Doch das sei eine Verklärung des Förster-Berufs, meint Carsten Wilke, Präsident des Deutschen Forstvereins: «Wir sehen uns nicht in der Rolle des einsamen grünen Männleins, das im Wald mit Rehen und Bäumen redet.»
Wilke sieht den Förster längst in der Rolle des Öko-Managers, der Naturschutz, Forstwirtschaft und Freizeit unter einen Hut bringen muss. Und dafür braucht er Technik, soziale Kompetenz und Manager-Qualitäten. Das Berufsbild des Waldhüters ist ein zentrales Thema bei der Jahrestagung des Deutschen Forstvereins vom 21. bis 25. September in Aachen.
Jeder will den Wald. Und jeder will etwas anderes von ihm: Der Spaziergänger ist für viele gut ausgebaute Wege, der Naturschützer will mehr Natur und weniger Mensch - also auch keine Jäger. Die Jäger wollen trotzdem in den Wald, und die Wasserwirtschaftler haben beim Gewässerschutz ein Wörtchen mitzureden. Dazwischen gibt es noch ein bisschen Forstwirtschaft. Was waren das für Zeiten, als der Förster den Ton angab und der Wald sogar zeitweise fürs Publikum geschlossen war! Je näher der Wald an den Ballungsgebieten liegt, desto vielseitiger die Ansprüche, desto schwieriger das Geschäft.
Uwe Schölmerich muss ein Meister der Moderation sein. Der Chef des Regionalforstamts Rhein-Sieg-Erft passt schon äußerlich nicht ins Klischee. Er trägt moderne Funktionskleidung und «sein Dackel» ist ein Bracke. 2,4 Millionen Menschen leben im Einzugsgebiet «seines» Waldes. Mit 62.000 Hektar - das entspricht einer Fläche mehr als eineinhalb mal so groß wie Köln - ist das Forstamt eines der größten in Deutschland.
«Die Leute haben den Wald entdeckt», sagt Schölmerich. «Die Wertschätzung für den Wald ist enorm gestiegen.» Das ist gut, macht aber neben der eigentlichen Aufgabe, der Pflege des Waldes, jede Menge Arbeit. Vor allem Städter verstehen den Wald nicht mehr, beschweren sich, wenn zur Holzernte auch mal schwere Transporter über die Wege donnern. «Die
Öffentlichkeitsarbeit ist unsere Hauptaufgabe. Wir müssen den Wald erklären», sagt Schölmerich. Das sei ihm Lust, keine Last.
So einen wie Schölmerich hätten sich die Waldbesucher einst wohl gewünscht - etwa im Spessart. «Im Spessart gibt es aus der Mitte der 60er Jahre eine lange Liste mit Förstermorden», erzählt Professor Volker Zahner von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in Bayern. Die Förster griffen gegen Wilderer und Holzdiebe mit harter Hand durch. Das Volk begehrte auf. «Es gab richtige Aufstände. Forsthäuser wurden angesteckt», sagt Zahner, der angehende Förster ausbildet.
Das sollte heute auch anders gehen, auch wenn es weniger um Wilderei als um Holzklau geht. Bei ihrer Ausbildung bekommen angehende Förster einen Methodenkasten mit. An der Fakultät für Wald- und Forstwirtschaft lernen sie Moderations- und Verhandlungstechniken. Und für den Ernstfall gibt's auch ein Konflikttraining. (dpa)