Jährlich könnten auf diesem Wege mehr als 1,2 Millionen Tonnen Wasserstoff oder bis zu 44,2 Terawattstunden produziert werden, wie aus einer am Mittwoch in Hannover veröffentlichten Analyse hervorgeht. Die Stiftung Offshore-Windenergie hatte im Rahmen eines Landesförderprogramms in Niedersachsen das Beratungsunternehmen Deutsche Windguard mit der Untersuchung beauftragt.
Um diese Werte erreichen zu können, muss demnach jedoch die Offshore-Windenergie deutlich ausgebaut werden: auf mindestens 40 Gigawatt jährlich. Derzeit erzeugten Windkraftanlagen auf See jährlich etwa 7,7 Gigawatt Strom in Deutschland. Durch die Nord- und Ostsee stehen dabei insbesondere die norddeutschen Bundesländer im Fokus. Zum Vergleich: Ein großes Kohlekraftwerk hat eine Leistung von etwa einem Gigawatt.
«Grüner» Wasserstoff, der ausschließlich mit erneuerbarer Energie, also etwa Windkraft, gewonnen wird, gilt als einer der Hoffnungsträger im Kampf gegen den Klimawandel. Er kann als Basis für Kraft- und Brennstoffe dienen, um etwa in Industrie und Verkehr die Nutzung von Kohle, Öl und Erdgas abzulösen. So gewonnener Wasserstoff kann auch zur Speicherung von überschüssigem
Ökostrom dienen.
«Die Studie illustriert anschaulich, dass Offshore-Windenergie der Schlüsselfaktor zur Erreichung der
Klimaziele ist. Ohne Offshore-Ausbau werden wir weder Klimaneutralität noch die dafür nötigen Strom- und Wasserstoffmengen erreichen können», sagte Niedersachsens
Umweltminister Olaf Lies (SPD).
Nach Ergebnissen der Studie sind in Deutschland sogar bis zu 60 Gigawatt erzeugte Offshore-Windkraft möglich, sprich etwa das Achtfache der aktuellen Menge. Dafür wurden die potenziellen Flächen an Nord- und Ostsee analysiert. Demnach könnten auf der Nordsee auf einer Fläche von rund 6.000 Quadratkilometern Windkraftanlagen installiert werden, auf der Ostsee sind es rund 300 Quadratkilometer. Somit könnten die Nordsee-Bundesländer Niedersachsen und Schleswig-Holstein eine zentrale Rolle einnehmen.
«Es ist viel mehr Offshore-Windkraft möglich, als wir uns Deutschland bisher vorgenommen haben. Zum Vergleich: diese 60 Gigawatt würden in etwa die erzeugte Strommenge von 60 großen Kohlekraftwerken überflüssig machen», betonte der Minister. Dafür sind jedoch tausende weitere Windkraftanlagen notwendig. Wie viele genau, konnten Experten bei der Pressekonferenz am Mittwoch nicht genau beziffern. Dies hänge etwa davon ab, wie viel Leistung eine einzelne Anlage erreichen kann.
Die Bundesregierung will Windenergie auf See sowie an Land deutlich ausbauen, um Klimaziele zu erreichen. In einem kürzlich geschaffenen Raumordnungsplan heißt es, die Nutzungsansprüche im Meeresraum seien in den letzten Jahren größer geworden und führten zunehmend zu räumlichen Konflikten. Zu nennen seien insbesondere die großen Flächenbedarfe der Schifffahrt und der Offshore-Windenergie sowie die Ansprüche des Meeresnaturschutzes.
Der Plan koordiniere die verschiedenen Nutzungen und Funktionen der ausschließlichen Wirtschaftszone und reserviere Flächen für die einzelnen Nutzungen und Funktionen. Dadurch sollten Konflikte verringert werden. Mehrere
Umweltverbände hatten kritisiert, der
Naturschutz komme beim
Ausbau der wirtschaftlichen Nutzung von Nord- und Ostsee zu kurz.