In einer am Sonntag veröffentlichten Studie kommt der Berliner Ökonomie-Professor Georg Erdmann zu dem Ergebnis, dass die Kraftwerke des Lausitzer und Mitteldeutschen Reviers ihren Kohlendioxidausstoß bis 2050 planmäßig um 95 Prozent gegenüber 1990 reduzieren.
Das geschehe aber nicht linear. So gebe es nach dem ersten kräftigen Rückgang am Anfang derzeit eine Plateau-Phase mit nur leicht sinkenden Emissionen. Ab 2030 erwartet der Energieexperte wieder eine Beschleunigung.
Für sein Gutachten hatte Erdmann im Auftrag der sächsischen Regierung die Kohlendioxid(CO2)-Emissionen der Braunkohlekraftwerke und deren Verträglichkeit mit den deutschen Klimazielen untersucht. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (
CDU) sieht sich durch das Ergebnis in seiner Haltung bestärkt, dass die Ost-Braunkohlekraftwerke das Klimaziel auch ohne die angestrebte Zusatzabgabe erfüllen.
Laut der Studie haben die Anlagen ihre Emissionen bis 2014 durch Modernisierung und Sanierung um 45 Millionen Tonnen oder 40 Prozent verringert. «Ohne diesen Beitrag hätte Deutschland die international zugesagten Reduktionsziele für die Kyoto-Periode nicht erreicht», erklärte Erdmann. Er verwies auf 8.750 Megawatt stillgelegte und 4.095 Megawatt neu errichtete effiziente Braunkohlekraftwerksleistung seit 1990 in der Lausitz. Zudem seien dort rund 4.000 Megawatt mit moderner Umwelttechnik nachgerüstet und aufgewertet worden.
Zur schrittweisen Verringerung der jährlichen CO2-Emissionen trage zudem bei, dass die modernen Braunkohleblöcke wegen des Ausbaus der erneuerbaren Elektrizitätserzeugung zunehmend im Teilbetrieb gefahren werden. Erdmann geht vom stetigen Rückgang der Jahresvolllaststunden bis 2040 auf 60 Prozent aus. Mit der Abschaltung des Blocks Boxberg R voraussichtlich 2062 wäre die Braunkohleverstromung in den neuen Bundesländern beendet - sofern nicht in neue Anlagen und Tagebaue investiert wird.
Der Energieexperte sieht keinen erkennbaren Grund für neue politische Interventionen zulasten der Kraftwerksbetreiber, Zulieferer und Standortgemeinden. Ein vorübergehend unterproportionaler Rückgang der Emissionen reiche nicht als Begründung, einer vom
Strukturwandel gezeichneten Region eine noch wesentliche ökonomische Grundlage zu entziehen.
Mit dem umstrittenen Klimabeitrag für fossile Kraftwerke wäre nach Berechnungen von Gutachtern vom April die damit erreichte Reduktion 2020 mit 35 Millionen Tonnen
CO2 noch deutlich höher als das Ziel von 22 Millionen Tonnen. Da könne fast der Eindruck entstehen, «als ginge es nicht um
Klimaschutz, sondern eine gezielte politische Maßregelung gegen die Braunkohleverstromung». (dpa)