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18.02.2010 | 07:13 | Weinbau  

Das Weinjahr 2009 in Baden

Freiburg - Das Weinjahr 2009 bescherte den Winzern nach extrem unterschiedlichen Niederschlagsverhältnissen und einem durchschnittlichen Temperaturverlauf während der Vegetationsperiode dann durch ausgeprägt trockene Wochen im August und September einen Bilderbuchherbst mit allerdings relativ engem Lesefenster über alle Sorten hinweg.

Das Weinjahr 2009 in Baden
Ein gewisser Wassermangel brachte bei hohen Verdunstungsraten eine starken Säureabbau, die Öchslewerte jedoch zum Galoppieren, und bei abnehmenden Flächenerträgen konnten die Winzer die Qualitäten der Erntepartien den Markterfordernissen entsprechend gestalten. Außerordentlich dichte, komplexe Weine mit einer interessanten Aromenvielfalt infolge der vielfach gezielt kühlen Gärführung prägen die Jungweine des Jahrgangs 2009.

Eine knapp 4-wöchige Dauerfrostperiode ab Mitte der letzten Dezemberdekade, eine anhaltend kalte Witterung im Februar und ein ebenfalls kühler März bei insgesamt trockenen Winterbedingungen ließen die Rebbestände gut in die neue Vegetationsperiode kommen. Der Temperaturanstieg um ca. 20° C in der ersten Aprildekade sorgte dann rasch für den Knospenaufbruch, während die zögerliche Triebentwicklung im Anschluss insbesondere der Pockenmilbe zu außerordentlicher Wahrnehmung verhalf. Der Beginn des Traubenwicklerfluges ab Mitte April bei sehr windigen Verhältnissen und noch geringem Trieblängenwachstum brachte innerhalb und außerhalb von Pheromongebieten ein ungewohnt starkes Auftreten von Heuwürmern. Kräftige Regengüsse Ende der zweiten Aprildekade und über den gesamten Mai hinweg linderten bei gleichzeitig kühlem Maiwetter die Bodentrockenheit.

Die Rebenperonospora kam hierdurch ab der Monatsmitte nur zu wenig intensiven Infektionswellen und konnte von den Winzern in den Folgewochen erfolgreich reguliert werden. Die Rebblüte setzte in den frühesten Lagen bereits ab dem 28. Mai ein, zog sich dann jedoch bis über den 20 Juni hinaus hin, was für das Anbaugebiet als völlig ungewöhnlich zu bezeichnen ist. Stark unterschiedlich Beerenentwicklungsstadien innerhalb der gleichen Trauben und sehr vereinzelt stärkere Verrieselung waren die Folge. Ein orkanartiger Hagel-Sturm mit Windgeschwindigkeiten bis 160 km/h zerstörte in der Nacht zum 26. Mai rund 80 % der Ernte am Bodensee und forderte von den Winzern für den Rest des Saisonverlaufes ein völlig anderes Weinbergmanagement als im Rest des Anbaugebietes.

Juni und Juli und die erste Augusthälfte brachten Feuchte und Trockenheit, tiefe und hohe Temperaturen in starkem Wechsel und verlangten ein konsequentes Winzerhandeln bei den Rebschutzmaßnahmen gegen Peronospora und Oidium. Mit bis zu 180% des durchschnittlichen Monatsniederschlages und 22 bis 24 Regentagen stellte der Juli die Winzer auch hinsichtlich der übrigen Bewirtschaftungsmaßnahmen vor organisatorische Herausforderungen Insgesamt präsentierten sich die Bestände Mitte August trotzdem sehr gesund, wüchsig und gut versorgt. Eine Deckelung des Ertragsniveaus und ein außergewöhnlich hohes Qualitätspotenzial des Jahrgangs waren aufgrund der geringeren Traubenzahlen pro Trieb bereits zu diesem Zeitpunkt erkennbar. Bei dem anschließenden, ausgeprägt trockenen Witterungsverlauf konnten die Winzer dann dieses Qualitätspotenzial voll ausschöpfen. Bei Mostgewichten von Anfang 80° bis Mitte 90° Öchsle in der ersten Lesehälfte und nahezu konstant über 100° Öchsle in der zweiten Lesehälfte konnten trotz der noch erkennbaren, unterschiedlichen Beerenentwicklungsstadien Traumqualitäten eingebracht werden.

Nahezu die gesamten Einlagerungsmengen lagen mit ihren Mostgewichten im Bereich der Prädikatsweinstufen. Nach ersten frühen Schätzungen liegt die Einlagerungsmenge für das Anbaugebiet Baden im Bereich um 77 bis 81 hl/ha bei insgesamt zwischen den Rebsorten stärker ausgeprägten Unterschieden. Die Möglichkeit der pH-Wert-Regulierung der Moste verhinderte hilfreich die Aktivität von unerwünschten Mikroorganismen noch vor Gärbeginn. Der Gärverlauf des aktuellen Jahrgangs zeigte sich unproblematisch bis teilweise stürmisch. Auch Partien mit höheren Mostgewichten goren sehr gut durch. Die Weine klären sich nach der Gärung sehr gut. Erste Jungweinproben zeigen die besondere Komplexität und Fülle des neuen Jahrgangs. Durch Maßnahmen zur kühleren Gärung bringen die Weine oft auch frische, intensive Fruchtarmonen mit. Mit den in den Kellern liegenden Weinen kann die Weinwirtschaft einen außerordentlich gehaltvollen Jahrgang 2009 präsentieren, der auch in der Spitze keinerlei Wünsche offen lässt, aufgrund der Menge jedoch bei den Weißweinen zu Versorgungsengpässen und Preissteigerungen führen wird. (LTZ / WBI)


Rebphänologische Daten des Anbaugebietes BadenBild vergrößern
Rebphänologische Daten des Anbaugebietes Baden
Ernteergebnis 2009Bild vergrößern
Ernteergebnis 2009
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