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16.11.2013 | 10:29 | Waldzustandsbericht 2013 

Niedersächsische Wälder leiden unter Stickstoffüberschuss

Hannover - Zu hohe Stickstoffeinträge, Frostschäden, Trockenheit und Insekten setzen den niedersächsischen Wäldern weiter zu.

Waldzustandsbericht Niedersachsen 2013
(c) proplanta
Besonders Buchen und Eichen leiden, Böden und Grundwasser sind belastet. Dies dokumentiert der diesjährige Waldzustandsbericht, den Landwirtschafts- und Forstminister Christian Meyer an diesem Freitag vorgestellt hat.

Die Untersuchung hat die rund 1,16 Millionen Hektar Staats-, Privat- und Kommunalwald Niedersachsens unter die Lupe genommen, darunter etwa 335.000 Hektar Landeswald. Jahr für Jahr regnet eine Stickstoffmenge von bis zu 27 Kilogramm pro Hektar auf die Bäume herab oder wird von den Kronen ausgefiltert. „Das ist mehr, als die Pflanzen verbrauchen können", sagte der Forstminister.

Daher sammeln sich die Nährstoffe später im Boden an, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) in Göttingen in einem langjährigen Wald-Umweltmonitoring festgestellt haben. Meyer wies darauf hin, dass im Boden zusätzlich Schwefeleinträge gespeichert seien. „Waldbesitzer tun deshalb sicher auch künftig gut daran, mit einer an den Standort angepassten Waldkalkung die Säuren zu kompensieren."

Nach Angaben des Ministers sind von Kronenverlichtung, also dem Nadel- und Blattverlust, insbesondere ältere, über 60-jährige Eichen betroffen. Ähnlich wie Buchen reagieren sie auf Umweltstress sehr empfindlich und haben fast ein Drittel ihrer Blattmasse verloren. Bezogen auf sämtliche Baumarten hat die Kronenverlichtung mittlerweile einen Anteil von etwa 16 Prozent, bei den mehr als 60 Jahre alten Bäumen ist sie doppelt so hoch.

Auf EU-Ebene regelt die Richtlinie NEC (National Emission Ceilings) nationale Emissionshöchstmengen und die Senkung von Luftschadstoffen. Demnach wurde für Deutschland die Emissionshöchstmenge von 550 Kilotonnen Ammoniak (NH3) pro Jahr festgelegt.

Während 2010 diese Grenze mit 552 Kilotonnen Ammoniak knapp überschritten wurde, kam es 2011 laut Umweltbundesamt zu einem Anstieg auf 564 Kilotonnen Ammoniak. Fast 94 Prozent der NH3-Emissionen stammen aus der Landwirtschaft, Niedersachsen hat mit beinahe einem Viertel den größten Anteil an der nationalen Emissionsmenge. „Dieses Problem müssen wir durch strengere Auflagen für Tierställe in Niedersachsen in den Griff bekommen", sagte Minister Meyer.

Minister Meyer sagte, wegen effektiver Luftreinhaltung seien zwar die Schwefeleinträge stark zurückgegangen und der saure Regen „zum Glück aus den Schlagzeilen verschwunden. Aber ähnliche Verbesserungen müssen uns auch bei den immer noch viel zu hohen Stickstoffeinträgen gelingen. Um die Ammoniak-Emissionen in der Landwirtschaft zu reduzieren, soll auch die von der Landesregierung eingeläutete sanfte Agrarwende einen Beitrag leisten."

Geeignete Maßnahmen sind Meyer zufolge unter anderem wirksame Filter in Großställen, bodennahe Ausbringungstechniken für organisches Material und die Abdeckung von Güllelagern. „Wegen seiner großen Bedeutung für eine gesunde Umwelt soll das intensive forstliche Umweltmonitoring fortgesetzt und gestärkt werden", so Meyer.

Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt in Göttingen stellt den jährlichen Waldzustandsbericht zusammen. Sie forscht praxisorientiert und berät Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer auf rund einem Viertel des deutschen Waldes. (PD)
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