Vorhersagen für die Entwicklung des CO2-Ausstoßes seien schwierig, sagte Niklas Höhne vom Kölner New Climate Institute am Donnerstag in einem Briefing des Science Media Center. Das hänge davon ab, wie schnell die Wirtschaft sich erhole, und wie Programme für die Konjunktur gestaltet würden.
Die «schlechteste aller Möglichkeiten» sei, Maßnahmen für den
Klimaschutz zurückzufahren, so dass es letztlich mehr Emissionen gebe. «Wir wollen alle, dass die Wirtschaft wieder läuft, aber wie sie läuft, dass ist der Punkt.»
Weil etwa die Industrie weniger produziert und Flugzeuge am Boden bleiben, ist der Treibhausgas-Ausstoß derzeit viel niedriger als sonst. Reimund Schwarze vom Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) sagte, ersten Beobachtungen zufolge könnten es 5,5 Prozent weniger als 2019 werden oder sogar noch weniger. Das sei «in der Industriegeschichte einmalig» - der Zweite Weltkrieg und alle Rezessionen hätten einen kleineren Effekt auf die Emissionen gehabt.
Wegen der Krise wurde auch die für November geplante
Weltklimakonferenz in Glasgow aufs kommende Jahr verschoben. Das sei schmerzhaft, weil das Regelwerk für die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens abgeschlossen werden müsse, sagte Schwarze. Man müsse nun auch mit virtuellen Verhandlungen zu einer schnellen Lösung kommen.
Wolfgang Obergassel vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie sagte, formell ändere sich zwar der Zeitplan der Klimadiplomatie nicht, aber der politische Druck sei ohne den Gipfel «erst mal weg». In Glasgow sollte eigentlich eine Bestandsaufnahme der neuen, ehrgeizigeren nationalen Klimaschutzpläne gemacht werden.