Für etwas mehr als die Hälfte der 6.288 Bäume, die insgesamt in Sachsen erfasst werden, stellt die diesjährige Erhebung ein kleines Jubiläum dar. Für diese etwa 3.500 Bäume umfasst die Zeitreihe der Schätzungen von Kronenverlichtung und des Anteils vergilbter Nadeln bzw. Blätter in diesem Jahr zwei Jahrzehnte. In diesen 20 Jahren trotzten sie den wechselnden Umwelteinflüssen und liefern somit Hinweise auf ihre individuelle Widerstandsfähigkeit.
Fehlende, vergilbte und vertrocknete Nadeln und Blätter sind sichtbare Reaktionen auf verschiedenste Stresssituationen, denen Bäume ausgesetzt sind. Neben ungünstigen Witterungsbedingungen, wie Frost- oder Hitzeperioden, rufen vor allem hohe Konzentrationen bestimmter Stoffe im Boden und in der Atmosphäre derartige Belastungen hervor. Unter anderem auf der Basis des forstlichen Umweltmonitorings lässt sich die in den vergangenen Jahren deutlich veränderte Belastungssituation in Sachsen aufzeigen. Verminderte Schwefeleinträge und die regelmäßige Waldkalkung der Gebirgswälder, als Ausgleichsmaßnahme jahrzehntelanger Säureeinträge, bewirkten eine sichtbare Besserung des Waldzustandes. Hiervon profitierten vor allem die Bäume in den Berglagen, wo einerseits die extremen Stoffeinträge entfielen und sich gleichzeitig die Wuchsbedingungen mit steigenden Temperaturen verbessern.
Die in den letzten Jahren zu verzeichnenden höheren Nadel- und Blattverluste konzentrieren sich in den wärmeren unteren Berglagen sowie im Tief- und Hügelland. Der Kronenzustand gibt hier die hohe Stressbelastung der Bäume infolge wiederholter Trockenperioden wieder. Ausgehend von derart ungünstigen Witterungsperioden treten vermehrt Borkenkäfer an den Fichten dieser Regionen auf. Die Bedeutung von Gefährdungen, wie Insekten- oder Pilzbefall, die sich mit ihrem in der Regel akutem Auftreten nur begrenzt im Kronenzustand widerspiegeln, nimmt damit zu.
Ausgerüstet mit Laptops nehmen sieben Inventurtrupps in den nächsten zwei Wochen die Kronen mit dem Fernglas ins Visier. Sie werden an 262 Stichprobenpunkten in Sachsens Wäldern die Reaktionen der Bäume auf den diesjährigen Witterungsverlauf, das sporadische Auftreten von Schadorganismen und die chronische Stoffbelastung begutachten. Die Ergebnisse werden im Waldzustandsbericht im Herbst dieses Jahres veröffentlicht. Dieser enthält Aussagen zum aktuellen Stand und zur zeitlichen Entwicklung des Kronenzustandes für die häufigsten sächsischen Baumarten Eiche, Buche, Fichte und Kiefer.
Weitere Informationen zur Waldzustandserhebung und zum Staatsbetrieb Sachsenforst sind Im Internet unter
www.sachsenforst.de zu finden; dort ist auch ein Kurzporträt als neues Faltblatt abrufbar. (sbs)