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13.04.2008 | 10:10 | Naturstoffe 

Antibiotika aus Alligatorblut

New Orleans - Das Blut von Alligatoren könnte als Grundstoff für eine neue Art von Antibiotika dienen.

Alligatorblut
(c) proplanta
Diese sollen auf Infektionen durch Geschwüre, Verbrennungen und solche Krankheitserreger abzielen, denen mit den aktuell verfügbaren Antibiotika nicht mehr beizukommen ist. Auf der Frühjahrs-Tagung der American Chemical Society haben Mark Merchant von der McNeese State University und Lancia Darville von der Louisiana State University die Ergebnisse ihrer Forschung vorgestellt.

Die Besonderheit des Alligatoren-Immunsystems liegt in der Fähigkeit auch unbekannte Erreger und Bakterien schnell effektiv abwehren zu können. Auch besitzen Krokodile, die sich gegenüber ihren Artgenossen sehr aggressiv verhalten und durch Kämpfe häufig Verletzungen davontragen, ein rasches Wundheilungsvermögen. Die Krokodilswunden heilen ab, ohne dass sich Infektionen ausbilden, obwohl die Reptilien in Sümpfen - geeigneten Brutstätten für Bakterien - leben. Den Grund für diese starke Immunabwehr sehen die US-Forscher in einer bestimmten Eiweißart, kationische Peptide genannt, die im Blut der Alligatoren vorkommt. Diese Proteine würden die Zellmembran der krankheitserregenden Mikroorganismen zerstören, sodass sie absterben.

Im Laborversuch haben die Forscher diese Komponenten aus dem Blut der Reptilien isoliert und die Abwehrkraft auf verschiedene Bakterienstämme untersucht. Bereits kleine Mengen des Proteins konnten so Stämme des MRSA-Bakteriums und des weit verbreiteten Pilz-Bakteriums Candida albicans töten. Der Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) kann bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem zu lebensgefährlichen Erkrankungen wie Lungenentzündungen, Blutvergiftungen oder dem Toxischen Schock-Syndrom führen. MRSA ist resistent gegen die meisten Antibiotika. Merchant und seine Kollegen wollen nach den erfolgreichen Tests nun die genaue Struktur der Eiweißmoleküle, die das Immunsystem der Alligatoren so stärken, erforschen. Daraus sollen Rückschlüsse auf einen Einsatz für zukünftige Antibiotika gewonnen werden.

"Hinsichtlich der Antibiotikaresistenz ist es sehr wichtig, sowohl neue Varianten mit hoher Trefferquote zu entwickeln, als auch Antibiotika immer sparsam einzusetzen", sagt Öcotrophologin Rose Schraitle vom Bundesverband der Arzneimittelhersteller. "Die Mikroorganismen, die eigentlich durch die Antibiotika angegriffen werden sollen, können sich aber extrem gut auf die Lebensbedingungen einstellen, sodass sie sich an alle Antibiotika gewöhnen können. Es gibt aber keine Prognosemöglichkeiten, wie schnell dies geschieht. Aber auch bei einer so exotischen Herangehensweise wird es höchstwahrscheinlich im Laufe der Zeit zu Resistenzen kommen", so Schraitler weiter.

Die US-Forscher räumen zudem ein, dass das menschliche Immunsystem die Alligator-Proteine als Fremdkörper abstoßen und durch Antikörper zerstören können, so dass die Wirksamkeit verloren geht. Darville verwies auf die Möglichkeit, einen synthetischen Wirkstoff herzustellen, wenn die Proteinstruktur ergründet sei. "Dennoch ist es nicht einfach ein antimikrobielles Peptid für die klinische Anwendung nachzuahmen", so Darville. Zumal noch ungewiss ist, inwieweit die Proteine in hohen Dosen verabreicht toxisch wirken können, was bei einer so breiten antibakteriellen und antiviralen Wirkung nicht auszuschließen sei. Die Studienautoren gehen aber davon aus, dass es möglich sei innerhalb der nächsten zehn Jahre ein effektives und verträgliches Medikament aus Alligatorblut in Form von Tabletten oder Cremes zu entwickeln. (pte)
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