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05.04.2009 | 07:06 | Entomologie 

Schmeißfliege heilt Wunden: Insektenforscher suchen Wirkstoffe gegen Krankheiten

Bonn - Insekten produzieren eine Fülle von chemischen Substanzen, um sich gegen Feinde und Krankheiten zu schützen und um sich Nahrungsquellen zu erschließen.

Insektenforschung
(c) Darren Baker - fotolia.com
Professor Andreas Vilcinskas stellte bei der Entomologentagung 2009 in Göttingen potenzielle Einsatzmöglichkeiten dieser Stoffe in der "roten", "grünen" und "weißen" Biotechnologie vor. "Besonders die Humanmedizin steht vor großen Herausforderungen", machte der Gießener Wissenschaftler deutlich. "Da sich Resistenzen gegen die existierenden Antibiotika ausbreiten und viele scheinbar ausgerottete Krankheiten zurückkehren, braucht man neue Wirkstoffe, mit denen Infektionskrankheiten therapiert werden können."

Bei der Suche nach neuen Substanzen interessieren Vilcinskas und sein Forscherteam nicht nur Moleküle, die direkt von den Insekten, sondern auch in Verbindung mit deren symbiotischen und pathogenen Mikroorganismen gebildet werden. Als vielversprechende Quelle hat sich unter anderem die Schmeißfliege Lucilia sericata erwiesen, die erfolgreich bei schwer heilenden Wunden eingesetzt wird. Ihre Larven werden von den Gießener Wissenschaftlern analysiert, um Verbindungen zu finden, die die Wundheilung fördern, die resistente Krankheitserreger abtöten oder nekrotische Gewebe zerstören, ohne das gesunde Gewebe anzugreifen.

Auch in der Wachsmotte Galleria mellonella stecken riesige Potenziale: Die Wissenschaftler entdeckten in den Raupen ein Eiweiß, das die Gifte von gefährlichen Bakterien wie Cholera- und Wundbranderreger neutralisiert. Als weitere untersuchte Art nannte Vilcinskas die Rattenschwanz-Larve, das Jugendstadium der "Mistbiene", die in Gülle und Jauche unter anaeroben Bedingungen überleben kann und dort zahlreichen Krankheitserregern ausgesetzt ist. "Allein hier haben wir 19 verschiedene Peptide antibiotischer Substanzen nachgewiesen, von denen einige recht vielversprechend sind."

Die Chancen für weitere Forschung und die Entdeckung von neuen Substanzen sind jedenfalls groß. Mit bis zu sechs Millionen Arten bieten die Insekten ungeheure biochemische Möglichkeiten. Über die mit ihnen assoziierten Mikroorganismen ist bislang nur sehr wenig bekannt. (aid)
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