«Sobald das Projekt Global Tech I abgeschlossen ist, fliegt alles wieder», sagt der 54-jährige Bauernsohn aus Wolfschlugen nahe Stuttgart. Die Rede ist von einem
Windpark in der Nordsee, dessen Anteile Balz verkaufen will, um seine Firma zu sanieren. Balz plant wie eh und je. Dabei sah es zuletzt nicht so aus, als würde er noch einmal Oberwasser gewinnen.
Balz' Firma Windreich plant zusammen mit Partnern Windparks auf hoher See, beschafft Genehmigungen und beauftragt den Bau - kurz vor Baubeginn oder wenn die Parks am Netz sind, wird an Investoren verkauft. Das Geschäft ist nicht ohne Risiko. In einer Genehmigung stecken laut Balz sechs bis acht Jahre Arbeit und 20 bis 40 Millionen Euro. Windreich häufte Schulden an, das blieb nicht ohne Folgen.
Erst klopfte im März 2013 die Staatsanwaltschaft wegen Verdachts auf Bilanzmanipulation und Insolvenzverschleppung an. Die Ermittlungen laufen. Vor gut einem Jahr wurde das Insolvenzverfahren gegen Windreich eröffnet, auf 366 Millionen Euro beliefen sich die Forderungen der Gläubiger. Gut ein Drittel davon stammt von Anleihezeichnern. Seit kurzem steht auch Balz' Privatvermögen zur Debatte. Die Bank Safra Sarasin hatte den Antrag auf Privatinsolvenz gestellt. Das Institut hatte Windreich Kredite in Höhe von rund 75 Millionen Euro gewährt, für die Balz persönlich bürgte.
Balz lässt sich von all dem nicht beirren: «Als überzeugter Unternehmer habe ich alles für die Energiewende riskiert», sagt er. «Jetzt kommen wir halt mit der Insolvenz ans Ziel.»
Dabei sind die Aussichten für das Offshore-Geschäft im vergangenen Jahr nicht unbedingt rosiger geworden. Die Bundesregierung hat ihr Ausbauziel inzwischen von 10.000 auf 6.500 Megawatt auf bis 2020 revidiert. Trotzdem tut sich etwas in der Branche: Energieriesen wie Eon setzen inzwischen radikal auf Erneuerbare Energien.
Die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) bringe eine neue Investitionswelle für die Offshore-Windenergie auf Nord- und Ostsee, sagte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (
SPD) im Herbst auf einer Branchenmesse. Die Branche habe nun Planungssicherheit, sagt auch ein Sprecher der Stiftung Offshore Windenergie. Ende 2015, rechnet er, sei die erste Ausbauwelle abgeschlossen.
Windreich hat das bislang nicht geholfen. Insolvenzverwalter Holger Blümle setzt auf den Verkauf des in Planung befindlichen Parks Meg I. Doch prominente Investoren wie
EnBW winkten bislang ab.
Balz feilt inzwischen an einem eigenen Plan. Er hat sich namhafte Partner gesucht. Um seine Privatinsolvenz kümmert sich Arndt Geiwitz, der die Pleite der Drogeriemarktkette Schlecker verwaltete. Bei der Erstellung eines Insolvenzplans für seine Firma hilft ihm Volker Grub, der unter anderem den Unterwäschehersteller Schiesser durch die Insolvenz führte.
Im September hatte sich Balz als Haupteigner wieder zum Geschäftsführer von Windreich GmbH bestellt. Balz war im vergangenen Jahr als Firmenchef abgetreten und hatte seine Anteile an eine Rechtsanwaltskanzlei für eine gewisse Zeit treuhänderisch abgegeben.
Weil sich die Insolvenz hinzog, fielen die Anteile wieder an ihn zurück. Zwar hat er während des Insolvenzverfahrens keinerlei Möglichkeiten, in den Geschäftsbetrieb einzugreifen. Trotzdem feilt er an eigenen Ideen.
«Wir planen, zum alten Windreich-Konzept zurückzukehren», sagt Balz' Berater Volker Grub. «Wir wollen jedes Jahr ein Projekt auf den Weg bringen.» Als erstes sollen die restlichen Anteile der bereits fertiggestellten Windpark Global Tech I verkauft werden. Das brächte 180 Millionen Euro ein, sagt Grub. «Damit könnten die drängendsten Gläubiger abgelöst werden.»
Ob allerdings auch die Anleihezeichner, die Balz nach eigenen Worten so am Herzen liegen, am Ende ausgezahlt werden, ist offen. Rechtsanwalt Klaus Nieding, der Anleihe-Besitzer mit Forderungen über 50 Millionen Euro vertritt, hat seine Zweifel. «Bislang fehlen greifbare Anhaltspunkte», sagt er. (dpa)