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08.05.2007 | 07:43 | Selbstüberschätzung oder Berührungsangst? 

Warum Wissenschaftler nicht kooperieren

Bonn - Öko-Landbauforschung, Umweltforschung, Gesundheitsforschung - was sich theoretisch optimal ergänzen könnte, existiert derzeit in der wissenschaftlichen Praxis noch nahezu berührungsfrei nebeneinander.

Wissenschaftlerin
(c) dgrilla - fotolia.com
Dass dies so ist, bezweifelte keiner der Diskussionsteilnehmer am Symposium "Selbstüberschätzung, Berührungsängste oder Dialogbereitschaft? Kooperationshemmnisse und -chancen am Beispiel der Agrarforschung und der Umweltwissenschaften", das von der Geschäftsstelle des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖL) auf der 9. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau an der Universität Hohenheim veranstaltet wurde. Die Podiumsgäste Prof. Ulrich Köpke vom Institut für Organischen Landbau der Universität Bonn, Dr. Stefan Klotz, Leiter des Departments Biozönoseforschung am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig-Halle, Josef Braun, Bioland-Landwirt in Freising und Prof. Albrecht Müller, Leiter der Koordinationsstelle Umwelt an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, fanden zahlreiche Gründe für das geringe Kooperationsinteresse.

Hinderlich seien zum Beispiel die "kulturellen" Eigenheiten, die die verschiedenen Disziplinen, oft sogar schon einzelne Institute prägten, bis hin zu gravierenden Unterschieden in den verschiedenen Fachsprachen. "Jede Community hat ihre eigenen Zeitschriften und Medien", stellte Klotz fest und räumte auch für sich selbst ein, bis zur Symposiums-Einladung nur wenig über die Öko-Landbau-Forschung gelesen zu haben. Generell werde das interdisziplinäre Forschen aber bereits durch die strikte Trennung von Verantwortlichkeiten auf Ebene der Bundesministerien behindert (z.B. BMU, BMELV, BMBF). Disziplinär ausgelegte, jeweils isolierte Forschungsförderprogramme seien die Folge. Gerade bei den breit aufgestellten Lebenswissenschaftlern ist die Tendenz ausgeprägt, wissenschaftliche Fragestellungen lieber selbst zu bearbeiten, statt einen Experten der angrenzenden Disziplin hinzuzuziehen.

Köpke nannte beispielhaft Agrarwissenschaftler und Ökologen. Beide beforschen grundsätzlich die gleichen Flächen, arbeiten methodisch mit vergleichbarem Instrumentarium - doch von einer anderen Warte aus. Darum wäre es häufig sinnvoll und für das Forschungsergebnis von Bedeutung, würden die Wissenschaftler die Grenzen ihrer Disziplin akzeptieren und kooperieren: Wenn bei Fragen zum Naturschutz auf Agrarflächen Ökologen und Agrarwissenschaftler zusammenarbeiten würden oder bei Problemen des Gesundheitswertes von Lebensmitteln Mediziner, Ernährungs- und Agrarwissenschaftler.

Als eine Wurzel des Problems sprach Landwirt Josef Braun das Studium an, in dessen Verlauf angehende Wissenschaftler kaum Kontakt zu den Nachbardisziplinen hätten und sich damit das für eine gute Zusammenarbeit erforderliche Vertrauen nicht aufbauen könnte. Viele gute Gründe sprechen für Kooperationen von Wissenschaftlern. (aid)
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