Sonntag, 04.06.2023 | 17:15:58
Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
03.09.2011 | 22:35 | Spinnen 

Spinnenseide hilft beim Züchten künstlicher Haut

Hannover - Spinnenseide hilft beim Züchten künstlicher Haut und könnte damit chronische Wunden und Verbrennungen heilen.

Spinnenseide
Das ist das Ergebnis einer Doktorarbeit an der Medizinischen Hochschule Hannover, die jetzt im Wissenschaftsjournal «PLoS ONE» veröffentlicht wurde. Spinnenseide sei den Aufgaben der Haut bestens gewachsen: Sie sei sehr stark, dehnbar und werde vom menschlichen Körper toleriert, erläuterte Doktorandin Hanna Wendt, die im Forschungszentrum der Klinik für Plastische Hand- und Wiederherstellungschirurgie mit Spinnenseide experimentierte. Hier hatten Forscherinnen in der Vergangenheit bereits herausgefunden, dass sich mit den aus der «Goldenen Radnetzspinne» gewonnenen Fäden Nerven reparieren lassen.

Die Wissenschaftlerinnen «melken» die tropischen Krabbeltiere regelmäßig. Mit einer eigens dafür konstruierten Kurbelmaschine ziehen sie aus jedem Spinnen-Hinterteil einen bis zu 400 Meter lange Seidenfaden. Dieser Faden wird auf einen rechteckigen Rahmen gewickelt, wobei eine Fläche aus kleinen Maschen entsteht. Hanna Wendt trug Hautzellen auf diese Maschen auf und versorgte sie mit Nährstoffen, Wärme und Luft. Dabei wuchsen sie zu zwei übereinanderliegenden gewebeähnlichen Hautschichten heran.

Im Tierversuch muss sich nach Angaben der Hochschule nun zeigen, wie gut dieser Ersatz anwächst. Um Spinnenseide in der Klinik einsetzen zu können, müsste sie allerdings synthetisch hergestellt werden, damit sie in ausreichender Menge vorhanden ist. Die Forschungen zur Reparatur von Nerven mit Spinnenseide gehen Laborleiterin Kerstin Reimers zufolge gut voran. «Der erste Großtierversuch mit einem Schaf wurde sehr zufriedenstellend abgeschlossen», sagte Reimers am Mittwoch. Die aus Proteinen bestehenden Spinnenfäden wurden schon im Mittelalter als Heilmittel eingesetzt und auf Wunden gelegt.

Ob das Wundermittel das Züchten künstlicher Haut voranbringt, müssen die weiteren Forschungen zeigen. Wissenschaftler versuchen seit langem, künstliche Haut herzustellen, um Menschen mit chronischen Wunden oder Verbrennungsopfern zu helfen. Derzeit wird sie bereits in der Kosmetikindustrie eingesetzt, um Produkte auf Hautirritationen zu testen. Tierversuche werden auf diese Weise überflüssig. Im Fraunhofer Institut für Grenzflächen und Bioverfahrenstechnik in Stuttgart ist sogar eine Anlage entwickelt worden, die künstliche Haut maschinell herstellt. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Kosten für Bewässerung in Landwirtschaft steigen

 Milchbauern fordern wegen sinkender Erlöse Politik zum Handeln auf

 Thüringens Agrarministerin will Ökolandbau-Anteil bis 2027 auf Bundesniveau

 Mehlschwalben und Mauersegler machen sich rar

 BN-Chef hält Angst vor Wölfen für unbegründet

 Offener Brief an Umweltministerin Lemke zur Trophäenjagd

 Installation von Balkonkraftwerken soll erleichtert werden

 Nordzucker trotzt Krisen und steigert den Gewinn deutlich

 Mehr Fläche, weniger Bürokratie: Habeck will mehr Windkraft an Land

 Schutz von Bestäubern laut FAO entscheidend