(c) proplanta In einer schnellen hochgezogenen Linkskurve stürzt sich der Wanderfalke von oben auf seine schwarze Beute in einem Schwarm Krähen, den Falknerin Anke Bormann (38) aufgescheucht hat.
Blitzschnell hat Kira einen der Vögel gepackt und landet mit ihm auf dem schneebedeckten Acker. Kaum unten, schon fliegen die schwarzen und grauen Federn der toten Krähe über die winterlich-weiße Fläche.
«Im Sturzflug ist das der schnellste Vogel der Welt», sagt Falknerin Bormann aus Seelze bei Hannover. Schon Hunderte Krähen hat Kira in ihrem Leben gefangen. Sie wiegt ein knappes Kilogramm und ist fünfeinhalb Jahre alt. «Sie ist im sechsten Flug», so nennt Bormann das Alter des Tieres - denn Falkner haben ihre eigene Sprache. Und Bormann ist die stellvertretende Geschäftsführerin des Deutschen Falkenordens (DFO).
Im Geländewagen geht die Suche weiter. Vogel los! Keine zwei Minuten später ist eine weitere Krähe gefangen - meist trifft es kranke und schwache Vögel. Bormann betont, dass Kira ästhetische Flüge zeigen und mit ihr zusammenarbeiten solle. «Es geht nicht darum, möglichst viele Krähen zu fangen.» Ein Gewehr hat Bormann sowieso nicht.
Dass der Vogel ihr vertraue und mit ihr jage, reize sie an der Beizjagd. «Dass mich ein wildes Tier als Jagdpartner akzeptiert.» Die Passion der 38-Jährigen für die Jahrtausende alte Jagdform ist zeitaufwendig: «Ich fliege den Vogel in der Saison jeden Tag. Drei Stunden muss man schon rechnen.»
Auch zur Arbeit nimmt die Ingenieurin den Vogel mit. Kira wartet dann an einer sogenannten Flugdrahtanlage, bis es am Nachmittag zur Jagd geht. Ein normales Haustier sei der Greifvogel aber nicht. «Bei uns ist die Beziehung relativ eng, aber nicht vergleichbar mit einem Hund - von mir zu ihr sehr eng, vom Vogel zum Falkner aber nicht.»
Reine Männerdomäne ist die Falknerei längst nicht mehr. «Das Interesse von Frauen hat deutlich zugenommen, vor allem bei jungen Frauen», sagt DFO-Geschäftsführer Kuno Seitz in Berlin. Der Anteil im DFO liege unter den 1.350 Mitgliedern mittlerweile bei rund 10 Prozent.
Naturschützer dagegen sind wenig begeistert und kritisieren die Konditionierung der Vögel zur Jagd durch Hunger. Außerdem hätten die Vögel durch die sogenannte Anbindehaltung meist zu wenig Bewegung, so Jürgen Becht von der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz im NABU in Stuttgart.
Anke Bormann dagegen sagt: «Ein Vogel fliegt auch in der Natur nur, wenn es nötig ist, und er jagt nur, wenn er Hunger hat. Würde es ihm bei mir nicht gefallen, dann würde er davonfliegen.»
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