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31.08.2016 | 06:37 | Umwelt- und Bodenschutz 
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Unkrautbekämpfung ohne Glyphosat

Zollikofen - Ein Forschungsteam von Agronom/innen der Berner Fachhochschule hat den Nachweis erbracht: Mit Direktsaat sowie der richtigen Gründüngung lässt sich Unkraut ohne das umstrittene Herbizid Glyphosat bekämpfen und gleichzeitig der Boden vor Erosion schützen.

Unkrautbekämpfung
(c) proplanta
Das von den Wissenschaftlern zur Reife gebrachte Verfahren ist somit die Kombination von Umwelt- und Bodenschutz im Ackerbau.

Seit die Internationale Agentur für Krebsforschung der WHO den Unkrautvertilger Glyphosat als «wahrscheinlich krebserregend» eingestuft hat, streiten sich Politik und Wissenschaft über dessen Schädlichkeit für Mensch und Umwelt. Fast völlig unbeachtet bleibt hingegen ein anderes dringliches Problem, das mit der Unkrautbekämpfung zusammenhängt: die Bodenerosion.

Um Unkraut zu unterdrücken, kommen heute im Wesentlichen zwei Methoden zur Anwendung: Herbizide spritzen bzw. die Böden maschinell wenden – zum Beispiel mit dem Pflug. Diese intensive Bodenbearbeitung hat jedoch ebenfalls ihren Preis: Allein in der Schweiz werden als Folge davon jährlich bis zu 840‘000 Tonnen Erde aus Landwirtschaftsflächen abgeschwemmt.

Zwei Fliegen auf einen Schlag



«Um den Boden zu schonen und gleichzeitig die Umwelt zu schützen, braucht es drei Dinge», erklärt Bernhard Streit, Dozent für Verfahrenstechnik im Pflanzenbau an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL der Berner Fachhochschule: «Erstens sollte der Boden möglichst nicht bearbeitet werden. Zweitens sollte er permanent mit Pflanzen bedeckt sein und drittens braucht es eine Fruchtfolge, bei der die Kulturen ideal aufeinander abgestimmt sind.»

Unter seiner Leitung haben Agronominnen der BFH-HAFL und Agroscope im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms «Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden» (NFP 68) ein Anbausystem zur Reife gebracht, das die Böden schont und auch ohne Glyphosat- Einsatz gute Erträge liefert. Die Formel lautet: Direktsaat – ein Verfahren, bei dem die Böden gar nicht bearbeitet werden – kombiniert mit Gründüngung als Zwischenkultur.

Gründünger als Schlüssel zum Erfolg



 Letztere ist der Schlüssel zum Erfolg. Denn Zwischenkulturen wie etwa Futtererbsen erledigen gleich mehrere Aufgaben: Sie dämmen das Unkraut ein, fördern die Bodenfruchtbarkeit, machen Nährstoffe besser verfügbar und verringern die Erosionsgefahr. Die Kunst: Es gilt, das richtige Gemenge an Gründünger, die ideale Fruchtfolge sowie den passenden Zeitpunkt für die Aussaat zu finden.

«Im bisherigen Projekt konnten wir erst für den Winterweizen nachweisen, dass die glyphosatfreie Direktsaat funktioniert», schränkt Bernhard Streit ein. Aber die gesammelten Erfahrungen lassen die Wissenschaftler/innen vermuten, dass ähnliche Systeme auch mit andern Hauptkulturen klappen könnten. Die Forschung beim Mais haben sie jedenfalls schon aufgenommen.
bfh
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Kommentare 
Landwirt schrieb am 01.09.2016 06:26 Uhrzustimmen(151) widersprechen(93)
Was ebenfalls fehlt ist die Angabe der Niederschläge. Was in der Schweiz mit teilweise über 1.000 mm funktioniert, geht in der Magdeburger Börde mit 500 mm eben nicht.
User10 schrieb am 31.08.2016 20:51 Uhrzustimmen(97) widersprechen(113)
Etwas fehlt, wie immer: Auf welchen Bodenarten haben die Forscher geforscht? Das ist für jeden Praktiker von größter Bedeutung. Denn z. B. auf leichten Sandböden wird sich die Futtererbse ohne Lockerung nach ein paar Jahren die Zähne ausbeißen; und dann?
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