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18.12.2009 | 16:09 | Waldwirtschaft 

DFWR: Nachhaltige Waldwirtschaft ist aktiver Klimaschutz

Berlin - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) greift zum wiederholten Mal die Deutsche Forstwirtschaft an und kritisiert die multifunktionale und nachhaltige Waldbewirtschaftung.

Nachhaltige Waldwirtschaft
(c) proplanta

Der BUND versucht die hohen Standards der Forstwirtschaft spendenwirksam zu diskreditieren. Die aufgestellten Forderungen des BUND beschränken die Funktionen des Waldes auf die CO2-Speicherleistung und die Biodiversität im Wald. Dies ist sowohl aus wissenschaftlicher Sicht als auch aus politischer Sicht zu einseitig und oftmals nicht zutreffend. „In der folgenden Darstellung nehme ich als Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates Stellung zu den Vorwürfen. Ich werde anhand von Fakten die Ideologien des BUND widerlegen“, so der DFWR-Präsident Georg Schirmbeck, MdB.


1. BUND fordert: Die durchschnittlichen Holzvorräte in Laub- und Tannenwäldern sollen verdoppelt werden, in Kiefernwäldern sollen sie um 50 % steigen. Einschläge sind deutlich zu reduzieren.

DFWR stellt richtig: Die Wälder haben sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend in die höheren Altersklassen verlagert. Damit steigen die biotischen und abiotischen Risiken, aber auch die Entwertungsgefahr. Mit Ausnahme der Fichte hat bei allen Baumarten der Gesamtvorrat zwischen 2002 und 2008 zugenommen. Ein Verzicht auf Vornutzungen und die Anhebung der Vorräte würde strukturreiche Waldaufbauformen gefährden, lichtliebenden Arten die Lebensräume entziehen, zahlreiche Forstbetriebe finanziell ruinieren, vielen stofflich wie energetisch ausgerichteten Werken die Rohstoffgrundlage entziehen und den Beitrag der Forstwirtschaft zur CO2-Bilanz des Landes deutlich schmälern.


2. BUND fordert: Holz- und Papierverbrauch muss reduziert werden.

DFWR stellt richtig: Die Substitution von fossilen Energieträgern durch nachwachsendes, CO2-neutrales Brennholz ist ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der CO2-Bilanz des Landes. Der steigende Holz- und Papierverbrauch ist nicht zuletzt Folge der globalisierten Märkte. Es ist ein unschätzbarer Vorteil, wenn das nachgefragte Holz aus nachhaltig bewirtschafteten deutschen Forstbetrieben stammt anstatt aus Exploitationen in Primärwäldern. Der Holzverbrauch muss gesteigert werden, damit CO2 gebunden und durch Nutzungen der Zuwachs in den Wäldern angeregt wird.


3. BUND fordert: Export von Laubbäumen ist zu untersagen

DFWR stellt richtig: Der Anteil des Laubholzexportes beläuft sich bezogen auf den Laubholzgesamteinschlag auf ca. 12,6 %. Im Zeitraum von 2002 bis 2008 wurden im Durchschnitt 1,126 Mio. m³ Laubschnittholz pro Jahr produziert. Davon wurden 0,764 Mio. m³ exportiert, aber gleichzeitig auch 0,807 Mio. m³ Laubschnittholz importiert. Der Einschlag und Export von Laubbäumen muss intensiviert werden, da bei den Laubbäumen Nutzungsreserven liegen und durch eine Intensivierung die Exploitation in Urwaldgebieten reduziert werden kann. Durch das reale Bevölkerungswachstum und dem damit deutlich größeren Rohstoffbedarf kommt es weltweit zu einer steigenden Inanspruchnahme von Holz und Holzprodukten. Dieses Holz wird durch die deutsche Forstwirtschaft nachhaltig und unter hohen gesetzlichen Standards produziert.


4. BUND fordert: Standortswidrige Fichtenwälder sind mit standortheimischen Baumarten zu unterbauen.

DFWR stellt richtig: Der größte Teil der Fichtenwälder ist standortsgemäß. Die Fichte ist nicht nur das ökonomische Rückgrat der Forstwirtschaft, sondern liefert darüber hinaus auch den Rohstoff für eine langfristige Kohlenstoffspeicherung als Bauholz. Tatsächlich standortswidrige Fichtenbestockungen werden bereits seit Jahren zielgerichtet umgebaut.


5. BUND fordert: Aufhebung jagdrechtlicher Restriktionen bei der Bejagung von Reh- und Rotwild.

DFWR hat die gleiche Forderung. Diese Forderung ist richtig, ihre Umsetzung ist bisher leider aus den verschiedensten Gründen gescheitert, was aber nicht zu einer Aufgabe des Zieles führen darf.


6. BUND fordert: 40 fm Totholz und 10 Biotopbäume pro Hektar, Holzvorräte dürfen nicht unter 500 Festmeter pro Hektar absinken.

DFWR stellt richtig: Der Totholzvorrat in deutschen Wäldern ist in den letzten Jahrzehnten auch unter Berücksichtigung unterschiedlicher Messgrenzen deutlich gestiegen. Der für Urwaldreliktarten häufig angegebene Schwellenwert von 30 m³/ha sollte im Interesse eines effizienten Naturschutzes nicht flächendeckend, sondern dort angestrebt werden, wo diese Arten auch vorkommen. Holzvorräte von über 500 m³/ha sind für alte Eichenbestände wirklichkeitsfern und für alte Buchenwälder nicht zielführend, wenn man stabile, gemischte, strukturreiche Bestände mit einem vielfältigen Lebensraumangebot erziehen will. Für solche Bestände liegen die Grenzen in der Vorratshaltung eher zwischen 250 und 350 m³/ha. Wälder mit hohen Vorräten sind instabil und anfällig für Sturm- und Insektenkalamitäten.


7. BUND fordert: 10 % der Waldfläche soll aus der Nutzung genommen werden.

DFWR stellt richtig: Da die Finanzmittel fehlen, um den Privatwald bei Flächenstilllegungen zu entschädigen, bedeutet diese Forderung, 20 % der öffentlichen Waldflächen stillzulegen. Dies führt zu einem Nutzungsverzicht von ca. 15 Mio. fm Holz. Statt prozentualer Forderungen sollte eine wirksame und nachhaltigere Naturschutzstrategie verfolgt werden, bei der vorrangig intakte Biodiversitäts-Zentren identifiziert, dauerhaft gesichert, arrondiert und gepuffert werden.


8. BUND fordert: Forstwirtschaftspläne sind um Artensicherungsprogramme und Naturschutzziele zu ergänzen.

DFWR stellt richtig: Diese Forderungen werden im Rahmen der internationalen und nationalen Verpflichtungen bereits erfüllt. Keine Landnutzungsform nimmt den Arten- und Naturschutz in Planung und Umsetzung so ernst wie die multifunktionale Forstwirtschaft in Deutschland. Dies schließt weitere Optimierungen nicht aus.


9. BUND fordert: Bei der Bundeswaldinventur III sind weitere ökologische Parameter aufzunehmen.

DFWR stellt richtig: Die Aufnahmeanweisung für die Bundeswaldinventur III schließt zahlreiche ökologische Parameter bis hin zur Erfassung und Bewertung von FFH-Lebensräumen mit ein. Die 2006 bis 2008 bundesweit durchgeführte Bodenzustandserfassung befindet sich derzeit in der Auswertung.


10. BUND fordert: Die gute fachliche Praxis im Waldgesetz aufnehmen.

DFWR stellt richtig: Die ordnungsgemäße Forstwirtschaft ist bereits Bestandteil aller Landeswaldgesetze. Nachhaltige Waldbewirtschaftung und Holznutzung leistet einen effektiven Beitrag zum Klimaschutz. Eine Erhöhung des Kohlenstoffspeichers im Wald durch Nutzungsverzicht ist nicht ausreichend. Diese Erkenntnis ist auch Gegenstand der derzeit laufenden Klimaschutzkonferenz in Kopenhagen. Die Anrechnung der Kohlenstoffspeicherung in Holzprodukten ist ein wichtiger Verhandlungspunkt im Bereich Landnutzung und Landnutzungsänderung. „Berücksichtigt man die Kohlenstoffspeicherung in Holzprodukten sowie die Substitutionseffekte fossiler Energie, sind aus Klimaschutz-Gründen die Holzvorräte in Deutschland im Durchschnitt eher ab- als aufzubauen“, so Dr. Matthias Dieter vom Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI).

Prof. Dr. Hermann Spellmann, Direktor der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt, sagt zum Vorrat in den deutschen Wäldern: „Mit einem Gesamtvorrat von ca. 3,6 Mrd. m³ liegt die deutsche Forstwirtschaft in Europa (ohne RUS) auf Platz 1, obwohl sie hinsichtlich der Waldfläche mit ca. 11,1 Mio. ha nur Rang 4 einnimmt. Die Holzvorräte sichern der deutschen Sägeholz-, Holzwerkstoff- und Zellstoffindustrie jeweils ihre Spitzenstellung in Europa und speichern darüber hinaus ca. 1,23 Mrd. t Kohlenstoff in Bäumen und Wurzeln. Hinzu kommt die Kohlenstoffspeicherung im Totholz, im Auflagehumus, im Boden und in Holzprodukten sowie die Substitution fossiler Energieträger durch den nachwachsenden Rohstoff Holz. Zwischen 2002 und 2008 ist die Senkenwirkung der Wälder nur noch geringfügig gestiegen. Dies erklärt sich durch das bereits erreichte, sehr hohe Vorratsniveau.“ (dfwr)

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