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20.06.2009 | 15:07 | Tierforschung  

Fehlendes Gen macht Mäuse dick

Bad Nauheim - Forscher des Max-Planck-Instituts für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim haben mit Kollegen der Universitäten Halle, Leipzig und Berlin herausgefunden, dass ein fehlendes Gen zur Fettleibigkeit bei Mäusen führt.

Feldmaus
(c) proplanta
Das Wissenschaftsteam hat auch entdeckt, dass nicht nur der Hypothalamus im Gehirn eine wichtige Rolle bei der Fettregulation im Körper spielt, sondern dass auch Nerven, die außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks liegen, an diesem fein abgestimmten Prozess beteiligt sind. Die Entdeckung, über die die Wissenschaftler im Fachmagazin PloS one berichtet haben, soll in Zukunft auch für die Humanmedizin Hinweise liefern.

Den Hinweis darauf haben gentechnisch veränderte Mäuse geliefert, bei denen das Gen Nscl-2 ausgeschaltet worden war. Dieses Gen ist normalerweise nur in Nervenzellen aktiv. "Mäuse, denen Nscl-2 fehlte, haben eine massive Fettleibigkeit entwickelt", berichtet Forschungsleiter Thomas Braun vom Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung. Zudem konnten die Wissenschaftler im Fettgewebe deutlich weniger Nerven finden. Besonders die kleinen Nervenfasern sowie diejenigen des vegetativen Nervensystems fehlten. Dadurch war die Informationsübertragung im Fettgewebe bei diesen Tieren deutlich reduziert.

Da Nervenfasern normalerweise entlang kleiner Blutgefäße, den Kapillaren, verlaufen, vermutete Braun einen Einfluss auf das Kapillarnetzwerk. "Erst seit Kurzem ist bekannt, dass Gefäß- und Nervensystem intensiv miteinander kommunizieren. Deshalb überraschte es uns nicht, als wir sahen, dass im Fettgewebe nicht nur Nervenfasern fehlen, sondern auch viel weniger Kapillaren vorhanden sind", so der Forscher. In vergleichenden Untersuchungen von den gentechnisch veränderten Mäusen mit Wildtypen konnten die Wissenschaftler feststellen, dass der Anteil unreifer "kleiner" Fettzellen bei den Nscl-2-defizienten Mäusen um den Faktor sieben erhöht war.

Vor allem ein Subtyp dieser Fettzellen, den die Forscher im Gewebe von Wildtyp-Mäusen überhaupt nicht fanden, konnten sie bei Nscl-2-defizienten Mäusen in großer Zahl nachweisen. "Die Hauptbotschaft der Forschung ist, dass das periphere Nervensystem den Stoffwechsel der Fettzellen beeinflusst", erklärt Braun. Die Forscher vermuten, dass die erhöhte Anzahl unreifer Fettzellen dafür verantwortlich ist, dass es den übergewichtigen Tieren vergleichsweise gut geht, obwohl sie aufgrund ihrer Fettsucht eigentlich Typ II-Diabetes entwickeln müssten.

Derzeit könne man noch keinen direkten Nutzen für Adipositas-Patienten ableiten. Die Tatsache, dass die Mäuse mit dem fehlenden Ncsl-2 zwar nach der Pubertät fett werden, aber entgegen der Erwartung keine Typ II-Diabetes entwickelten, weckt bei den Wissenschaftlern aber die Hoffnung, dass Betroffene auf lange Sicht von der Entdeckung des neuen Mechanismus profitieren werden. So wäre es denkbar, mittels des jetzt aufgedeckten Mechanismus Einfluss auf die Reifung von Fettzellen zu nehmen, um damit die Stoffwechselregulation zu verbessern. "Das Prader-Willi-Symptom ist eine Erkrankung, bei der es zur Fettleibigkeit kommt. Man weiß heute, dass Ursache eine Fehlregulation von Nectin ist", so Braun. "Die Regulationsmechanismen sind noch nicht endgültig geklärt. Bekannt ist, dass Nscl-2 an der Regulation von Nectin beteiligt ist." (pte)
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