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18.09.2012 | 21:15 | Alte Getreidesorten 

Schmackhafte Wiederauferstehung: Der Dickkopfweizen

Nürtingen - Ein ehemaliger Professor der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) und ein Bäckerhaus haben sich die Rettung des ausgestorbenen Dickkopfweizens auf die Fahnen geschrieben.

Prof. Dr. Jan Sneyd: Die alte Dickkopfweizensorte kann problemlos mit modernen Hochzuchtsorten konkurrieren.
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Prof. Dr. Jan Sneyd: Die alte Dickkopfweizensorte kann problemlos mit modernen Hochzuchtsorten konkurrieren. (c) renner/hfwu
Jetzt ist die erste große Ernte eingebracht und die ersten „Dickköpfle“ sind gebacken. Die schmackhaften Produkte könnten nicht nur die Verbraucher überzeugen. Die Rettung des hochwertigen Brotweizens steht auch beispielhaft für die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Regionalität bei der Erzeugung von Lebensmitteln.

Die jahrelangen Rekultivierungsmaßnahmen von Prof. Dr. Jan Sneyd, ehemaliger Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen (HfWU), haben im wahrsten Sinn des Wortes Früchte getragen.

Die erste große Ernte des Schwäbischen Dickkopf-Landweizens ist jetzt eingebracht worden. Und der Dickkopfweizen ist von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in die „Rote Liste bedrohter, einheimischer Nutzpflanzen“ aufgenommen worden. Der Schwäbische Dickkopf-Landweizen bleibt damit als Kulturgut und Lebensmittel erhalten.

Erfolgreich war auch die Anerkennung des Dickkopfweizens als „Slow-Food-Arche“-Kandidat. Mittlerweile sind die Prüfungen soweit fortgeschritten, dass die aus dem Dornröschenschlaf erweckte Weizenart kurz vor der Aufnahme als „Slow Food Arche Passagier“ steht. Dies berichtete Prof. Dr. Roman Lenz, Vorsitzender des Convivium Slow-Food Stuttgart, im Rahmen eines Pressetermins zum Stand der Dickkopfweizenrettung beim Bäckerhaus Veit in Bempflingen.

Das Arche-Projekt der Slow Food Stiftung für biologische Vielfalt schützt weltweit mehr als tausend regional wertvolle Lebensmittel, Nutztierarten und Kulturpflanzen vor dem Vergessen.

Über fünf Tonnen des Retroweizens hat der Haldenhof in Beuren jetzt geerntet. Knapp vier Tonnen stehen nach der Reinigung für die Vermahlung und Verarbeitung zu den ersten, handwerklich hergestellten ,,Dickköpfle“-Backwaren zur Verfügung. „Für mich hat sich mit diesem Projekt eine ganz neue Sicht auf das Prinzip der Nachhaltigkeit eröffnet, das wir seit Jahren verfolgen“, so die Geschäftsführerin des Bäckerhaus Veit, Erdmute Veit-Murray.

Laut Prof. Sneyd überzeugt der Dickkopfweizen nicht nur durch gute Erträge und die Winterfestigkeit. Die vor 50 Jahren praktisch ausgestorbene und nun wieder angebaute Weizenart hat auch sehr gute Backeigenschaften. Zudem zeigen die Analysen verschiedener Labors einen überdurchschnittlichen Protein- und Mineralstoffgehalt und einen doppelt so hohen Anteil an Carotinoiden wie in gängigen Weißmehlsorten. Die Dickkopfweizen-Backwaren könnten daher viele Antioxidantien enthalten, die für einen gesunden Stoffwechsel wichtig sind.

Das Bäckerhaus Veit plant nun, dass neben dem Haldenhof in Beuren im kommenden Jahr auch auf dem Tannenhof von Heinrich Bazlen in Metzingen der Dickkopfweizen angebaut werden soll. Darüber hinaus setzt sich die Bäckerei für eine Biovermehrung des Weizens und eine Kooperation mit Landwirt Fuhr und der Vollkornbäckerei Berger in Reutlingen ein.

Den Geschmack der nahrhaften Dickköpfle können Interessierte beim „Slow Food Archemarkt“ im Freilichtmuseum Beuren am 23. September testen und beim 1. Veit Bauern- und Biosphärenmarkt am 21. Oktober in Bempflingen. (HfWU)
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