort der Verpackung und nicht der Aufzucht des Tieres. (dpa)