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15.04.2023 | 14:47 | Energiekosten 

Starkes Ost-West-Gefälle bei Strompreisen

Berlin - Bei Strompreisen gibt es nach einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox eine große Ost-West-Lücke. Demnach liegen die Strompreise der örtlichen Versorger in Ostdeutschland 15 Prozent höher als im Westen.

Stromkosten
Da die Strompreise im Osten höher sind, bringt der staatliche Preisdeckel den Verbrauchern dort stärkere Entlastung. Ob bei der Preisgestaltung der Versorger insgesamt alles in Ordnung ist, prüft derzeit das Kartellamt. (c) proplanta
Ostdeutsche Haushalte profitierten entsprechend stark von der staatlichen Strompreisbremse.

Seit März gilt angesichts von Preissprüngen im vergangenen Jahr die staatliche Strompreisbremse. Der Strompreis für private Verbraucher sowie kleine und mittlere Firmen wird bei 40 Cent pro Kilowattstunde brutto begrenzt. Das gilt für einen Bedarf von 80 Prozent des prognostizierten Verbrauchs.

Viele Tarife liegen über der Preisgrenze. Es steht der Verdacht im Raum, dass Anbieter ihre Preise künstlich in die Höhe getrieben haben, um möglichst stark von der staatliche Erstattung zu profitieren. Das Bundeskartellamt soll Missbrauch verhindern und prüft Ermittlungen wegen der Preisgestaltung bestimmter Anbieter. «Es ist alles andere als trivial, unter tausenden Versorgern mit verschiedensten Tarifen die schwarzen Schafe ausfindig zu machen. Aber wir kommen sehr gut voran», sagte Kartellamts-Präsident Andreas Mundt der Düsseldorfer «Rheinischen Post» (Samstag).

Laut Kartellamt ist seit Ende 2022 eine deutlich vierstellige Zahl an Beschwerden von Bürgern zu den Energiepreisen eingegangen. Die Planung von konkreten Ermittlungsmaßnahmen sei bereits weit fortgeschritten, betonte Mundt.

Die Strompreisbremse verringere die Kosten im Osten um durchschnittlich 331 Euro, in Westdeutschland im Schnitt um 160 Euro, wie Verivox der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Demnach liegen die Strompreise für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden in der Grundversorgung in Ostdeutschland ohne Berücksichtigung der Preisbremse aktuell bei jährlich 2.154 Euro - in Westdeutschland bei 1.878 Euro. Die Preislücke zulasten des Ostens sei damit so hoch wie nie zuvor.

Verivox-Energieexperte Thorsten Storck sagte: «Die großen Strompreisunterschiede zwischen Ost und West lassen sich zum Teil durch den Anstieg bei den Stromnetzgebühren erklären.»

Zum Jahreswechsel seien die Kosten für Betrieb, Unterhaltung und Ausbau des Stromnetzes in Westdeutschland um durchschnittlich 14 Prozent, in Ostdeutschland um 25 Prozent gestiegen. Ursache für die regional unterschiedlich hohen Netzentgelte seien Faktoren wie Industrie- und Bevölkerungsdichte, aber auch die Kosten für den Ausbau erneuerbarer Energien.

Laut Auswertung des Portals sind derzeit die höchsten Strompreise in der Grundversorgung in Mecklenburg-Vorpommern fällig - die jährliche Stromrechnung für einen Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden liege bei 2.350 Euro. Das seien knapp 56 Prozent mehr als im günstigsten Bundesland Bremen. Ausgewertet wurden laut Portal die im April gültigen Strompreise in der Grundversorgung für die jeweiligen Bundesländer.

Grundversorger ist der Energieversorger, der in einem Netzgebiet die meisten Haushalte mit Strom beliefert. Laut Bundesnetzagentur befand sich 2021 mit 24 Prozent fast jeder vierte Haushaltskunde sowohl bei Gas als auch bei Strom in der Grundversorgung.

Das Bundeskartellamt nimmt derzeit Energieversorger unter die Lupe und prüft Ermittlungen wegen der Preisgestaltung. «Es ist alles andere als trivial, unter tausenden Versorgern mit verschiedensten Tarifen die schwarzen Schafe ausfindig zu machen. Aber wir kommen sehr gut voran», sagte Kartellamts-Präsident Andreas Mundt der Düsseldorfer «Rheinischen Post» (Samstag).

Hintergrund ist die Missbrauchsaufsicht bei den Preisbremsen zur Entlastung der Verbraucher. Laut Kartellamt ist seit Ende 2022 eine vierstellige Zahl an Beschwerden von Bürgern zu den Energiepreisen eingegangen.

«Wir haben bereits mit der Umsetzung der Missbrauchsverbote begonnen. Insbesondere die Planung von konkreten Ermittlungsmaßnahmen ist bereits weit fortgeschritten», betonte Mundt.
dpa
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