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11.10.2006 | 11:23 | Molekularbiologie 

Visionär und Gen-Pionier - Craig Venter hat mit 60 hohe Ziele

New York - Der amerikanische Molekularbiologe Craig Venter will die Menschheit von Krankheiten, der globalen Erwärmung und dem Problem schrumpfender Energiereserven befreien.

DNA
(c) Remar - fotolia.com
Dass er scheinbar Unmögliches bewerkstelligen kann, hat Venter bereits bewiesen: Ihm gelang es, das menschliche Erbgut im Eiltempo und mit vergleichsweise geringen Mitteln zu entziffern. Jetzt arbeitet der unkonventionelle Gen-Pionier an künstlichen Mikroben, die die Welt vor einer Klimakatastrophe retten sollen. Auf Mikroben aus der Retorte setzt Venter auch zur Erschließung neuer Energiequellen. Seine Bakterien sollen nahezu unbegrenzt Wasserstoff und damit sauberen, billigen und ökologisch unbedenklichen Treibstoff produzieren. An diesem Samstag (14. Oktober) wird der Visionär im weißen Laborkittel 60 Jahre alt.

Schwer vorstellbar, dass Venter alle seine hoch gesteckten Ziele verwirklichen kann. Allerdings hat der Sohn eines deutschstämmigen Buchhalters aus Salt Lake City (US-Staat Utah) die Welt schon oft überrascht. Er entzifferte 1995 als erster das komplette Erbgut eines Organismus. Dem Haemophilus influenzae, Erreger vieler Kinderkrankheiten, folgte das Bakterium, das die meisten Magengeschwüre verursacht: Helicobacter pylori. Venter zerlegte auch den Syphilis-Erreger in seine DNA-Bausteine.

Parallel zum Genom des Menschen dröselte er die genetischen Baupläne der Fruchtfliege Drosophila und der Maus auf. Beide sind wichtige Modell-organismen für die Suche nach den Wurzeln von Krankheiten des Menschen. Trotz seiner bahnbrechenden Erfolge galt Venter lange als Enfant terrible der Genforschung. Das lag daran, dass er sein eigenes Unternehmen gegründet hatte, um schneller voranzukommen. Mit dem privaten Institut für Genomforschung, TIGR, verdiente er sich eine goldene Nase.

1999 gab er das Institut an seine Frau Claire Fraser ab. Auch sie ist eine bekannte Molekularbiologin. Venter hob derweil Celera Genomics in Rockville (US-Staat Maryland) aus der Taufe und landete den Coup mit einer ersten Blaupause des menschlichen Genoms - angeblich seines eigenen. Der Forscher, dem oft übergroßes Profitstreben vorgeworfen wurde, verlor 2002 seinen Posten als Präsident von Celera, weil seine Forschung nicht genug Gewinn machte.

Venter nutzte die Zeit, um auf den Spuren von Christopher Columbus zu segeln, und schuf dann aus drei bereits bestehenden Forschungsstätten eine neue gemeinnützige Einheit, das J. Craig Venter Institute. Dieses zerlegt zigtausende Mikroben aus den Straßenschluchten von New York in ihre genetischen Bausteine, um fremdartige Organismen im Falle eines Bioterror-Anschlags besser erkennen zu können. Venter schickte auch Expeditionen in den Pazifik, um aus den vulkanischen Schloten der Tiefsee Bakterien zu bergen. Andere Suchtrupps spüren Mikroorganismen in der Sargassosee des Atlantiks für ihn auf. «Wir kennen erst ein Prozent des Bakterien-Universums», sagt er und gibt sich optimistisch, dass genau dieser Mikrokosmos den Schlüssel für das Überleben der Menschen auf dem Planeten Erde birgt.

Ähnlich unkonventionell wie in der Forschung ist Craig Venter auch privat. In der Schule weigerte er sich, Klassenarbeiten zu schreiben, und wurde wegen mangelnder Disziplin ständig zur Räson gerufen. Später zog er es vor, drei Jahre in Kalifornien zu surfen, statt eine Ausbildung zu machen - bis der Vietnamkrieg dem ein Ende setzte. Als Sanitäter im Hospital der US-Navy in Danang verarztete Venter verwundete Landsleute.

«Vietnam hat ihn verändert», sagt seine Frau. «Es hat ihm den Gedanken eingeprägt, dass Zeit wertvoll ist, dass jede einzelne Minute jedes einzelnen Tages zählt.» Aus dem Krieg zurück, beschloss Venter, Arzt zu werden und in Entwicklungsländern zu arbeiten. In nur sechs Jahren absolvierte er das Studium, veröffentlichte eine Reihe von Arbeiten und promovierte. Dann jedoch kam er zu der Überzeugung, dass er mit der Suche nach den genetischen Grundlagen von Krankheiten mehr Menschen helfen könne, als in einer Arztpraxis.

Quelle: dpa 11.10.2006 / 11:07
© dpa 
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