Im größten Land der Erde kämpfen zwar weiter Hunderttausende von Einsatzkräften, darunter 10.000 Soldaten, gegen Hunderte Brandherde.
Doch verringerte sich die brennende Fläche insgesamt auf rund 530 Quadratkilometer, wie das Zivilschutzministerium am Sonntag mitteilte. Zur Bekämpfung der Waldbrände trafen am Vortag in Moskau zwei schwere Frachtmaschinen aus den USA mit Löschausrüstung ein. Die Menschen in der russischen Hauptstadt litten am Wochenende erneut unter dem gesundheitsschädlichen Smog von den Bränden des Umlandes.
Wegen der seit mehr als zwei Monaten andauernden
Gluthitze und schweren Dürre stoppte Russland am Sonntag wie angekündigt seine Getreideexporte. Große Teile der Ernte waren durch die Feuer vernichtet worden. Das
Exportverbot für Getreide gilt bis Ende Dezember. Russland gehörte zuletzt zu den größten Exporteuren von Weizen auf dem Weltmarkt.
Als technische Hilfe für die Einsatzkräfte schickten die USA auch Feuerlöschpumpen und Brandschutzkleidung, wie der Fernsehsender NTW in Moskau berichtete. US-Präsident Barack
Obama habe Kremlchef Dmitri Medwedew die Unterstützung am Donnerstag telefonisch zugesichert. Ein Ende der nationalen Katastrophe, wie Kremlchef Dmitri Medwedew formuliert hatte, ist nicht in Sicht.
Die Atomanlagen des Landes waren nach Angaben von Zivilschutzminister Sergej Schoigu nicht mehr durch die Feuersbrunst bedroht. Die nuklearen Einrichtungen seien ausreichend gesichert, sagte er. Es gebe auch keine neuen Bränden in den von der Atomkatastrophe in
Tschernobyl 1986 verstrahlten Regionen Russlands.
Dagegen warnten die regionalen Zivilschutzbehörden, dass das atomare Kernforschungszentrum in Sarow rund 400 Kilometer östlich von Moskau nach wie vor von der Feuersbrunst bedroht sei. Grund seien die schweren Brände, die ringsum in den Waldschutzgebieten wüteten, sagte der örtliche Behördenleiter, Igor Panschin.
Die Gesamtzahl der Brände verringerte sich nach Darstellung des Zivilschutzministeriums zum zweiten Mal innerhalb dieser Woche. Demnach brannten noch mehr als 400 Feuer in Russland - auf insgesamt kleinerer Fläche. Bereits am Donnerstag hatten die Einsatzkräfte von einer leichten Entspannung gesprochen. Allerdings stellte sich die Lage dann am Freitag wieder schlimmer dar. Medien berichteten, dass ein Freiwilliger bei Löscharbeiten in Saransk in der russischen Teilrepublik Mordwinien ums Leben kam.
Seit Beginn der Brände im Juli starben nach offiziellen Angaben mehr als 50 Menschen. Hilfsorganisationen gehen aber von deutlich mehr Feuertoten aus. Tausende Menschen wurden obdachlos oder sind auf der Flucht vor den Flammen. Ganz Dörfer wurden zerstört. Medien schätzten den bisherigen Schaden auf rund 25 Milliarden Euro.
Experten werfen den Behörden vor, die Katastrophe weiter nicht in den Griff zu bekommen. Kommentatoren sehen zudem eine Tendenz in den Staatsmedien, seit einigen Tagen gezielt positive Nachrichten zu verbreiten. Die Behörden hatten erst auf Druck der Umweltorganisation
Greenpeace zugegeben, dass es auch in den von der Atomkatastrophe von Tschernobyl kontaminierten Waldgebieten gebrannt hatte. Allerdings betonten Behördensprecher erneut, dass landesweit an keiner Stelle erhöhte Strahlenwerte gemessen worden seien.
In Moskau stöhnten die Menschen wie schon seit mehr als zwei Monaten unter ununterbrochener Gluthitze von über 30 Grad Celsius. Auch im Stadtzentrum zog wieder Brandgeruch und Smog von den Torfbränden des Umlandes auf. Die Behörden sprachen von erhöhten Schadstoffwerten in der Luft und appellierten an die Menschen, Fenster zu schließen und Atemschutzmasken auf der Straße zu tragen.
Allein in Moskau hatte sich die Sterberate auf täglich 700 Menschen verdoppelt. Zehntausende haben die Stadt verlassen. (dpa)